Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.
Zu Coventry, es war am hellen Tag, Sprang Einer aus dem Volk auf eine Tonne. "Landsleute, -- rief er -- hört ein Stückchen noch Von einer Medicis und Königin Mutter; -- Hieß Katharine zwar, und nicht Marie, Doch welcher Apfel fiele weit vom Stamm! Bluthochzeit feierte die Stadt Paris, Der Glocke Zeichen war in Nacht verklungen, Und durch die Straßen, wie gehetztes Wild, Wehschreiend, betend floh der Hugenott. Schon zog ein Blutstreif durch den Seine-Fluß, Schon lag verstümmelt, siebenfach durchbohrt, Auf offnem Platz der greise Coligny, Und immer noch, den Mord zum Morde mahnend, "Laßt Ader!" schrie der tückische Tavannes. Im Schlosse aber, das sie Louvre nennen, An jener hohen Bogenfenster einem, Stand König Karl, der neunte seines Namens, 12*
Zu Coventry, es war am hellen Tag, Sprang Einer aus dem Volk auf eine Tonne. „Landsleute, — rief er — hört ein Stückchen noch Von einer Medicis und Königin Mutter; — Hieß Katharine zwar, und nicht Marie, Doch welcher Apfel fiele weit vom Stamm! Bluthochzeit feierte die Stadt Paris, Der Glocke Zeichen war in Nacht verklungen, Und durch die Straßen, wie gehetztes Wild, Wehſchreiend, betend floh der Hugenott. Schon zog ein Blutſtreif durch den Seine-Fluß, Schon lag verſtümmelt, ſiebenfach durchbohrt, Auf offnem Platz der greiſe Coligny, Und immer noch, den Mord zum Morde mahnend, „Laßt Ader!“ ſchrie der tückiſche Tavannes. Im Schloſſe aber, das ſie Louvre nennen, An jener hohen Bogenfenſter einem, Stand König Karl, der neunte ſeines Namens, 12*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#STR"> <p><pb facs="#f0281" n="267"/> Zu Coventry, es war am hellen Tag,<lb/> Sprang Einer aus dem Volk auf eine Tonne.<lb/> „Landsleute, — rief er — hört ein Stückchen noch<lb/> Von einer <hi rendition="#g">Medicis</hi> und <hi rendition="#g">Königin Mutter</hi>; —<lb/> Hieß <hi rendition="#g">Katharine</hi> zwar, und nicht <hi rendition="#g">Marie</hi>,<lb/> Doch welcher Apfel fiele weit vom Stamm!<lb/> Bluthochzeit feierte die Stadt Paris,<lb/> Der Glocke Zeichen war in Nacht verklungen,<lb/> Und durch die Straßen, wie gehetztes Wild,<lb/> Wehſchreiend, betend floh der Hugenott.<lb/> Schon zog ein Blutſtreif durch den Seine-Fluß,<lb/> Schon lag verſtümmelt, ſiebenfach durchbohrt,<lb/> Auf offnem Platz der greiſe Coligny,<lb/> Und immer noch, den Mord zum Morde<lb/> mahnend,<lb/> „Laßt Ader!“ ſchrie der tückiſche Tavannes.<lb/> Im Schloſſe aber, das ſie Louvre nennen,<lb/> An jener hohen Bogenfenſter einem,<lb/> Stand König Karl, der neunte ſeines Namens,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">12*</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [267/0281]
Zu Coventry, es war am hellen Tag,
Sprang Einer aus dem Volk auf eine Tonne.
„Landsleute, — rief er — hört ein Stückchen noch
Von einer Medicis und Königin Mutter; —
Hieß Katharine zwar, und nicht Marie,
Doch welcher Apfel fiele weit vom Stamm!
Bluthochzeit feierte die Stadt Paris,
Der Glocke Zeichen war in Nacht verklungen,
Und durch die Straßen, wie gehetztes Wild,
Wehſchreiend, betend floh der Hugenott.
Schon zog ein Blutſtreif durch den Seine-Fluß,
Schon lag verſtümmelt, ſiebenfach durchbohrt,
Auf offnem Platz der greiſe Coligny,
Und immer noch, den Mord zum Morde
mahnend,
„Laßt Ader!“ ſchrie der tückiſche Tavannes.
Im Schloſſe aber, das ſie Louvre nennen,
An jener hohen Bogenfenſter einem,
Stand König Karl, der neunte ſeines Namens,
12*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |