Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.klar gemacht werden. Und so vergeht die Nacht "Wohl, ich sehe schon," sagte Botho, "kein Glück "Ja, wenn nicht gerade Sylvester oder Drei¬ klar gemacht werden. Und ſo vergeht die Nacht „Wohl, ich ſehe ſchon,“ ſagte Botho, „kein Glück „Ja, wenn nicht gerade Sylveſter oder Drei¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0129" n="119"/> klar gemacht werden. Und ſo vergeht die Nacht<lb/> mit lüften, putzen und ſcheuern und wenn die letzte<lb/> Klinke wieder blank iſt, iſt auch das nächſte Schiff<lb/> ſchon wieder heran. Natürlich hat alles auch ſein<lb/> Gutes und wenn man um Mitternacht Kaſſe zählt,<lb/> ſo weiß man, wofür man ſich gequält hat. „Von<lb/> nichts, kommt nichts,“ ſagt das Sprüchwort und<lb/> hat auch ganz recht und wenn ich all' die Mai¬<lb/> bowlen auffüllen ſollte, die hier ſchon getrunken<lb/> ſind, ſo müßt' ich mir ein Heidelberger Faß an¬<lb/> ſchaffen. Es bringt was ein, gewiß, und iſt alles<lb/> ſchön und gut. Aber dafür, daß man vorwärts<lb/> kommt, kommt man doch auch rückwärts und bezahlt<lb/> mit dem Beſten, was man hat, mit Leben und Ge¬<lb/> ſundheit. Denn was iſt Leben ohne Schlaf?“</p><lb/> <p>„Wohl, ich ſehe ſchon,“ ſagte Botho, „kein Glück<lb/> iſt vollkommen. Aber dann kommt der Winter<lb/> und dann ſchlafen Sie wie ſieben Dächſe.“</p><lb/> <p>„Ja, wenn nicht gerade Sylveſter oder Drei¬<lb/> königstag oder Faſtnacht iſt. Und die ſind öfter<lb/> als der Kalender angiebt. Da ſollten Sie das<lb/> Leben hier ſehen, wenn ſie, von zehn Dörfern her,<lb/> zu Schlitten oder Schlittſchuh, in dem großen Saal,<lb/> den ich angebaut habe, zuſammen kommen. Dann<lb/> ſieht man kein großſtädtiſch Geſicht mehr und die<lb/> Berliner laſſen einen in Ruh, aber der Großknecht<lb/> und die Jungemagd, die haben dann ihren Tag.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [119/0129]
klar gemacht werden. Und ſo vergeht die Nacht
mit lüften, putzen und ſcheuern und wenn die letzte
Klinke wieder blank iſt, iſt auch das nächſte Schiff
ſchon wieder heran. Natürlich hat alles auch ſein
Gutes und wenn man um Mitternacht Kaſſe zählt,
ſo weiß man, wofür man ſich gequält hat. „Von
nichts, kommt nichts,“ ſagt das Sprüchwort und
hat auch ganz recht und wenn ich all' die Mai¬
bowlen auffüllen ſollte, die hier ſchon getrunken
ſind, ſo müßt' ich mir ein Heidelberger Faß an¬
ſchaffen. Es bringt was ein, gewiß, und iſt alles
ſchön und gut. Aber dafür, daß man vorwärts
kommt, kommt man doch auch rückwärts und bezahlt
mit dem Beſten, was man hat, mit Leben und Ge¬
ſundheit. Denn was iſt Leben ohne Schlaf?“
„Wohl, ich ſehe ſchon,“ ſagte Botho, „kein Glück
iſt vollkommen. Aber dann kommt der Winter
und dann ſchlafen Sie wie ſieben Dächſe.“
„Ja, wenn nicht gerade Sylveſter oder Drei¬
königstag oder Faſtnacht iſt. Und die ſind öfter
als der Kalender angiebt. Da ſollten Sie das
Leben hier ſehen, wenn ſie, von zehn Dörfern her,
zu Schlitten oder Schlittſchuh, in dem großen Saal,
den ich angebaut habe, zuſammen kommen. Dann
ſieht man kein großſtädtiſch Geſicht mehr und die
Berliner laſſen einen in Ruh, aber der Großknecht
und die Jungemagd, die haben dann ihren Tag.
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