Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

Und unter diesen Worten schritt er mit mir auf einen niedrigen Stall zu und schlug hier eine Klappthür auf, hinter der ich nun zwei Schweine ihre Köpfe vorstrecken sah. "Was sagst Du dazu? Prächtige Kerls. Wenn sie mich hören, werden sie wie wild vor Vergnügen und können's nicht abwarten."

"Du wirst sie wohl verwöhnen. Mama und die Schröder sagten auch immer, Du verfuttertest bei den Biestern mehr, als sie nachher einbrächten."

"Ja, die Schröder; eine gute treue Seele. Mich konnte sie nicht recht leiden, weil ich die besten Bratenstücke mitunter an Peter und Petrine gab, weißt Du noch?"

Ich nickte.

"Ja, damals waren es die Katzen. Etwas muß der Mensch haben. Nun sind es die da; ... na, gleich, gleich; beruhigt euch nur."

Und dabei bückte er sich und fing an seine Lieblinge zu krauen. Er erzählte mir dann noch allerhand von der Klugheit dieser Thiere, deren innerer Bau übrigens, wie jetzt wissenschaftlich feststehe, dem des Menschen am nächsten komme. "Sus Scrofa und Homo sapiens, - es kann einem doch zu denken geben."

Und unter diesen Worten schritt er mit mir auf einen niedrigen Stall zu und schlug hier eine Klappthür auf, hinter der ich nun zwei Schweine ihre Köpfe vorstrecken sah. „Was sagst Du dazu? Prächtige Kerls. Wenn sie mich hören, werden sie wie wild vor Vergnügen und können’s nicht abwarten.“

„Du wirst sie wohl verwöhnen. Mama und die Schröder sagten auch immer, Du verfuttertest bei den Biestern mehr, als sie nachher einbrächten.“

„Ja, die Schröder; eine gute treue Seele. Mich konnte sie nicht recht leiden, weil ich die besten Bratenstücke mitunter an Peter und Petrine gab, weißt Du noch?“

Ich nickte.

„Ja, damals waren es die Katzen. Etwas muß der Mensch haben. Nun sind es die da; … na, gleich, gleich; beruhigt euch nur.“

Und dabei bückte er sich und fing an seine Lieblinge zu krauen. Er erzählte mir dann noch allerhand von der Klugheit dieser Thiere, deren innerer Bau übrigens, wie jetzt wissenschaftlich feststehe, dem des Menschen am nächsten komme. „Sus Scrofa und Homo sapiens, – es kann einem doch zu denken geben.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0291" n="283"/>
        <p>Und unter diesen Worten schritt er mit mir auf einen niedrigen Stall zu und schlug hier eine Klappthür auf, hinter der ich nun zwei Schweine ihre Köpfe vorstrecken sah. &#x201E;Was sagst Du dazu? Prächtige Kerls. Wenn sie mich hören, werden sie wie wild vor Vergnügen und können&#x2019;s nicht abwarten.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Du wirst sie wohl verwöhnen. Mama und die Schröder sagten auch immer, Du verfuttertest bei den Biestern mehr, als sie nachher einbrächten.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ja, die Schröder; eine gute treue Seele. Mich konnte sie nicht recht leiden, weil ich die besten Bratenstücke mitunter an Peter und Petrine gab, weißt Du noch?&#x201C;</p>
        <p>Ich nickte.</p>
        <p>&#x201E;Ja, damals waren es die Katzen. Etwas muß der Mensch haben. Nun sind es <hi rendition="#g">die</hi> da; &#x2026; na, gleich, gleich; beruhigt euch nur.&#x201C;</p>
        <p>Und dabei bückte er sich und fing an seine Lieblinge zu krauen. Er erzählte mir dann noch allerhand von der Klugheit dieser Thiere, deren innerer Bau übrigens, wie jetzt wissenschaftlich feststehe, dem des Menschen am nächsten komme. &#x201E;<hi rendition="#aq">Sus Scrofa</hi> und <hi rendition="#aq">Homo sapiens</hi>, &#x2013; es kann einem doch zu denken geben.&#x201C;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0291] Und unter diesen Worten schritt er mit mir auf einen niedrigen Stall zu und schlug hier eine Klappthür auf, hinter der ich nun zwei Schweine ihre Köpfe vorstrecken sah. „Was sagst Du dazu? Prächtige Kerls. Wenn sie mich hören, werden sie wie wild vor Vergnügen und können’s nicht abwarten.“ „Du wirst sie wohl verwöhnen. Mama und die Schröder sagten auch immer, Du verfuttertest bei den Biestern mehr, als sie nachher einbrächten.“ „Ja, die Schröder; eine gute treue Seele. Mich konnte sie nicht recht leiden, weil ich die besten Bratenstücke mitunter an Peter und Petrine gab, weißt Du noch?“ Ich nickte. „Ja, damals waren es die Katzen. Etwas muß der Mensch haben. Nun sind es die da; … na, gleich, gleich; beruhigt euch nur.“ Und dabei bückte er sich und fing an seine Lieblinge zu krauen. Er erzählte mir dann noch allerhand von der Klugheit dieser Thiere, deren innerer Bau übrigens, wie jetzt wissenschaftlich feststehe, dem des Menschen am nächsten komme. „Sus Scrofa und Homo sapiens, – es kann einem doch zu denken geben.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-21T13:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Digitale Drucke der Uni Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-21T13:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-21T13:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/291
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/291>, abgerufen am 19.05.2024.