Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.und mit einem gewissen Grinsen aufmerksam gelesen hatte, schob er das Blatt seiner vierzehnjährigen, mit ihren zwei Brüdern gerade beim Nachmittagskaffee sitzenden Tochter Agnes zu und sagte: "Da, Agnes, lies 'mal; das da, wo die dicken schwarzen Striche sind." Und Agnes, die nicht bloß bleichsüchtig, sondern wegen ihrer Figur und ihrer Vorliebe für die "Jungfrau von Orleans" auch fürs Theater bestimmt war, las während alles aufhorchte: Heute starb, 67 Jahre alt, auf Schloß Adamsdorf in Schlesien unser teurer Gatte, Schwager und Oheim, der Generalmajor a. D. Eberhard Pogge von Poggenpuhl, Ritter des Eisernen Kreuzes 1. Klasse wie des Ordens Albrechts des Bären. Dies zeigen statt jeder besonderen Meldung an die tiefbetrübten Hinterbliebenen Josephine Pogge von Poggenpuhl, geb. Bienengräber, verwitwete Freiin von Leysewitz, als Gattin. Albertine Pogge von Poggenpuhl, geb. Pütter, verwitwete Majorin, als Schwägerin. Wendelin Pogge von Poggenpuhl,Premierleut- nant im Grenadier-Reg. von Trzebiatowski, Leo Pogge von Poggenpuhl, Sekondleutnant im Grenadier-Reg. von Trzebiatowski, Therese Pogge von Poggenpuhl, Sophie Pogge von Poggenpuhl, Manon Pogge von Poggenpuhl. als Neffen und Nichten. Agnes, deren etwas käseweißes Gesicht bei dem Vortrag all dieser Namen - nur den polnischen und mit einem gewissen Grinsen aufmerksam gelesen hatte, schob er das Blatt seiner vierzehnjährigen, mit ihren zwei Brüdern gerade beim Nachmittagskaffee sitzenden Tochter Agnes zu und sagte: „Da, Agnes, lies ’mal; das da, wo die dicken schwarzen Striche sind.“ Und Agnes, die nicht bloß bleichsüchtig, sondern wegen ihrer Figur und ihrer Vorliebe für die „Jungfrau von Orleans“ auch fürs Theater bestimmt war, las während alles aufhorchte: Heute starb, 67 Jahre alt, auf Schloß Adamsdorf in Schlesien unser teurer Gatte, Schwager und Oheim, der Generalmajor a. D. Eberhard Pogge von Poggenpuhl, Ritter des Eisernen Kreuzes 1. Klasse wie des Ordens Albrechts des Bären. Dies zeigen statt jeder besonderen Meldung an die tiefbetrübten Hinterbliebenen Josephine Pogge von Poggenpuhl, geb. Bienengräber, verwitwete Freiin von Leysewitz, als Gattin. Albertine Pogge von Poggenpuhl, geb. Pütter, verwitwete Majorin, als Schwägerin. Wendelin Pogge von Poggenpuhl,Premierleut- nant im Grenadier-Reg. von Trzebiatowski, Leo Pogge von Poggenpuhl, Sekondleutnant im Grenadier-Reg. von Trzebiatowski, Therese Pogge von Poggenpuhl, Sophie Pogge von Poggenpuhl, Manon Pogge von Poggenpuhl. als Neffen und Nichten. Agnes, deren etwas käseweißes Gesicht bei dem Vortrag all dieser Namen – nur den polnischen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0173" n="166"/> und mit einem gewissen Grinsen aufmerksam gelesen hatte, schob er das Blatt seiner vierzehnjährigen, mit ihren zwei Brüdern gerade beim Nachmittagskaffee sitzenden Tochter Agnes zu und sagte: „Da, Agnes, lies ’mal; das da, wo die dicken schwarzen Striche sind.“ Und Agnes, die nicht bloß bleichsüchtig, sondern wegen ihrer Figur und ihrer Vorliebe für die „Jungfrau von Orleans“ auch fürs Theater bestimmt war, las während alles aufhorchte:</p><lb/> <p>Heute starb, 67 Jahre alt, auf Schloß Adamsdorf in Schlesien unser teurer Gatte, Schwager und Oheim, der Generalmajor a. D.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c #g">Eberhard Pogge von Poggenpuhl,</hi> </p><lb/> <p>Ritter des Eisernen Kreuzes 1. Klasse wie des Ordens Albrechts des Bären. Dies zeigen statt jeder besonderen Meldung an die tiefbetrübten Hinterbliebenen <list><item>Josephine Pogge von Poggenpuhl, geb. Bienengräber,<lb/> verwitwete Freiin von Leysewitz, als Gattin.</item><lb/><item>Albertine Pogge von Poggenpuhl, geb. Pütter,<lb/> verwitwete Majorin, als Schwägerin.</item><lb/><item><list rendition="#rightBraced"><item>Wendelin Pogge von Poggenpuhl,Premierleut-<lb/> nant im Grenadier-Reg. von Trzebiatowski,</item><lb/><item>Leo Pogge von Poggenpuhl, Sekondleutnant<lb/> im Grenadier-Reg. von Trzebiatowski,</item><lb/><item>Therese Pogge von Poggenpuhl,</item><lb/><item>Sophie Pogge von Poggenpuhl,</item><lb/><item>Manon Pogge von Poggenpuhl.</item><lb/></list> als Neffen und Nichten.</item></list> </p><lb/> <p>Agnes, deren etwas käseweißes Gesicht bei dem Vortrag all dieser Namen – nur den polnischen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [166/0173]
und mit einem gewissen Grinsen aufmerksam gelesen hatte, schob er das Blatt seiner vierzehnjährigen, mit ihren zwei Brüdern gerade beim Nachmittagskaffee sitzenden Tochter Agnes zu und sagte: „Da, Agnes, lies ’mal; das da, wo die dicken schwarzen Striche sind.“ Und Agnes, die nicht bloß bleichsüchtig, sondern wegen ihrer Figur und ihrer Vorliebe für die „Jungfrau von Orleans“ auch fürs Theater bestimmt war, las während alles aufhorchte:
Heute starb, 67 Jahre alt, auf Schloß Adamsdorf in Schlesien unser teurer Gatte, Schwager und Oheim, der Generalmajor a. D.
Eberhard Pogge von Poggenpuhl,
Ritter des Eisernen Kreuzes 1. Klasse wie des Ordens Albrechts des Bären. Dies zeigen statt jeder besonderen Meldung an die tiefbetrübten Hinterbliebenen Josephine Pogge von Poggenpuhl, geb. Bienengräber,
verwitwete Freiin von Leysewitz, als Gattin.
Albertine Pogge von Poggenpuhl, geb. Pütter,
verwitwete Majorin, als Schwägerin.
Wendelin Pogge von Poggenpuhl,Premierleut-
nant im Grenadier-Reg. von Trzebiatowski,
Leo Pogge von Poggenpuhl, Sekondleutnant
im Grenadier-Reg. von Trzebiatowski,
Therese Pogge von Poggenpuhl,
Sophie Pogge von Poggenpuhl,
Manon Pogge von Poggenpuhl.
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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