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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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führten Zwiegespräche, vor einer an das vordere
Treibhaus sich anlehnenden Blumen-Estrade, ver¬
schiedene Goldlack- und Geranium-Töpfe bei Seite
schiebend, die morgen mit auf den Wochenmarkt
sollten. Es waren sämmtlich solche, die nicht im
Topf gezogen, sondern nur eingesetzt waren, und mit
einer besonderen Genugthuung und Freude ließ er
sie vor sich aufmarschiren, schon im Voraus über
die "Madams" lachend, die morgen kommen, ihre
herkömmlichen fünf Pfennig abhandeln und schlie߬
lich doch die Betrogenen sein würden. Es zählte
das zu seinen größten Vergnügungen und war eigent¬
lich das Hauptgeistesleben, das er führte. "Das
bischen Geschimpfe . . . Wenn ich's nur mal mit
anhören könnte."

So sprach er noch vor sich hin, als er, vom
Garten her, das Gebell eines kleinen Köters und
dazwischen das verzweifelte Krähen eines Hahns
hörte, ja, wenn nicht alles täuschte, seines Hahns,
seines Lieblings mit dem Silbergefieder. Und sein
Auge nach dem Garten hin richtend, sah er in der
That, daß ein Haufen Hühner auseinander gestoben,
der Hahn aber auf einen Birnbaum geflogen war,
von dem aus er gegen den unten kläffenden Hund
unausgesetzt um Hilfe rief.

"Himmeldonnerwetter," schrie Dörr in Wuth,
"das is wieder Bollmann seiner . . . Wieder durch

führten Zwiegeſpräche, vor einer an das vordere
Treibhaus ſich anlehnenden Blumen-Eſtrade, ver¬
ſchiedene Goldlack- und Geranium-Töpfe bei Seite
ſchiebend, die morgen mit auf den Wochenmarkt
ſollten. Es waren ſämmtlich ſolche, die nicht im
Topf gezogen, ſondern nur eingeſetzt waren, und mit
einer beſonderen Genugthuung und Freude ließ er
ſie vor ſich aufmarſchiren, ſchon im Voraus über
die „Madams“ lachend, die morgen kommen, ihre
herkömmlichen fünf Pfennig abhandeln und ſchlie߬
lich doch die Betrogenen ſein würden. Es zählte
das zu ſeinen größten Vergnügungen und war eigent¬
lich das Hauptgeiſtesleben, das er führte. „Das
biſchen Geſchimpfe . . . Wenn ich's nur mal mit
anhören könnte.“

So ſprach er noch vor ſich hin, als er, vom
Garten her, das Gebell eines kleinen Köters und
dazwiſchen das verzweifelte Krähen eines Hahns
hörte, ja, wenn nicht alles täuſchte, ſeines Hahns,
ſeines Lieblings mit dem Silbergefieder. Und ſein
Auge nach dem Garten hin richtend, ſah er in der
That, daß ein Haufen Hühner auseinander geſtoben,
der Hahn aber auf einen Birnbaum geflogen war,
von dem aus er gegen den unten kläffenden Hund
unausgeſetzt um Hilfe rief.

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[12/0022] führten Zwiegeſpräche, vor einer an das vordere Treibhaus ſich anlehnenden Blumen-Eſtrade, ver¬ ſchiedene Goldlack- und Geranium-Töpfe bei Seite ſchiebend, die morgen mit auf den Wochenmarkt ſollten. Es waren ſämmtlich ſolche, die nicht im Topf gezogen, ſondern nur eingeſetzt waren, und mit einer beſonderen Genugthuung und Freude ließ er ſie vor ſich aufmarſchiren, ſchon im Voraus über die „Madams“ lachend, die morgen kommen, ihre herkömmlichen fünf Pfennig abhandeln und ſchlie߬ lich doch die Betrogenen ſein würden. Es zählte das zu ſeinen größten Vergnügungen und war eigent¬ lich das Hauptgeiſtesleben, das er führte. „Das biſchen Geſchimpfe . . . Wenn ich's nur mal mit anhören könnte.“ So ſprach er noch vor ſich hin, als er, vom Garten her, das Gebell eines kleinen Köters und dazwiſchen das verzweifelte Krähen eines Hahns hörte, ja, wenn nicht alles täuſchte, ſeines Hahns, ſeines Lieblings mit dem Silbergefieder. Und ſein Auge nach dem Garten hin richtend, ſah er in der That, daß ein Haufen Hühner auseinander geſtoben, der Hahn aber auf einen Birnbaum geflogen war, von dem aus er gegen den unten kläffenden Hund unausgeſetzt um Hilfe rief. „Himmeldonnerwetter,“ ſchrie Dörr in Wuth, „das is wieder Bollmann ſeiner . . . Wieder durch

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/22>, abgerufen am 21.11.2024.