Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.saßen wundervoll und man hätte sie für eine Dame "Was meinen Sie, Johanna?" wiederholte die "Nun dann schlag' ich vor, daß wir nach dem "Ja, liebe Johanna, das ist alles ganz gut, aber "Freilich will ich. Ich habe da so meine Ge¬ "Aber, Johanna, der Flieder blüht ja gar nicht ſaßen wundervoll und man hätte ſie für eine Dame „Was meinen Sie, Johanna?“ wiederholte die „Nun dann ſchlag' ich vor, daß wir nach dem „Ja, liebe Johanna, das iſt alles ganz gut, aber „Freilich will ich. Ich habe da ſo meine Ge¬ „Aber, Johanna, der Flieder blüht ja gar nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0147" n="137"/> ſaßen wundervoll und man hätte ſie für eine Dame<lb/> halten können, wenn ſie nicht, während Iſabeau mit<lb/> dem Wirthe ſprach, den einen Handſchuhknopf, der<lb/> aufgeſprungen war, mit den Zähnen wieder zuge¬<lb/> knöpft hätte.</p><lb/> <p>„Was meinen Sie, Johanna?“ wiederholte die<lb/> Königin ihre Frage.</p><lb/> <p>„Nun dann ſchlag' ich vor, daß wir nach dem<lb/> Dorfe zurück gehn, von dem wir gekommen ſind.<lb/> Es hieß ja wohl Zeuthen und ſah ſo romantiſch<lb/> und ſo melancholiſch aus und war ein ſo hübſcher<lb/> Weg hierher. Und zurück muß er eigentlich eben<lb/> ſo hübſch ſein oder vielleicht noch hübſcher. Und<lb/> an der rechten, das heißt alſo von hier aus an der<lb/> linken Seite, war ein Kirchhof mit lauter Kreuzer<lb/> drauf. Und ein ſehr großes von Marmohr.“</p><lb/> <p>„Ja, liebe Johanna, das iſt alles ganz gut, aber<lb/> was ſollen wir damit? Wir haben ja den Weg ge¬<lb/> ſehen. Oder wollen Sie den Kirchhof . . .“</p><lb/> <p>„Freilich will ich. Ich habe da ſo meine Ge¬<lb/> fühle, beſonders an ſolchem Tage wie heute. Und<lb/> es iſt immer gut, ſich zu erinnern, daß man ſterben<lb/> muß. Und wenn dann der Flieder ſo blüht . . .“</p><lb/> <p>„Aber, Johanna, der Flieder blüht ja gar nicht<lb/> mehr, höchſtens noch der Goldregen und der hat<lb/> eigentlich auch ſchon Schoten. Du meine Güte,<lb/> wenn Sie ſo partout für Kirchhöfe ſind, ſo können<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [137/0147]
ſaßen wundervoll und man hätte ſie für eine Dame
halten können, wenn ſie nicht, während Iſabeau mit
dem Wirthe ſprach, den einen Handſchuhknopf, der
aufgeſprungen war, mit den Zähnen wieder zuge¬
knöpft hätte.
„Was meinen Sie, Johanna?“ wiederholte die
Königin ihre Frage.
„Nun dann ſchlag' ich vor, daß wir nach dem
Dorfe zurück gehn, von dem wir gekommen ſind.
Es hieß ja wohl Zeuthen und ſah ſo romantiſch
und ſo melancholiſch aus und war ein ſo hübſcher
Weg hierher. Und zurück muß er eigentlich eben
ſo hübſch ſein oder vielleicht noch hübſcher. Und
an der rechten, das heißt alſo von hier aus an der
linken Seite, war ein Kirchhof mit lauter Kreuzer
drauf. Und ein ſehr großes von Marmohr.“
„Ja, liebe Johanna, das iſt alles ganz gut, aber
was ſollen wir damit? Wir haben ja den Weg ge¬
ſehen. Oder wollen Sie den Kirchhof . . .“
„Freilich will ich. Ich habe da ſo meine Ge¬
fühle, beſonders an ſolchem Tage wie heute. Und
es iſt immer gut, ſich zu erinnern, daß man ſterben
muß. Und wenn dann der Flieder ſo blüht . . .“
„Aber, Johanna, der Flieder blüht ja gar nicht
mehr, höchſtens noch der Goldregen und der hat
eigentlich auch ſchon Schoten. Du meine Güte,
wenn Sie ſo partout für Kirchhöfe ſind, ſo können
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