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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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mer, ja das Schlimmste ist, auch die freundlichen
und immer hilfebereiten Gesinnungen des Onkels.
Meine Gedanken begleiten Dich, möchten sie Dich
auch leiten können. Ich wiederhole Dir, es wäre
der Weg zu Deinem und unser Aller Glück. Wo¬
mit ich verbleibe Deine Dich liebende Mutter Jo¬
sephine von R."


Botho, als er gelesen, war in großer Erregung.
Es war so wie der Brief es aussprach und ein
Hinausschieben nicht länger möglich. Es stand nicht
gut mit dem Rienäcker'schen Vermögen und Ver¬
legenheiten waren da, die durch eigne Klugheit und
Energie zu heben, er durchaus nicht die Kraft in
sich fühlte. "Wer bin ich? Durchschnittsmensch
aus der sogenannten Obersphäre der Gesellschaft
Und was kann ich? Ich kann ein Pferd stall¬
meistern, einen Kapaun tranchiren und ein jeu
machen. Das ist alles und so hab' ich denn die
Wahl zwischen Kunstreiter, Oberkellner und Croupier.
Höchstens kommt noch der Troupier hinzu, wenn ich
in eine Fremdenlegion eintreten will. Und Lene
dann mit mir als Tochter des Regiments. Ich
sehe sie schon in kurzem Rock und Hackenstiefeln
und ein Tönnchen auf dem Rücken."

mer, ja das Schlimmſte iſt, auch die freundlichen
und immer hilfebereiten Geſinnungen des Onkels.
Meine Gedanken begleiten Dich, möchten ſie Dich
auch leiten können. Ich wiederhole Dir, es wäre
der Weg zu Deinem und unſer Aller Glück. Wo¬
mit ich verbleibe Deine Dich liebende Mutter Jo¬
ſephine von R.“


Botho, als er geleſen, war in großer Erregung.
Es war ſo wie der Brief es ausſprach und ein
Hinausſchieben nicht länger möglich. Es ſtand nicht
gut mit dem Rienäcker'ſchen Vermögen und Ver¬
legenheiten waren da, die durch eigne Klugheit und
Energie zu heben, er durchaus nicht die Kraft in
ſich fühlte. „Wer bin ich? Durchſchnittsmenſch
aus der ſogenannten Oberſphäre der Geſellſchaft
Und was kann ich? Ich kann ein Pferd ſtall¬
meiſtern, einen Kapaun tranchiren und ein jeu
machen. Das iſt alles und ſo hab' ich denn die
Wahl zwiſchen Kunſtreiter, Oberkellner und Croupier.
Höchſtens kommt noch der Troupier hinzu, wenn ich
in eine Fremdenlegion eintreten will. Und Lene
dann mit mir als Tochter des Regiments. Ich
ſehe ſie ſchon in kurzem Rock und Hackenſtiefeln
und ein Tönnchen auf dem Rücken.“

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[152/0162] mer, ja das Schlimmſte iſt, auch die freundlichen und immer hilfebereiten Geſinnungen des Onkels. Meine Gedanken begleiten Dich, möchten ſie Dich auch leiten können. Ich wiederhole Dir, es wäre der Weg zu Deinem und unſer Aller Glück. Wo¬ mit ich verbleibe Deine Dich liebende Mutter Jo¬ ſephine von R.“ Botho, als er geleſen, war in großer Erregung. Es war ſo wie der Brief es ausſprach und ein Hinausſchieben nicht länger möglich. Es ſtand nicht gut mit dem Rienäcker'ſchen Vermögen und Ver¬ legenheiten waren da, die durch eigne Klugheit und Energie zu heben, er durchaus nicht die Kraft in ſich fühlte. „Wer bin ich? Durchſchnittsmenſch aus der ſogenannten Oberſphäre der Geſellſchaft Und was kann ich? Ich kann ein Pferd ſtall¬ meiſtern, einen Kapaun tranchiren und ein jeu machen. Das iſt alles und ſo hab' ich denn die Wahl zwiſchen Kunſtreiter, Oberkellner und Croupier. Höchſtens kommt noch der Troupier hinzu, wenn ich in eine Fremdenlegion eintreten will. Und Lene dann mit mir als Tochter des Regiments. Ich ſehe ſie ſchon in kurzem Rock und Hackenſtiefeln und ein Tönnchen auf dem Rücken.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/162>, abgerufen am 23.11.2024.