Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.
Sie tönen lauter schon -- und wilder Saust in der Luft das Tambourin, Da treten halbvergeßne Bilder Auf's Neu vor Sittah's Seele hin. Sie ruht, wie sonst in tiefen Schluchten Und hört dem Waldesrauschen zu, Sie blickt, auf's Neu, von Felsenbuchten Auf Meeressturm und Meeresruh; Sie schaut der Abendröthe Streifen, An denen einst ihr Auge hing, Und möchte wieder danach greifen, Wie Kinder nach dem Schmetterling. Sie hört des Birkhuhns Kreischen wieder, Sie sieht das Irrlicht wieder glühn, Das längs der Haide, auf und nieder, Unstät wie sie, zu wandern schien; Sie möchte wieder, wieder wandern So weit die Himmel Gottes blaun, Auf's Neu, von einem Tag zum andern,
Sie tönen lauter ſchon — und wilder Sauſt in der Luft das Tambourin, Da treten halbvergeßne Bilder Auf’s Neu vor Sittah’s Seele hin. Sie ruht, wie ſonſt in tiefen Schluchten Und hört dem Waldesrauſchen zu, Sie blickt, auf’s Neu, von Felſenbuchten Auf Meeresſturm und Meeresruh; Sie ſchaut der Abendröthe Streifen, An denen einſt ihr Auge hing, Und möchte wieder danach greifen, Wie Kinder nach dem Schmetterling. Sie hört des Birkhuhns Kreiſchen wieder, Sie ſieht das Irrlicht wieder glühn, Das längs der Haide, auf und nieder, Unſtät wie ſie, zu wandern ſchien; Sie möchte wieder, wieder wandern So weit die Himmel Gottes blaun, Auf’s Neu, von einem Tag zum andern, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0160" n="146"/> </l> <l>Sie tönen lauter ſchon — und wilder</l><lb/> <l>Sauſt in der Luft das Tambourin,</l><lb/> <l>Da treten halbvergeßne Bilder</l><lb/> <l>Auf’s Neu vor Sittah’s Seele hin.</l><lb/> <l>Sie ruht, wie ſonſt in tiefen Schluchten</l><lb/> <l>Und hört dem Waldesrauſchen zu,</l><lb/> <l>Sie blickt, auf’s Neu, von Felſenbuchten</l><lb/> <l>Auf Meeresſturm und Meeresruh;</l><lb/> <l>Sie ſchaut der Abendröthe Streifen,</l><lb/> <l>An denen einſt ihr Auge hing,</l><lb/> <l>Und möchte wieder danach greifen,</l><lb/> <l>Wie Kinder nach dem Schmetterling.</l><lb/> <l>Sie hört des Birkhuhns Kreiſchen wieder,</l><lb/> <l>Sie ſieht das Irrlicht wieder glühn,</l><lb/> <l>Das längs der Haide, auf und nieder,</l><lb/> <l>Unſtät wie ſie, zu wandern ſchien;</l><lb/> <l>Sie möchte wieder, wieder wandern</l><lb/> <l>So weit die Himmel Gottes blaun,</l><lb/> <l>Auf’s Neu, von einem Tag zum andern,</l><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [146/0160]
Sie tönen lauter ſchon — und wilder
Sauſt in der Luft das Tambourin,
Da treten halbvergeßne Bilder
Auf’s Neu vor Sittah’s Seele hin.
Sie ruht, wie ſonſt in tiefen Schluchten
Und hört dem Waldesrauſchen zu,
Sie blickt, auf’s Neu, von Felſenbuchten
Auf Meeresſturm und Meeresruh;
Sie ſchaut der Abendröthe Streifen,
An denen einſt ihr Auge hing,
Und möchte wieder danach greifen,
Wie Kinder nach dem Schmetterling.
Sie hört des Birkhuhns Kreiſchen wieder,
Sie ſieht das Irrlicht wieder glühn,
Das längs der Haide, auf und nieder,
Unſtät wie ſie, zu wandern ſchien;
Sie möchte wieder, wieder wandern
So weit die Himmel Gottes blaun,
Auf’s Neu, von einem Tag zum andern,
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