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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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Was der alles erlebt hatte! Seine Konversation
war reizend, wenn man auch mitunter nicht wußte,
wie man's nehmen sollte."

"Also zudringlich? Insolent?"

"Ich bitte Dich, Botho, wie Du nur sprichst.
Ein Mann wie der; Kavalier comme-il-faut.
Nun, ich will Dir ein Beispiel von seiner Art zu
sprechen geben. Uns gegenüber saß die alte Gene¬
ralin von Wedell und Anna Grävenitz fragte sie
(ich glaube, es war gerade der Jahrestag von
Königgrätz), ob es wahr sei, daß 33 Wedells im
siebenjährigen Kriege gefallen seien? was die alte
Generalin bejahte, hinzusetzend, es wären eigentlich
noch einige mehr gewesen. Alle, die zunächst saßen,
waren über die große Zahl erstaunt, nur Mr.
Armstrong nicht, und als ich ihn wegen seiner
Gleichgiltigkeit scherzhaft zur Rede stellte, sagte er,
daß er sich über so kleine Zahlen nicht aufregen
könne. "Kleine Zahlen," unterbrach ich ihn, aber
er setzte lachend und um mich zu widerlegen, hinzu:
von den Armstrongs seien 133 in den verschiedenen
Kriegsfehden seines Clans umgekommen. Und als
die alte Generalin dies Anfangs nicht glauben
wollte, schließlich aber (als Mr. A. dabei beharrte,)
neugierig frug: ob denn alle 133 auch wirklich "ge¬
fallen" seien? sagte er "Nein, meine Gnädigste,
nicht gerade gefallen, die meisten sind wegen Pferde¬

Was der alles erlebt hatte! Seine Konverſation
war reizend, wenn man auch mitunter nicht wußte,
wie man's nehmen ſollte.“

„Alſo zudringlich? Inſolent?“

„Ich bitte Dich, Botho, wie Du nur ſprichſt.
Ein Mann wie der; Kavalier comme-il-faut.
Nun, ich will Dir ein Beiſpiel von ſeiner Art zu
ſprechen geben. Uns gegenüber ſaß die alte Gene¬
ralin von Wedell und Anna Grävenitz fragte ſie
(ich glaube, es war gerade der Jahrestag von
Königgrätz), ob es wahr ſei, daß 33 Wedells im
ſiebenjährigen Kriege gefallen ſeien? was die alte
Generalin bejahte, hinzuſetzend, es wären eigentlich
noch einige mehr geweſen. Alle, die zunächſt ſaßen,
waren über die große Zahl erſtaunt, nur Mr.
Armſtrong nicht, und als ich ihn wegen ſeiner
Gleichgiltigkeit ſcherzhaft zur Rede ſtellte, ſagte er,
daß er ſich über ſo kleine Zahlen nicht aufregen
könne. „Kleine Zahlen,“ unterbrach ich ihn, aber
er ſetzte lachend und um mich zu widerlegen, hinzu:
von den Armſtrongs ſeien 133 in den verſchiedenen
Kriegsfehden ſeines Clans umgekommen. Und als
die alte Generalin dies Anfangs nicht glauben
wollte, ſchließlich aber (als Mr. A. dabei beharrte,)
neugierig frug: ob denn alle 133 auch wirklich „ge¬
fallen“ ſeien? ſagte er „Nein, meine Gnädigſte,
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[272/0282] Was der alles erlebt hatte! Seine Konverſation war reizend, wenn man auch mitunter nicht wußte, wie man's nehmen ſollte.“ „Alſo zudringlich? Inſolent?“ „Ich bitte Dich, Botho, wie Du nur ſprichſt. Ein Mann wie der; Kavalier comme-il-faut. Nun, ich will Dir ein Beiſpiel von ſeiner Art zu ſprechen geben. Uns gegenüber ſaß die alte Gene¬ ralin von Wedell und Anna Grävenitz fragte ſie (ich glaube, es war gerade der Jahrestag von Königgrätz), ob es wahr ſei, daß 33 Wedells im ſiebenjährigen Kriege gefallen ſeien? was die alte Generalin bejahte, hinzuſetzend, es wären eigentlich noch einige mehr geweſen. Alle, die zunächſt ſaßen, waren über die große Zahl erſtaunt, nur Mr. Armſtrong nicht, und als ich ihn wegen ſeiner Gleichgiltigkeit ſcherzhaft zur Rede ſtellte, ſagte er, daß er ſich über ſo kleine Zahlen nicht aufregen könne. „Kleine Zahlen,“ unterbrach ich ihn, aber er ſetzte lachend und um mich zu widerlegen, hinzu: von den Armſtrongs ſeien 133 in den verſchiedenen Kriegsfehden ſeines Clans umgekommen. Und als die alte Generalin dies Anfangs nicht glauben wollte, ſchließlich aber (als Mr. A. dabei beharrte,) neugierig frug: ob denn alle 133 auch wirklich „ge¬ fallen“ ſeien? ſagte er „Nein, meine Gnädigſte, nicht gerade gefallen, die meiſten ſind wegen Pferde¬

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/282>, abgerufen am 24.11.2024.