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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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herüber verirrt und reiten neben dem Wagen her
und das muß ich Ihnen sagen, meine Herren, gegen
Husaren, gleichviel ob roth oder blau, kommen Sie
nicht auf und von meinem militärischen Standpunkt
aus ist und bleibt es ein entschiedener Fehler, daß
man die Garde-Dragoner verdoppelt, aber die
Garde-Husaren so zu sagen einfach gelassen hat.
Und noch unbegreiflicher ist es mir, daß man sie
drüben läßt. So was Apartes gehört in die
Hauptstadt."

Botho, den das enorme Sprechtalent seiner
Frau zu geniren anfing, suchte durch kleine Schrau¬
bereien ihrer Schwatzhaftigkeit Einhalt zu thun.
Aber seine Gäste waren viel unkritischer als er,
ja erheiterten sich mehr denn je über die "reizende
kleine Frau" und Balafre, der in Käthebewunderung
obenan stand, sagte: "Rienäcker, wenn Sie noch
ein Wort gegen Ihre Frau sagen, so sind Sie des
Todes. Meine Gnädigste, was dieser Oger von
Ehemann nur überhaupt will? was er nur krittelt?
Ich weiß es nicht. Und am Ende muß ich gar
glauben, daß er sich in seiner Schwerenkavallerie-
Ehre gekränkt fühlt und Pardon wegen der Wort¬
spielerei lediglich um seines Harnisch willen in
Harnisch geräth. Rienäcker, ich beschwöre Sie!
Wenn ich solche Frau hätte wie Sie, so wäre mir
jede Laune Befehl, und wenn mich die Gnädigste

herüber verirrt und reiten neben dem Wagen her
und das muß ich Ihnen ſagen, meine Herren, gegen
Huſaren, gleichviel ob roth oder blau, kommen Sie
nicht auf und von meinem militäriſchen Standpunkt
aus iſt und bleibt es ein entſchiedener Fehler, daß
man die Garde-Dragoner verdoppelt, aber die
Garde-Huſaren ſo zu ſagen einfach gelaſſen hat.
Und noch unbegreiflicher iſt es mir, daß man ſie
drüben läßt. So was Apartes gehört in die
Hauptſtadt.“

Botho, den das enorme Sprechtalent ſeiner
Frau zu geniren anfing, ſuchte durch kleine Schrau¬
bereien ihrer Schwatzhaftigkeit Einhalt zu thun.
Aber ſeine Gäſte waren viel unkritiſcher als er,
ja erheiterten ſich mehr denn je über die „reizende
kleine Frau“ und Balafré, der in Käthebewunderung
obenan ſtand, ſagte: „Rienäcker, wenn Sie noch
ein Wort gegen Ihre Frau ſagen, ſo ſind Sie des
Todes. Meine Gnädigſte, was dieſer Oger von
Ehemann nur überhaupt will? was er nur krittelt?
Ich weiß es nicht. Und am Ende muß ich gar
glauben, daß er ſich in ſeiner Schwerenkavallerie-
Ehre gekränkt fühlt und Pardon wegen der Wort¬
ſpielerei lediglich um ſeines Harniſch willen in
Harniſch geräth. Rienäcker, ich beſchwöre Sie!
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[201/0211] herüber verirrt und reiten neben dem Wagen her und das muß ich Ihnen ſagen, meine Herren, gegen Huſaren, gleichviel ob roth oder blau, kommen Sie nicht auf und von meinem militäriſchen Standpunkt aus iſt und bleibt es ein entſchiedener Fehler, daß man die Garde-Dragoner verdoppelt, aber die Garde-Huſaren ſo zu ſagen einfach gelaſſen hat. Und noch unbegreiflicher iſt es mir, daß man ſie drüben läßt. So was Apartes gehört in die Hauptſtadt.“ Botho, den das enorme Sprechtalent ſeiner Frau zu geniren anfing, ſuchte durch kleine Schrau¬ bereien ihrer Schwatzhaftigkeit Einhalt zu thun. Aber ſeine Gäſte waren viel unkritiſcher als er, ja erheiterten ſich mehr denn je über die „reizende kleine Frau“ und Balafré, der in Käthebewunderung obenan ſtand, ſagte: „Rienäcker, wenn Sie noch ein Wort gegen Ihre Frau ſagen, ſo ſind Sie des Todes. Meine Gnädigſte, was dieſer Oger von Ehemann nur überhaupt will? was er nur krittelt? Ich weiß es nicht. Und am Ende muß ich gar glauben, daß er ſich in ſeiner Schwerenkavallerie- Ehre gekränkt fühlt und Pardon wegen der Wort¬ ſpielerei lediglich um ſeines Harniſch willen in Harniſch geräth. Rienäcker, ich beſchwöre Sie! Wenn ich ſolche Frau hätte wie Sie, ſo wäre mir jede Laune Befehl, und wenn mich die Gnädigſte

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/211>, abgerufen am 24.11.2024.