Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.Ein toller Traum! wüßt ich, in nächster Nacht Wird dir der Schlaf ein gleiches Schreckniß bringen, So möchte diese Stunde noch der Tod Statt jenes Stuart an mein Lager treten. Ernst stand er vor mir; um den nackten Hals Trug, statt des Schmucks, er einen rothen Streifen, Und als er, wie vordem, zu leichtem Gruß Nach dem Barett auf seinem Haupte fasste, Nahm er den Kopf von seinem blutgen Rumpf, Mein Auge schloß sich; als ich's scheu geöffnet Sah wieder ich den purpurfarbnen Streifen, Er winkte mit dem Finger mir, zu folgen, Und schwand dann, rückwärts schreitend, in der Thür. Was schreckt das Traumbild mich des todten Mannes Und weckt in mir den alten Aberglauben Ein toller Traum! wüßt ich, in nächſter Nacht Wird dir der Schlaf ein gleiches Schreckniß bringen, So möchte dieſe Stunde noch der Tod Statt jenes Stuart an mein Lager treten. Ernſt ſtand er vor mir; um den nackten Hals Trug, ſtatt des Schmucks, er einen rothen Streifen, Und als er, wie vordem, zu leichtem Gruß Nach dem Barett auf ſeinem Haupte faſſte, Nahm er den Kopf von ſeinem blutgen Rumpf, Mein Auge ſchloß ſich; als ich’s ſcheu geöffnet Sah wieder ich den purpurfarbnen Streifen, Er winkte mit dem Finger mir, zu folgen, Und ſchwand dann, rückwärts ſchreitend, in der Thür. Was ſchreckt das Traumbild mich des todten Mannes Und weckt in mir den alten Aberglauben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0125" n="111"/> </l> <lg n="3"> <l>Ein toller Traum! wüßt ich, in nächſter Nacht</l><lb/> <l>Wird dir der Schlaf ein gleiches Schreckniß<lb/><hi rendition="#et">bringen,</hi></l><lb/> <l>So möchte dieſe Stunde noch der Tod</l><lb/> <l>Statt jenes Stuart an mein Lager treten.</l><lb/> <l>Ernſt ſtand er vor mir; um den nackten Hals</l><lb/> <l>Trug, ſtatt des Schmucks, er einen rothen Streifen,</l><lb/> <l>Und als er, wie vordem, zu leichtem Gruß</l><lb/> <l>Nach dem Barett auf ſeinem Haupte faſſte,</l><lb/> <l>Nahm er den Kopf von ſeinem blutgen Rumpf,</l><lb/> <l>Mein Auge ſchloß ſich; als ich’s ſcheu geöffnet</l><lb/> <l>Sah wieder ich den purpurfarbnen Streifen,</l><lb/> <l>Er winkte mit dem Finger mir, zu folgen,</l><lb/> <l>Und ſchwand dann, rückwärts ſchreitend, in der<lb/><hi rendition="#et">Thür.</hi></l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Was ſchreckt das Traumbild mich des todten<lb/><hi rendition="#et">Mannes</hi></l><lb/> <l>Und weckt in mir den alten Aberglauben</l><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0125]
Ein toller Traum! wüßt ich, in nächſter Nacht
Wird dir der Schlaf ein gleiches Schreckniß
bringen,
So möchte dieſe Stunde noch der Tod
Statt jenes Stuart an mein Lager treten.
Ernſt ſtand er vor mir; um den nackten Hals
Trug, ſtatt des Schmucks, er einen rothen Streifen,
Und als er, wie vordem, zu leichtem Gruß
Nach dem Barett auf ſeinem Haupte faſſte,
Nahm er den Kopf von ſeinem blutgen Rumpf,
Mein Auge ſchloß ſich; als ich’s ſcheu geöffnet
Sah wieder ich den purpurfarbnen Streifen,
Er winkte mit dem Finger mir, zu folgen,
Und ſchwand dann, rückwärts ſchreitend, in der
Thür.
Was ſchreckt das Traumbild mich des todten
Mannes
Und weckt in mir den alten Aberglauben
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