Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.Und am liebsten ist es mir, wenn Du kommst. Und nun krame mal aus. Was sagst Du zur Weltausstellung? Die Franzosen machen so was doch immer am Besten. Und dazu die Rede von dem Louis Napoleon! Er hat doch so was von dem Alten. Und hat auch darin ganz Recht, daß im Leben, d. h. im Leben eines Volkes, alles untereinander zusammenhängt und übereinstimmt und daß da, wo es die besten Generäle giebt, es auch die besten Maler giebt, oder die besten Schneider und Schuster. Und umgekehrt." "Ich habe wenig davon gelesen und ich kann mich nicht recht entsinnen." "Immer dieselbe Geschichte" lachte mein Vater. "Nicht gelesen. Und wenn ich nun bedenke, daß Du ein Zeitungsmensch bist! Da denkt man, die hören das Gras wachsen und jedesmal, wenn Du mich besuchst, seh ich, daß ich besser beschlagen bin als Du. Ueberhaupt, wie's in der Welt aussieht, davon hab ich doch immer am meisten gewußt. So war es schon, als ich noch jung war, in Ruppin und in Swinemünde. Die Swinemünder, na, das ging noch; solch flotter, fideler Schiffsrheder, der mal nach London und mal nach Kopenhagen fährt, na, der hat doch immer ein bischen Wind weg; aber die Ruppiner Schulprofessoren, ... es hat mich Und am liebsten ist es mir, wenn Du kommst. Und nun krame mal aus. Was sagst Du zur Weltausstellung? Die Franzosen machen so was doch immer am Besten. Und dazu die Rede von dem Louis Napoleon! Er hat doch so was von dem Alten. Und hat auch darin ganz Recht, daß im Leben, d. h. im Leben eines Volkes, alles untereinander zusammenhängt und übereinstimmt und daß da, wo es die besten Generäle giebt, es auch die besten Maler giebt, oder die besten Schneider und Schuster. Und umgekehrt.“ „Ich habe wenig davon gelesen und ich kann mich nicht recht entsinnen.“ „Immer dieselbe Geschichte“ lachte mein Vater. „Nicht gelesen. Und wenn ich nun bedenke, daß Du ein Zeitungsmensch bist! Da denkt man, die hören das Gras wachsen und jedesmal, wenn Du mich besuchst, seh ich, daß ich besser beschlagen bin als Du. Ueberhaupt, wie’s in der Welt aussieht, davon hab ich doch immer am meisten gewußt. So war es schon, als ich noch jung war, in Ruppin und in Swinemünde. Die Swinemünder, na, das ging noch; solch flotter, fideler Schiffsrheder, der mal nach London und mal nach Kopenhagen fährt, na, der hat doch immer ein bischen Wind weg; aber die Ruppiner Schulprofessoren, … es hat mich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0289" n="281"/> Und am liebsten ist es mir, wenn Du kommst. Und nun krame mal aus. Was sagst Du zur Weltausstellung? Die Franzosen machen so was doch immer am Besten. Und dazu die Rede von dem Louis Napoleon! Er hat doch so was von dem Alten. Und hat auch darin ganz Recht, daß im Leben, d. h. im Leben eines Volkes, alles untereinander zusammenhängt und übereinstimmt und daß da, wo es die besten Generäle giebt, es auch die besten Maler giebt, oder die besten Schneider und Schuster. Und umgekehrt.“</p> <p>„Ich habe wenig davon gelesen und ich kann mich nicht recht entsinnen.“</p> <p>„Immer dieselbe Geschichte“ lachte mein Vater. „Nicht gelesen. Und wenn ich nun bedenke, daß Du ein Zeitungsmensch bist! Da denkt man, die hören das Gras wachsen und jedesmal, wenn Du mich besuchst, seh ich, daß ich besser beschlagen bin als Du. Ueberhaupt, wie’s in der Welt aussieht, davon hab ich doch immer am meisten gewußt. So war es schon, als ich noch jung war, in Ruppin und in Swinemünde. Die Swinemünder, na, das ging noch; solch flotter, fideler Schiffsrheder, der mal nach London und mal nach Kopenhagen fährt, na, der hat doch immer ein bischen Wind weg; aber die Ruppiner Schulprofessoren, … es hat mich </p> </div> </body> </text> </TEI> [281/0289]
Und am liebsten ist es mir, wenn Du kommst. Und nun krame mal aus. Was sagst Du zur Weltausstellung? Die Franzosen machen so was doch immer am Besten. Und dazu die Rede von dem Louis Napoleon! Er hat doch so was von dem Alten. Und hat auch darin ganz Recht, daß im Leben, d. h. im Leben eines Volkes, alles untereinander zusammenhängt und übereinstimmt und daß da, wo es die besten Generäle giebt, es auch die besten Maler giebt, oder die besten Schneider und Schuster. Und umgekehrt.“
„Ich habe wenig davon gelesen und ich kann mich nicht recht entsinnen.“
„Immer dieselbe Geschichte“ lachte mein Vater. „Nicht gelesen. Und wenn ich nun bedenke, daß Du ein Zeitungsmensch bist! Da denkt man, die hören das Gras wachsen und jedesmal, wenn Du mich besuchst, seh ich, daß ich besser beschlagen bin als Du. Ueberhaupt, wie’s in der Welt aussieht, davon hab ich doch immer am meisten gewußt. So war es schon, als ich noch jung war, in Ruppin und in Swinemünde. Die Swinemünder, na, das ging noch; solch flotter, fideler Schiffsrheder, der mal nach London und mal nach Kopenhagen fährt, na, der hat doch immer ein bischen Wind weg; aber die Ruppiner Schulprofessoren, … es hat mich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-21T13:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Digitale Drucke der Uni Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-21T13:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-21T13:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |