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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest

Kruse hatte nicht nötig, durch einen dreimaligen
Peitschenknips die Ankunft zu vermelden; längst hatte
man von Thür und Fenstern aus nach den Herr¬
schaften ausgeschaut, und ehe noch der Wagen heran
war, waren bereits alle Hausinsassen auf dem die
ganze Breite des Bürgersteiges einnehmenden Schwell¬
stein versammelt, vorauf Rollo, der im selben Augen¬
blicke, wo der Wagen hielt, diesen zu umkreisen
begann. Innstetten war zunächst seiner jungen Frau
beim Aussteigen behilflich und ging dann, dieser den
Arm reichend, unter freundlichem Gruß an der
Dienerschaft vorüber, die nun dem jungen Paare in
den mit prächtigen alten Wandschränken umstandenen
Hausflur folgte. Das Hausmädchen, eine hübsche,
nicht mehr ganz jugendliche Person, der ihre stattliche
Fülle fast ebenso gut kleidete, wie das zierliche
Mützchen auf dem blonden Haar, war der gnädigen
Frau beim Ablegen von Muff und Mantel behilflich
und bückte sich eben, um ihr auch die mit Pelz ge¬
fütterten Gummistiefel auszuziehen. Aber ehe sie
noch dazu kommen konnte, sagte Instetten: "Es wird
das beste sein, ich stelle Dir gleich hier unsere ge¬
samte Hausgenossenschaft vor, mit Ausnahme der
Frau Kruse, die sich -- ich vermute sie wieder bei
ihrem unvermeidlichen schwarzen Huhn -- nicht gerne
sehen läßt." Alles lächelte. "Aber lassen wir Frau

Effi Brieſt

Kruſe hatte nicht nötig, durch einen dreimaligen
Peitſchenknips die Ankunft zu vermelden; längſt hatte
man von Thür und Fenſtern aus nach den Herr¬
ſchaften ausgeſchaut, und ehe noch der Wagen heran
war, waren bereits alle Hausinſaſſen auf dem die
ganze Breite des Bürgerſteiges einnehmenden Schwell¬
ſtein verſammelt, vorauf Rollo, der im ſelben Augen¬
blicke, wo der Wagen hielt, dieſen zu umkreiſen
begann. Innſtetten war zunächſt ſeiner jungen Frau
beim Ausſteigen behilflich und ging dann, dieſer den
Arm reichend, unter freundlichem Gruß an der
Dienerſchaft vorüber, die nun dem jungen Paare in
den mit prächtigen alten Wandſchränken umſtandenen
Hausflur folgte. Das Hausmädchen, eine hübſche,
nicht mehr ganz jugendliche Perſon, der ihre ſtattliche
Fülle faſt ebenſo gut kleidete, wie das zierliche
Mützchen auf dem blonden Haar, war der gnädigen
Frau beim Ablegen von Muff und Mantel behilflich
und bückte ſich eben, um ihr auch die mit Pelz ge¬
fütterten Gummiſtiefel auszuziehen. Aber ehe ſie
noch dazu kommen konnte, ſagte Inſtetten: „Es wird
das beſte ſein, ich ſtelle Dir gleich hier unſere ge¬
ſamte Hausgenoſſenſchaft vor, mit Ausnahme der
Frau Kruſe, die ſich — ich vermute ſie wieder bei
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[76/0085] Effi Brieſt Kruſe hatte nicht nötig, durch einen dreimaligen Peitſchenknips die Ankunft zu vermelden; längſt hatte man von Thür und Fenſtern aus nach den Herr¬ ſchaften ausgeſchaut, und ehe noch der Wagen heran war, waren bereits alle Hausinſaſſen auf dem die ganze Breite des Bürgerſteiges einnehmenden Schwell¬ ſtein verſammelt, vorauf Rollo, der im ſelben Augen¬ blicke, wo der Wagen hielt, dieſen zu umkreiſen begann. Innſtetten war zunächſt ſeiner jungen Frau beim Ausſteigen behilflich und ging dann, dieſer den Arm reichend, unter freundlichem Gruß an der Dienerſchaft vorüber, die nun dem jungen Paare in den mit prächtigen alten Wandſchränken umſtandenen Hausflur folgte. Das Hausmädchen, eine hübſche, nicht mehr ganz jugendliche Perſon, der ihre ſtattliche Fülle faſt ebenſo gut kleidete, wie das zierliche Mützchen auf dem blonden Haar, war der gnädigen Frau beim Ablegen von Muff und Mantel behilflich und bückte ſich eben, um ihr auch die mit Pelz ge¬ fütterten Gummiſtiefel auszuziehen. Aber ehe ſie noch dazu kommen konnte, ſagte Inſtetten: „Es wird das beſte ſein, ich ſtelle Dir gleich hier unſere ge¬ ſamte Hausgenoſſenſchaft vor, mit Ausnahme der Frau Kruſe, die ſich — ich vermute ſie wieder bei ihrem unvermeidlichen ſchwarzen Huhn — nicht gerne ſehen läßt.“ Alles lächelte. „Aber laſſen wir Frau

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/85>, abgerufen am 27.11.2024.