Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

Und nun nahm er mich unter'm Arm und ging mit mir auf eine mitten im Hofzaun angebrachte Gitterthür zu, hinter der ein schmaler Zickzackweg den Sandberg hinaufführte. Links und rechts waren tiefe Löcher gegraben, in denen Feldsteine von beträchtlicher Größe mit ihrer Oberhälfte sichtbar wurden.

"Läßt du die ausgraben, Papa?"

"Versteht sich, das ist jetzt eine Haupteinnahme von mir; ich kümmere mich dabei um nichts, ich gebe blos die Erlaubniß und dann kommen die Kerls und buddeln solchen Stein aus, d. h. viele Steine und schaffen sie dann in ihren Kahn und ich kriege mein Geld. Gott segne den Chausseebau. Daß das Geld im Boden liegt, ist doch wahr und wenn auch weiter nichts dabei heraus kommt, als eine Ladung Steine."

Dabei waren wir den Zickzackweg hinauf und traten in den schon mehrerwähnten Fichtenwald ein, der den ganzen Bergrücken, eigentlich schon ein Plateau, überdeckte. Ein Säuseln ging durch die Kronen und ich sagte, während ich in die Höh blickte, so vor mich hin: "Und in Poseidons Fichtenhain Tritt er mit frommem Schauder ein."

Er klopfte mich sofort zärtlich auf die Schulter, weil er heraus empfand, daß ich die zwei Zeilen

Und nun nahm er mich unter’m Arm und ging mit mir auf eine mitten im Hofzaun angebrachte Gitterthür zu, hinter der ein schmaler Zickzackweg den Sandberg hinaufführte. Links und rechts waren tiefe Löcher gegraben, in denen Feldsteine von beträchtlicher Größe mit ihrer Oberhälfte sichtbar wurden.

„Läßt du die ausgraben, Papa?“

„Versteht sich, das ist jetzt eine Haupteinnahme von mir; ich kümmere mich dabei um nichts, ich gebe blos die Erlaubniß und dann kommen die Kerls und buddeln solchen Stein aus, d. h. viele Steine und schaffen sie dann in ihren Kahn und ich kriege mein Geld. Gott segne den Chausseebau. Daß das Geld im Boden liegt, ist doch wahr und wenn auch weiter nichts dabei heraus kommt, als eine Ladung Steine.“

Dabei waren wir den Zickzackweg hinauf und traten in den schon mehrerwähnten Fichtenwald ein, der den ganzen Bergrücken, eigentlich schon ein Plateau, überdeckte. Ein Säuseln ging durch die Kronen und ich sagte, während ich in die Höh blickte, so vor mich hin: „Und in Poseidons Fichtenhain Tritt er mit frommem Schauder ein.“

Er klopfte mich sofort zärtlich auf die Schulter, weil er heraus empfand, daß ich die zwei Zeilen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0292" n="284"/>
        <p>Und nun nahm er mich unter&#x2019;m Arm und ging mit mir auf eine mitten im Hofzaun angebrachte Gitterthür zu, hinter der ein schmaler Zickzackweg den Sandberg hinaufführte. Links und rechts waren tiefe Löcher gegraben, in denen Feldsteine von beträchtlicher Größe mit ihrer Oberhälfte sichtbar wurden.</p>
        <p>&#x201E;Läßt du die ausgraben, Papa?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Versteht sich, das ist jetzt eine Haupteinnahme von mir; ich kümmere mich dabei um nichts, ich gebe blos die Erlaubniß und dann kommen die Kerls und buddeln solchen Stein aus, d. h. viele Steine und schaffen sie dann in ihren Kahn und ich kriege mein Geld. Gott segne den Chausseebau. Daß das Geld im Boden liegt, ist doch wahr und wenn auch weiter nichts dabei heraus kommt, als eine Ladung Steine.&#x201C;</p>
        <p>Dabei waren wir den Zickzackweg hinauf und traten in den schon mehrerwähnten Fichtenwald ein, der den ganzen Bergrücken, eigentlich schon ein Plateau, überdeckte. Ein Säuseln ging durch die Kronen und ich sagte, während ich in die Höh blickte, so vor mich hin: &#x201E;Und in Poseidons Fichtenhain Tritt er mit frommem Schauder ein.&#x201C;</p>
        <p>Er klopfte mich sofort zärtlich auf die Schulter, weil er heraus empfand, daß ich die zwei Zeilen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0292] Und nun nahm er mich unter’m Arm und ging mit mir auf eine mitten im Hofzaun angebrachte Gitterthür zu, hinter der ein schmaler Zickzackweg den Sandberg hinaufführte. Links und rechts waren tiefe Löcher gegraben, in denen Feldsteine von beträchtlicher Größe mit ihrer Oberhälfte sichtbar wurden. „Läßt du die ausgraben, Papa?“ „Versteht sich, das ist jetzt eine Haupteinnahme von mir; ich kümmere mich dabei um nichts, ich gebe blos die Erlaubniß und dann kommen die Kerls und buddeln solchen Stein aus, d. h. viele Steine und schaffen sie dann in ihren Kahn und ich kriege mein Geld. Gott segne den Chausseebau. Daß das Geld im Boden liegt, ist doch wahr und wenn auch weiter nichts dabei heraus kommt, als eine Ladung Steine.“ Dabei waren wir den Zickzackweg hinauf und traten in den schon mehrerwähnten Fichtenwald ein, der den ganzen Bergrücken, eigentlich schon ein Plateau, überdeckte. Ein Säuseln ging durch die Kronen und ich sagte, während ich in die Höh blickte, so vor mich hin: „Und in Poseidons Fichtenhain Tritt er mit frommem Schauder ein.“ Er klopfte mich sofort zärtlich auf die Schulter, weil er heraus empfand, daß ich die zwei Zeilen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-21T13:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Digitale Drucke der Uni Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-21T13:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-21T13:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/292
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/292>, abgerufen am 19.05.2024.