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Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

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An eines Königs Unverletzlichkeit?
Das Schwert des Henkers wär' wie Glas zer-
sprungen,

Wenn Gottes Will' ihn unverletzlich schuf.
Was ist die Unantastbarkeit des Königs?
Nichts als ein Vorrecht, das die Zeit ihm leiht:
Sein Urahn, ein Eroberer und Mörder
Ist der Begründer all der Heiligkeit.
Der kühne Normann, der bei Hastingsfield
Den König Harald in den Staub geworfen,
Was war er Bessres als der Cromwell heut,
Der jenen Carl bei Marston-Moor geschlagen?

Es soll nicht mehr sein blutig Haupt mich
schrecken!

Es lebt in mir: ich war ein Gotteswerkzeug,
Und auserwählt zu retten und zu strafen.
Ich sah das Schiff, vom Sturm umhergeschlagen,
Der Klippe nah, dran es zerschellen mußte:

An eines Königs Unverletzlichkeit?
Das Schwert des Henkers wär’ wie Glas zer-
ſprungen,

Wenn Gottes Will’ ihn unverletzlich ſchuf.
Was iſt die Unantaſtbarkeit des Königs?
Nichts als ein Vorrecht, das die Zeit ihm leiht:
Sein Urahn, ein Eroberer und Mörder
Iſt der Begründer all der Heiligkeit.
Der kühne Normann, der bei Haſtingsfield
Den König Harald in den Staub geworfen,
Was war er Beſſres als der Cromwell heut,
Der jenen Carl bei Marſton-Moor geſchlagen?

Es ſoll nicht mehr ſein blutig Haupt mich
ſchrecken!

Es lebt in mir: ich war ein Gotteswerkzeug,
Und auserwählt zu retten und zu ſtrafen.
Ich ſah das Schiff, vom Sturm umhergeſchlagen,
Der Klippe nah, dran es zerſchellen mußte:
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[112/0126] An eines Königs Unverletzlichkeit? Das Schwert des Henkers wär’ wie Glas zer- ſprungen, Wenn Gottes Will’ ihn unverletzlich ſchuf. Was iſt die Unantaſtbarkeit des Königs? Nichts als ein Vorrecht, das die Zeit ihm leiht: Sein Urahn, ein Eroberer und Mörder Iſt der Begründer all der Heiligkeit. Der kühne Normann, der bei Haſtingsfield Den König Harald in den Staub geworfen, Was war er Beſſres als der Cromwell heut, Der jenen Carl bei Marſton-Moor geſchlagen? Es ſoll nicht mehr ſein blutig Haupt mich ſchrecken! Es lebt in mir: ich war ein Gotteswerkzeug, Und auserwählt zu retten und zu ſtrafen. Ich ſah das Schiff, vom Sturm umhergeſchlagen, Der Klippe nah, dran es zerſchellen mußte:

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/126>, abgerufen am 21.11.2024.