Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

zehn Jahre später an einen neuen Schlips und wenn endlich wer gestorben ist, an den Boule-Schrank und wer ihn wohl eigentlich kriegen wird.

Lau, soviel ich weiß, hat nie mehr von sich hören lassen. Vielleicht daß er an Krause's schrieb, aber ich habe nichts davon vernommen. Viele Jahrzehnte später erfuhr ich, daß er Rektor in Wittstock geworden sei und als solcher ist er muthmaßlich gestorben.



Lau verließ uns im Spätherbst 30 und Bemühungen seine Stelle rechtzeitig zu besetzen, waren entweder versäumt worden oder hatten zu keinem Resultate geführt. Wir standen also wieder vor einem Interim, das aber diesmal, weil die Krause's mit in Verlegenheit waren, einen anderen Charakter annahm, als vordem. Mit andern Worten, die "Methode" meines Vaters brauchte nicht wieder zu momentaner Aushilfe für mich herangezogen zu werden, denn, nach einigem Umthun in der Stadt, ergab sich's, daß ein in den Vorbereitungen zum Examen steckender Theologe vorhanden und desgleichen bereit sei, sich, bis zum Eintreffen eines neuen Hauslehrers, unserer anzunehmen. Freilich nur halb und auch das kaum. Es war dies der Predigtamtskandidat

zehn Jahre später an einen neuen Schlips und wenn endlich wer gestorben ist, an den Boule-Schrank und wer ihn wohl eigentlich kriegen wird.

Lau, soviel ich weiß, hat nie mehr von sich hören lassen. Vielleicht daß er an Krause’s schrieb, aber ich habe nichts davon vernommen. Viele Jahrzehnte später erfuhr ich, daß er Rektor in Wittstock geworden sei und als solcher ist er muthmaßlich gestorben.



Lau verließ uns im Spätherbst 30 und Bemühungen seine Stelle rechtzeitig zu besetzen, waren entweder versäumt worden oder hatten zu keinem Resultate geführt. Wir standen also wieder vor einem Interim, das aber diesmal, weil die Krause’s mit in Verlegenheit waren, einen anderen Charakter annahm, als vordem. Mit andern Worten, die „Methode“ meines Vaters brauchte nicht wieder zu momentaner Aushilfe für mich herangezogen zu werden, denn, nach einigem Umthun in der Stadt, ergab sich’s, daß ein in den Vorbereitungen zum Examen steckender Theologe vorhanden und desgleichen bereit sei, sich, bis zum Eintreffen eines neuen Hauslehrers, unserer anzunehmen. Freilich nur halb und auch das kaum. Es war dies der Predigtamtskandidat

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0237" n="229"/>
zehn Jahre später an einen neuen Schlips und wenn endlich wer gestorben ist, an den Boule-Schrank und wer ihn wohl eigentlich kriegen wird.</p>
        <p>Lau, soviel ich weiß, hat nie mehr von sich hören lassen. Vielleicht daß er an Krause&#x2019;s schrieb, aber ich habe nichts davon vernommen. Viele Jahrzehnte später erfuhr ich, daß er Rektor in Wittstock geworden sei und als solcher ist er muthmaßlich gestorben.</p>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Lau verließ uns im Spätherbst 30 und Bemühungen seine Stelle rechtzeitig zu besetzen, waren entweder versäumt worden oder hatten zu keinem Resultate geführt. Wir standen also wieder vor einem Interim, das aber diesmal, weil die Krause&#x2019;s mit in Verlegenheit waren, einen anderen Charakter annahm, als vordem. Mit andern Worten, die &#x201E;Methode&#x201C; meines Vaters brauchte nicht wieder zu momentaner Aushilfe für mich herangezogen zu werden, denn, nach einigem Umthun in der Stadt, ergab sich&#x2019;s, daß ein in den Vorbereitungen zum Examen steckender Theologe vorhanden und desgleichen bereit sei, sich, bis zum Eintreffen eines neuen Hauslehrers, unserer anzunehmen. Freilich nur halb und auch das kaum. Es war dies der Predigtamtskandidat
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0237] zehn Jahre später an einen neuen Schlips und wenn endlich wer gestorben ist, an den Boule-Schrank und wer ihn wohl eigentlich kriegen wird. Lau, soviel ich weiß, hat nie mehr von sich hören lassen. Vielleicht daß er an Krause’s schrieb, aber ich habe nichts davon vernommen. Viele Jahrzehnte später erfuhr ich, daß er Rektor in Wittstock geworden sei und als solcher ist er muthmaßlich gestorben. Lau verließ uns im Spätherbst 30 und Bemühungen seine Stelle rechtzeitig zu besetzen, waren entweder versäumt worden oder hatten zu keinem Resultate geführt. Wir standen also wieder vor einem Interim, das aber diesmal, weil die Krause’s mit in Verlegenheit waren, einen anderen Charakter annahm, als vordem. Mit andern Worten, die „Methode“ meines Vaters brauchte nicht wieder zu momentaner Aushilfe für mich herangezogen zu werden, denn, nach einigem Umthun in der Stadt, ergab sich’s, daß ein in den Vorbereitungen zum Examen steckender Theologe vorhanden und desgleichen bereit sei, sich, bis zum Eintreffen eines neuen Hauslehrers, unserer anzunehmen. Freilich nur halb und auch das kaum. Es war dies der Predigtamtskandidat

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-21T13:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Digitale Drucke der Uni Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-21T13:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-21T13:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/237
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/237>, abgerufen am 21.11.2024.