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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
und her. Das klingt dann so wie seid'ne Kleider,
oder auch wie Atlasschuhe, wie die gnäd'ge Frau
eben bemerkten."

"Natürlich ist es das. Aber ich begreife nur
nicht, warum dann die Gardinen nicht abgenommen
werden. Oder man könnte sie ja kürzer machen.
Es ist ein so sonderbares Geräusch, das einem auf
die Nerven fällt. Und nun, Johanna, bitte, geben
Sie mir noch das kleine Tuch und tupfen Sie mir
die Stirn. Oder nehmen Sie lieber den Rafraichisseur
aus meiner Reisetasche ... Ach, das ist schön und
erfrischt mich. Nun werde ich hinübergehen. Er
ist doch noch da, oder war er schon aus?"

"Der gnäd'ge Herr war schon aus, ich glaube
drüben auf dem Amt. Aber seit einer Viertelstunde
ist er zurück. Ich werde Friedrich sagen, daß er
das Frühstück bringt."

Und damit verließ Johanna das Zimmer,
während Effi noch einen Blick in den Spiegel that
und dann über den Flur fort, der bei der Tages¬
beleuchtung viel von seinem Zauber vom Abend vor¬
her eingebüßt hatte, bei Geert eintrat.

Dieser saß an seinem Schreibtisch, einem etwas
schwerfälligen Cylinderbureau, das er aber, als Erb¬
stück aus dem elterlichen Hause, nicht missen mochte.

Effi Brieſt
und her. Das klingt dann ſo wie ſeid'ne Kleider,
oder auch wie Atlasſchuhe, wie die gnäd'ge Frau
eben bemerkten.“

„Natürlich iſt es das. Aber ich begreife nur
nicht, warum dann die Gardinen nicht abgenommen
werden. Oder man könnte ſie ja kürzer machen.
Es iſt ein ſo ſonderbares Geräuſch, das einem auf
die Nerven fällt. Und nun, Johanna, bitte, geben
Sie mir noch das kleine Tuch und tupfen Sie mir
die Stirn. Oder nehmen Sie lieber den Rafraichiſſeur
aus meiner Reiſetaſche … Ach, das iſt ſchön und
erfriſcht mich. Nun werde ich hinübergehen. Er
iſt doch noch da, oder war er ſchon aus?“

„Der gnäd'ge Herr war ſchon aus, ich glaube
drüben auf dem Amt. Aber ſeit einer Viertelſtunde
iſt er zurück. Ich werde Friedrich ſagen, daß er
das Frühſtück bringt.“

Und damit verließ Johanna das Zimmer,
während Effi noch einen Blick in den Spiegel that
und dann über den Flur fort, der bei der Tages¬
beleuchtung viel von ſeinem Zauber vom Abend vor¬
her eingebüßt hatte, bei Geert eintrat.

Dieſer ſaß an ſeinem Schreibtiſch, einem etwas
ſchwerfälligen Cylinderbureau, das er aber, als Erb¬
ſtück aus dem elterlichen Hauſe, nicht miſſen mochte.

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[86/0095] Effi Brieſt und her. Das klingt dann ſo wie ſeid'ne Kleider, oder auch wie Atlasſchuhe, wie die gnäd'ge Frau eben bemerkten.“ „Natürlich iſt es das. Aber ich begreife nur nicht, warum dann die Gardinen nicht abgenommen werden. Oder man könnte ſie ja kürzer machen. Es iſt ein ſo ſonderbares Geräuſch, das einem auf die Nerven fällt. Und nun, Johanna, bitte, geben Sie mir noch das kleine Tuch und tupfen Sie mir die Stirn. Oder nehmen Sie lieber den Rafraichiſſeur aus meiner Reiſetaſche … Ach, das iſt ſchön und erfriſcht mich. Nun werde ich hinübergehen. Er iſt doch noch da, oder war er ſchon aus?“ „Der gnäd'ge Herr war ſchon aus, ich glaube drüben auf dem Amt. Aber ſeit einer Viertelſtunde iſt er zurück. Ich werde Friedrich ſagen, daß er das Frühſtück bringt.“ Und damit verließ Johanna das Zimmer, während Effi noch einen Blick in den Spiegel that und dann über den Flur fort, der bei der Tages¬ beleuchtung viel von ſeinem Zauber vom Abend vor¬ her eingebüßt hatte, bei Geert eintrat. Dieſer ſaß an ſeinem Schreibtiſch, einem etwas ſchwerfälligen Cylinderbureau, das er aber, als Erb¬ ſtück aus dem elterlichen Hauſe, nicht miſſen mochte.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/95>, abgerufen am 27.11.2024.