"Das ist ein russischer Vorname, den ein Heiliger und viele russische Großfürsten führen."
"Die aber nicht Heilige zu sein brauchen, nicht wahr? . . . Und Gaston?"
"Ist ein französischer Name."
"Ja, dessen entsinn' ich mich. Ich habe mal als ein ganz junges Ding, und ich war noch nicht ein¬ gesegnet, ein Stück gesehn: "Der Mann mit der eisernen Maske." Und der mit der Maske, der hieß Gaston. Und ich weinte jämmerlich."
"Und lachst jetzt, wenn ich Dir sage: Gaston bin ich."
"Nein, ich lache nicht. Du hast auch eine Maske."
Botho wollte scherz- und ernsthaft das Gegen¬ theil versichern, aber Frau Dörr, die gerade wieder eintrat, schnitt das Gespräch ab, indem sie sich ent¬ schuldigte, daß sie so lange habe warten lassen. Aber eine Bestellung sei gekommen und sie habe rasch noch einen Begräbnißkranz flechten müssen.
"Einen großen oder einen kleinen?" fragte die Nimptsch, die gern von Begräbnissen sprach und eine
„Pitt war ein engliſcher Staatsmann.“
„Und iſt Dein Freund auch einer?“
„Um Gotteswillen. . .“
„Und Serge?“
„Das iſt ein ruſſiſcher Vorname, den ein Heiliger und viele ruſſiſche Großfürſten führen.“
„Die aber nicht Heilige zu ſein brauchen, nicht wahr? . . . Und Gaſton?“
„Iſt ein franzöſiſcher Name.“
„Ja, deſſen entſinn' ich mich. Ich habe mal als ein ganz junges Ding, und ich war noch nicht ein¬ geſegnet, ein Stück geſehn: „Der Mann mit der eiſernen Maske.“ Und der mit der Maske, der hieß Gaſton. Und ich weinte jämmerlich.“
„Und lachſt jetzt, wenn ich Dir ſage: Gaſton bin ich.“
„Nein, ich lache nicht. Du haſt auch eine Maske.“
Botho wollte ſcherz- und ernſthaft das Gegen¬ theil verſichern, aber Frau Dörr, die gerade wieder eintrat, ſchnitt das Geſpräch ab, indem ſie ſich ent¬ ſchuldigte, daß ſie ſo lange habe warten laſſen. Aber eine Beſtellung ſei gekommen und ſie habe raſch noch einen Begräbnißkranz flechten müſſen.
„Einen großen oder einen kleinen?“ fragte die Nimptſch, die gern von Begräbniſſen ſprach und eine
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„Pitt war ein engliſcher Staatsmann.“
„Und iſt Dein Freund auch einer?“
„Um Gotteswillen. . .“
„Und Serge?“
„Das iſt ein ruſſiſcher Vorname, den ein Heiliger
und viele ruſſiſche Großfürſten führen.“
„Die aber nicht Heilige zu ſein brauchen, nicht
wahr? . . . Und Gaſton?“
„Iſt ein franzöſiſcher Name.“
„Ja, deſſen entſinn' ich mich. Ich habe mal als
ein ganz junges Ding, und ich war noch nicht ein¬
geſegnet, ein Stück geſehn: „Der Mann mit der
eiſernen Maske.“ Und der mit der Maske, der hieß
Gaſton. Und ich weinte jämmerlich.“
„Und lachſt jetzt, wenn ich Dir ſage: Gaſton
bin ich.“
„Nein, ich lache nicht. Du haſt auch eine
Maske.“
Botho wollte ſcherz- und ernſthaft das Gegen¬
theil verſichern, aber Frau Dörr, die gerade wieder
eintrat, ſchnitt das Geſpräch ab, indem ſie ſich ent¬
ſchuldigte, daß ſie ſo lange habe warten laſſen.
Aber eine Beſtellung ſei gekommen und ſie habe
raſch noch einen Begräbnißkranz flechten müſſen.
„Einen großen oder einen kleinen?“ fragte die
Nimptſch, die gern von Begräbniſſen ſprach und eine
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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/105>, abgerufen am 16.02.2025.
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