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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Das ist für 'nen Leutnant, der Schulden hat. Aber
ein Mann wie Sie! Wollen Sie mit einem roten
Fez einem Palawer präsidieren oder mit einem
Schwiegersohn von König Mtesa Blutfreundschaft
schließen? Oder wollen Sie sich in einem Tropen¬
helm, mit sechs Löchern oben, am Kongo entlang
tasten, bis Sie bei Kamerun oder da herum wieder
heraus kommen? Unmöglich!"

"Unmöglich? Warum? Und wenn unmög¬
lich, was dann?"

"Einfach hier bleiben und Resignation üben.
Wer ist denn unbedrückt? Wer sagte nicht jeden
Tag: ,eigentlich eine sehr fragwürdige Geschichte.'
Sie wissen, ich habe auch mein Päckchen zu tragen,
nicht gerade das Ihrige, aber nicht viel leichter. Es
ist Thorheit mit dem im Urwald-Umherkriechen oder
in einem Termitenhügel nächtigen; wer's mag, der
mag es, aber für unserein ist es nichts. In der
Bresche stehen und aushalten, bis man fällt, das ist
das beste. Vorher aber im kleinen und kleinsten so
viel herausschlagen wie möglich, und ein Auge dafür
haben, wenn die Veilchen blühen oder das Luisen¬
denkmal in Blumen steht oder die kleinen Mädchen
mit hohen Schnürstiefeln über die Korde springen.
Oder auch wohl nach Potsdam fahren und in die
Friedenskirche gehen, wo Kaiser Friedrich liegt, und

Effi Brieſt
Das iſt für 'nen Leutnant, der Schulden hat. Aber
ein Mann wie Sie! Wollen Sie mit einem roten
Fez einem Palawer präſidieren oder mit einem
Schwiegerſohn von König Mteſa Blutfreundſchaft
ſchließen? Oder wollen Sie ſich in einem Tropen¬
helm, mit ſechs Löchern oben, am Kongo entlang
taſten, bis Sie bei Kamerun oder da herum wieder
heraus kommen? Unmöglich!“

„Unmöglich? Warum? Und wenn unmög¬
lich, was dann?“

„Einfach hier bleiben und Reſignation üben.
Wer iſt denn unbedrückt? Wer ſagte nicht jeden
Tag: ,eigentlich eine ſehr fragwürdige Geſchichte.‘
Sie wiſſen, ich habe auch mein Päckchen zu tragen,
nicht gerade das Ihrige, aber nicht viel leichter. Es
iſt Thorheit mit dem im Urwald-Umherkriechen oder
in einem Termitenhügel nächtigen; wer's mag, der
mag es, aber für unſerein iſt es nichts. In der
Breſche ſtehen und aushalten, bis man fällt, das iſt
das beſte. Vorher aber im kleinen und kleinſten ſo
viel herausſchlagen wie möglich, und ein Auge dafür
haben, wenn die Veilchen blühen oder das Luiſen¬
denkmal in Blumen ſteht oder die kleinen Mädchen
mit hohen Schnürſtiefeln über die Korde ſpringen.
Oder auch wohl nach Potsdam fahren und in die
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[507/0516] Effi Brieſt Das iſt für 'nen Leutnant, der Schulden hat. Aber ein Mann wie Sie! Wollen Sie mit einem roten Fez einem Palawer präſidieren oder mit einem Schwiegerſohn von König Mteſa Blutfreundſchaft ſchließen? Oder wollen Sie ſich in einem Tropen¬ helm, mit ſechs Löchern oben, am Kongo entlang taſten, bis Sie bei Kamerun oder da herum wieder heraus kommen? Unmöglich!“ „Unmöglich? Warum? Und wenn unmög¬ lich, was dann?“ „Einfach hier bleiben und Reſignation üben. Wer iſt denn unbedrückt? Wer ſagte nicht jeden Tag: ,eigentlich eine ſehr fragwürdige Geſchichte.‘ Sie wiſſen, ich habe auch mein Päckchen zu tragen, nicht gerade das Ihrige, aber nicht viel leichter. Es iſt Thorheit mit dem im Urwald-Umherkriechen oder in einem Termitenhügel nächtigen; wer's mag, der mag es, aber für unſerein iſt es nichts. In der Breſche ſtehen und aushalten, bis man fällt, das iſt das beſte. Vorher aber im kleinen und kleinſten ſo viel herausſchlagen wie möglich, und ein Auge dafür haben, wenn die Veilchen blühen oder das Luiſen¬ denkmal in Blumen ſteht oder die kleinen Mädchen mit hohen Schnürſtiefeln über die Korde ſpringen. Oder auch wohl nach Potsdam fahren und in die Friedenskirche gehen, wo Kaiſer Friedrich liegt, und

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/516>, abgerufen am 27.11.2024.