Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.
Und zitterte. Der ungeheure Frevel Griff ihm in's Herz. Trotz Licht und Fackelglanz, Nacht war's um ihn. Er warf die Büchse fort; "Ich kann nicht schießen, Mutter!" rief der König. Da trat ein Weib hervor, schwarz war ihr Haar, Schwarz wie der Sammet ihres Schleppenkleides, Und ihrem Aug' entflammte tiefre Gluth, Als dem Rubin der ihr am Nacken blitzte. "Bist Du ein Mann!" so raunte sie ihm zu, Ein König und -- so feig? ich mag's nicht glauben!" Das zündete. Der Fürst, in falscher Scham Ergriff er neu das Rohr, sie aber rief: "Schau dort das Weib, das Hugenottenweib, -- Sie flieht und birgt den Säugling an der Brust, -- Zertritt das Raupennest!" Der König schoß; Ein Wehschrei klang herauf; doch die Entmenschte
Und zitterte. Der ungeheure Frevel Griff ihm in’s Herz. Trotz Licht und Fackelglanz, Nacht war’s um ihn. Er warf die Büchſe fort; „Ich kann nicht ſchießen, Mutter!“ rief der König. Da trat ein Weib hervor, ſchwarz war ihr Haar, Schwarz wie der Sammet ihres Schleppenkleides, Und ihrem Aug’ entflammte tiefre Gluth, Als dem Rubin der ihr am Nacken blitzte. „Biſt Du ein Mann!“ ſo raunte ſie ihm zu, Ein König und — ſo feig? ich mag’s nicht glauben!“ Das zündete. Der Fürſt, in falſcher Scham Ergriff er neu das Rohr, ſie aber rief: „Schau dort das Weib, das Hugenottenweib, — Sie flieht und birgt den Säugling an der Bruſt, — Zertritt das Raupenneſt!“ Der König ſchoß; Ein Wehſchrei klang herauf; doch die Entmenſchte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#STR"> <p><pb facs="#f0282" n="268"/> Und zitterte. Der ungeheure Frevel<lb/> Griff ihm in’s Herz. Trotz Licht und Fackelglanz,<lb/> Nacht war’s um ihn. Er warf die Büchſe fort;<lb/> „Ich <hi rendition="#g">kann</hi> nicht ſchießen, Mutter!“ rief der</p> </sp><lb/> <sp who="#KÖN"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Da trat ein Weib hervor, ſchwarz war ihr Haar,<lb/> Schwarz wie der Sammet ihres Schleppenkleides,<lb/> Und ihrem Aug’ entflammte tiefre Gluth,<lb/> Als dem Rubin der ihr am Nacken blitzte.<lb/> „Biſt Du ein Mann!“ ſo raunte ſie ihm zu,<lb/> Ein König und — ſo feig? ich mag’s nicht<lb/> glauben!“<lb/><hi rendition="#g">Das</hi> zündete. Der Fürſt, in falſcher Scham<lb/> Ergriff er neu das Rohr, ſie aber rief:<lb/> „Schau dort das Weib, das Hugenottenweib, —<lb/> Sie flieht und birgt den Säugling an der<lb/> Bruſt, —<lb/> Zertritt das Raupenneſt!“ Der König ſchoß;<lb/> Ein Wehſchrei klang herauf; doch die Entmenſchte<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [268/0282]
Und zitterte. Der ungeheure Frevel
Griff ihm in’s Herz. Trotz Licht und Fackelglanz,
Nacht war’s um ihn. Er warf die Büchſe fort;
„Ich kann nicht ſchießen, Mutter!“ rief der
König.
Da trat ein Weib hervor, ſchwarz war ihr Haar,
Schwarz wie der Sammet ihres Schleppenkleides,
Und ihrem Aug’ entflammte tiefre Gluth,
Als dem Rubin der ihr am Nacken blitzte.
„Biſt Du ein Mann!“ ſo raunte ſie ihm zu,
Ein König und — ſo feig? ich mag’s nicht
glauben!“
Das zündete. Der Fürſt, in falſcher Scham
Ergriff er neu das Rohr, ſie aber rief:
„Schau dort das Weib, das Hugenottenweib, —
Sie flieht und birgt den Säugling an der
Bruſt, —
Zertritt das Raupenneſt!“ Der König ſchoß;
Ein Wehſchrei klang herauf; doch die Entmenſchte
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