Du ruhtest besser wohl am heim'schen Strande, Im Dünensand, wo Du zu ruhn geglaubt: Ein Kuß der Liebe hätt' im Vaterlande Dem Tode seinen Stachel noch geraubt.
Doch jetzt, wo Du den bittren Kampf bestanden, Jetzt ruf ich: "Freund, wohl Dir! es ist vorbei." Schön ist das Leben, doch von tausend Banden, Ob in der Heimath, ob in fremden Landen, Macht erst der Tod die Menschenseele frei. Mir löst die Pflicht, der strenge Kerkermeister, Die Fessel nie, gleichviel ob Tag ob Nacht, Und selbst von Deinem Grabeshügel reißt er Mich unerbittlich, wenn der Tag erwacht.
Du ruhteſt beſſer wohl am heim’ſchen Strande, Im Dünenſand, wo Du zu ruhn geglaubt: Ein Kuß der Liebe hätt’ im Vaterlande Dem Tode ſeinen Stachel noch geraubt.
Doch jetzt, wo Du den bittren Kampf beſtanden, Jetzt ruf ich: „Freund, wohl Dir! es iſt vorbei.“ Schön iſt das Leben, doch von tauſend Banden, Ob in der Heimath, ob in fremden Landen, Macht erſt der Tod die Menſchenſeele frei. Mir löſt die Pflicht, der ſtrenge Kerkermeiſter, Die Feſſel nie, gleichviel ob Tag ob Nacht, Und ſelbſt von Deinem Grabeshügel reißt er Mich unerbittlich, wenn der Tag erwacht.
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Du ruhteſt beſſer wohl am heim’ſchen Strande,
Im Dünenſand, wo Du zu ruhn geglaubt:
Ein Kuß der Liebe hätt’ im Vaterlande
Dem Tode ſeinen Stachel noch geraubt.
Doch jetzt, wo Du den bittren Kampf beſtanden,
Jetzt ruf ich: „Freund, wohl Dir! es iſt vorbei.“
Schön iſt das Leben, doch von tauſend Banden,
Ob in der Heimath, ob in fremden Landen,
Macht erſt der Tod die Menſchenſeele frei.
Mir löſt die Pflicht, der ſtrenge Kerkermeiſter,
Die Feſſel nie, gleichviel ob Tag ob Nacht,
Und ſelbſt von Deinem Grabeshügel reißt er
Mich unerbittlich, wenn der Tag erwacht.
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Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/238>, abgerufen am 16.02.2025.
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