Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.Was weint die Mutter Anne so, Und stützt den Kopf in Sorgen? Schlägt ihr das Mutterherz nicht froh An jedem neuen Morgen? Die Tochter kommt vom Tanz nach Haus, Die Mutter spricht: "bliebst lange aus, Kind, halte Dich in Ehren!" Die Tochter zieht ein schnippsch Gesicht,
Und spricht: "laß mich nur machen! Ich dächt, ich hielt' auf Ehr und Pflicht, Und -- kann mich selbst bewachen; Und wenn ich leicht und locker wär', Es käm wohl nicht von ungefähr, Hat alles seine Gründe. Was weint die Mutter Anne ſo, Und ſtützt den Kopf in Sorgen? Schlägt ihr das Mutterherz nicht froh An jedem neuen Morgen? Die Tochter kommt vom Tanz nach Haus, Die Mutter ſpricht: „bliebſt lange aus, Kind, halte Dich in Ehren!“ Die Tochter zieht ein ſchnippſch Geſicht,
Und ſpricht: „laß mich nur machen! Ich dächt, ich hielt’ auf Ehr und Pflicht, Und — kann mich ſelbſt bewachen; Und wenn ich leicht und locker wär’, Es käm wohl nicht von ungefähr, Hat alles ſeine Gründe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0139" n="125"/> </l> <lg n="2"> <l>Was weint die Mutter Anne ſo,</l><lb/> <l>Und ſtützt den Kopf in Sorgen?</l><lb/> <l>Schlägt ihr das Mutterherz nicht froh</l><lb/> <l>An jedem neuen Morgen?</l><lb/> <l>Die Tochter kommt vom Tanz nach Haus,</l><lb/> <l>Die Mutter ſpricht: „bliebſt lange aus,</l><lb/> <l>Kind, halte Dich in Ehren!“</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die Tochter zieht ein ſchnippſch Geſicht,</l><lb/> <l>Und ſpricht: „laß mich nur machen!</l><lb/> <l>Ich dächt, ich hielt’ auf Ehr und Pflicht,</l><lb/> <l>Und — kann mich ſelbſt bewachen;</l><lb/> <l>Und wenn ich leicht und locker wär’,</l><lb/> <l>Es käm wohl nicht von ungefähr,</l><lb/> <l>Hat alles ſeine Gründe.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0139]
Was weint die Mutter Anne ſo,
Und ſtützt den Kopf in Sorgen?
Schlägt ihr das Mutterherz nicht froh
An jedem neuen Morgen?
Die Tochter kommt vom Tanz nach Haus,
Die Mutter ſpricht: „bliebſt lange aus,
Kind, halte Dich in Ehren!“
Die Tochter zieht ein ſchnippſch Geſicht,
Und ſpricht: „laß mich nur machen!
Ich dächt, ich hielt’ auf Ehr und Pflicht,
Und — kann mich ſelbſt bewachen;
Und wenn ich leicht und locker wär’,
Es käm wohl nicht von ungefähr,
Hat alles ſeine Gründe.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |