Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.diebstahl von den Engländern, unseren damaligen "Verkappter Welfe," sagte Botho. "Aber es hat "Gewiß. Und ich stand immer auf seiner Seite, Fontane, Irrungen. 18
diebſtahl von den Engländern, unſeren damaligen „Verkappter Welfe,“ ſagte Botho. „Aber es hat „Gewiß. Und ich ſtand immer auf ſeiner Seite, Fontane, Irrungen. 18
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0283" n="273"/> diebſtahl von den Engländern, unſeren damaligen<lb/> Feinden, gehenkt worden.“ Und als ſich alles über<lb/> dies unſtandesgemäße, ja, man kann wohl ſagen,<lb/> etwas genirliche Gehenktwerden entſetzte, ſchwor er,<lb/> „wir thäten Unrecht, Anſtoß daran zu nehmen, die<lb/> Zeiten und Anſchauungen änderten ſich und was<lb/> ſeine doch zunächſt betheiligte Familie betreffe, ſo<lb/> ſähe dieſelbe mit Stolz auf dieſe Heldenvorfahren<lb/> zurück. Die ſchottiſche Kriegsführung habe drei¬<lb/> hundert Jahre lang aus Viehraub und Pferdedieb¬<lb/> ſtahl beſtanden, ländlich ſittlich und er könne nicht<lb/> finden, daß ein großer Unterſchied ſei zwiſchen<lb/> Länderraub und Viehraub.“</p><lb/> <p>„Verkappter Welfe,“ ſagte Botho. „Aber es hat<lb/> manches für ſich.“</p><lb/> <p>„Gewiß. Und ich ſtand immer auf ſeiner Seite,<lb/> wenn er ſich in ſolchen Sätzen erging. Ach, er war<lb/> zum Todtlachen. Er ſagte, man müſſe nichts<lb/> feierlich nehmen, es verlohne ſich nicht, und nur das<lb/> Angeln ſei eine ernſte Beſchäftigung. Er angle<lb/> mitunter 14 Tage lang im Loch Neß oder im Loch<lb/> Lochy, denke Dir, ſolche komiſche Namen giebt es in<lb/> Schottland, und ſchliefe dann im Boot und mit<lb/> Sonnenaufgang ſtünd' er wieder da und wenn dann<lb/> die 14 Tage um wären, dann mauſ're er ſich, dann<lb/> ginge die ganze ſchülbrige Haut ab und dann hab'<lb/> er eine Haut wie ein Baby. Und er thäte das alles<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Fontane</hi>, Irrungen. 18<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [273/0283]
diebſtahl von den Engländern, unſeren damaligen
Feinden, gehenkt worden.“ Und als ſich alles über
dies unſtandesgemäße, ja, man kann wohl ſagen,
etwas genirliche Gehenktwerden entſetzte, ſchwor er,
„wir thäten Unrecht, Anſtoß daran zu nehmen, die
Zeiten und Anſchauungen änderten ſich und was
ſeine doch zunächſt betheiligte Familie betreffe, ſo
ſähe dieſelbe mit Stolz auf dieſe Heldenvorfahren
zurück. Die ſchottiſche Kriegsführung habe drei¬
hundert Jahre lang aus Viehraub und Pferdedieb¬
ſtahl beſtanden, ländlich ſittlich und er könne nicht
finden, daß ein großer Unterſchied ſei zwiſchen
Länderraub und Viehraub.“
„Verkappter Welfe,“ ſagte Botho. „Aber es hat
manches für ſich.“
„Gewiß. Und ich ſtand immer auf ſeiner Seite,
wenn er ſich in ſolchen Sätzen erging. Ach, er war
zum Todtlachen. Er ſagte, man müſſe nichts
feierlich nehmen, es verlohne ſich nicht, und nur das
Angeln ſei eine ernſte Beſchäftigung. Er angle
mitunter 14 Tage lang im Loch Neß oder im Loch
Lochy, denke Dir, ſolche komiſche Namen giebt es in
Schottland, und ſchliefe dann im Boot und mit
Sonnenaufgang ſtünd' er wieder da und wenn dann
die 14 Tage um wären, dann mauſ're er ſich, dann
ginge die ganze ſchülbrige Haut ab und dann hab'
er eine Haut wie ein Baby. Und er thäte das alles
Fontane, Irrungen. 18
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |