Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.Großen, da ist es am Ende nicht so merkwürdig. Aber so im Kleinen. Kalbsbrust ist doch am Ende was Kleines." "Ja und nein." "Das ist Recht. Daran erkenn ich Dich auch. Man kann nicht so ohne Weiteres sagen, Kalbsbrust sei was Kleines. Und nun wollen wir anstoßen. Es ist noch Rothwein aus Stettin; die Stettiner manschen am besten. Was Echtes giebt es überhaupt nicht mehr. Weißt Du noch den alten Flemming mit seinem echten Bordeaux? Er nannt' ihn immer blos Medoc; ihm so ohne Weiteres einen vollfranzösischen Zunamen zu geben, so weit wollt' er doch nicht gehn. Medoc ist übrigens ein wirklicher Ort, freilich sehr klein, höchstens 1400 Einwohner ... Ja, der alte Flemming, ein vorzüglicher Herr. Ist nun auch schon zur großen Armee. Alles marschirt ab ... Na, ewig kann es nicht dauern." Und nun stießen wir an und ich sah, daß es wieder die schönen Pokalgläser aus der alten Swinemünder Zeit waren. "Sind das nicht ..." "Gewiß. Und ich freue mich, daß Du sie wieder erkennst. Zwei sind nur noch davon da, aber mehr als zwei brauch ich auch nicht, denn mehr als einen Gast kann ich in dieser meiner Hütte nicht beherbergen. Großen, da ist es am Ende nicht so merkwürdig. Aber so im Kleinen. Kalbsbrust ist doch am Ende was Kleines.“ „Ja und nein.“ „Das ist Recht. Daran erkenn ich Dich auch. Man kann nicht so ohne Weiteres sagen, Kalbsbrust sei was Kleines. Und nun wollen wir anstoßen. Es ist noch Rothwein aus Stettin; die Stettiner manschen am besten. Was Echtes giebt es überhaupt nicht mehr. Weißt Du noch den alten Flemming mit seinem echten Bordeaux? Er nannt’ ihn immer blos Medoc; ihm so ohne Weiteres einen vollfranzösischen Zunamen zu geben, so weit wollt’ er doch nicht gehn. Medoc ist übrigens ein wirklicher Ort, freilich sehr klein, höchstens 1400 Einwohner … Ja, der alte Flemming, ein vorzüglicher Herr. Ist nun auch schon zur großen Armee. Alles marschirt ab … Na, ewig kann es nicht dauern.“ Und nun stießen wir an und ich sah, daß es wieder die schönen Pokalgläser aus der alten Swinemünder Zeit waren. „Sind das nicht …“ „Gewiß. Und ich freue mich, daß Du sie wieder erkennst. Zwei sind nur noch davon da, aber mehr als zwei brauch ich auch nicht, denn mehr als einen Gast kann ich in dieser meiner Hütte nicht beherbergen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0288" n="280"/> Großen, da ist es am Ende nicht so merkwürdig. Aber so im Kleinen. Kalbsbrust ist doch am Ende was Kleines.“</p> <p>„Ja und nein.“</p> <p>„Das ist Recht. Daran erkenn ich Dich auch. Man kann nicht so ohne Weiteres sagen, Kalbsbrust sei was Kleines. Und nun wollen wir anstoßen. Es ist noch Rothwein aus Stettin; die Stettiner manschen am besten. Was Echtes giebt es überhaupt nicht mehr. Weißt Du noch den alten Flemming mit seinem echten Bordeaux? Er nannt’ ihn immer blos Medoc; ihm so ohne Weiteres einen vollfranzösischen Zunamen zu geben, so weit wollt’ er doch nicht gehn. Medoc ist übrigens ein wirklicher Ort, freilich sehr klein, höchstens 1400 Einwohner … Ja, der alte Flemming, ein vorzüglicher Herr. Ist nun auch schon zur großen Armee. Alles marschirt ab … Na, ewig kann es nicht dauern.“</p> <p>Und nun stießen wir an und ich sah, daß es wieder die schönen Pokalgläser aus der alten Swinemünder Zeit waren. „Sind das nicht …“</p> <p>„Gewiß. Und ich freue mich, daß Du sie wieder erkennst. Zwei sind nur noch davon da, aber mehr als zwei brauch ich auch nicht, denn mehr als einen Gast kann ich in dieser meiner Hütte nicht beherbergen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [280/0288]
Großen, da ist es am Ende nicht so merkwürdig. Aber so im Kleinen. Kalbsbrust ist doch am Ende was Kleines.“
„Ja und nein.“
„Das ist Recht. Daran erkenn ich Dich auch. Man kann nicht so ohne Weiteres sagen, Kalbsbrust sei was Kleines. Und nun wollen wir anstoßen. Es ist noch Rothwein aus Stettin; die Stettiner manschen am besten. Was Echtes giebt es überhaupt nicht mehr. Weißt Du noch den alten Flemming mit seinem echten Bordeaux? Er nannt’ ihn immer blos Medoc; ihm so ohne Weiteres einen vollfranzösischen Zunamen zu geben, so weit wollt’ er doch nicht gehn. Medoc ist übrigens ein wirklicher Ort, freilich sehr klein, höchstens 1400 Einwohner … Ja, der alte Flemming, ein vorzüglicher Herr. Ist nun auch schon zur großen Armee. Alles marschirt ab … Na, ewig kann es nicht dauern.“
Und nun stießen wir an und ich sah, daß es wieder die schönen Pokalgläser aus der alten Swinemünder Zeit waren. „Sind das nicht …“
„Gewiß. Und ich freue mich, daß Du sie wieder erkennst. Zwei sind nur noch davon da, aber mehr als zwei brauch ich auch nicht, denn mehr als einen Gast kann ich in dieser meiner Hütte nicht beherbergen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-21T13:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Digitale Drucke der Uni Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-21T13:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-21T13:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |