Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.

Bild:
<< vorherige Seite

"Was schließlich auch nichts thäte," fuhr Manon beschwichtigend fort. "Dann schenken uns Bartensteins eine neue; Frau Bartenstein sagte mir noch neulich: ,Liebe Manon, haben Sie denn gar keinen Wunsch?' Ja, Mama, so liegt es, Gott sei Dank, und ich bin nur traurig, daß ich heute abend, wenn Leo kaum angekommen ist, auf die Polterabendprobe muß. Aber am Ende könnt' ich ihn mitnehmen. Jch habe schon lange meine Gedanken darüber und möchte mich verwetten, daß Flora sich aufrichtig freuen würde."

"Du vergißt immer, daß er des Königs Rock trägt."

"Ach, Therese, das ist ja kleinlich und altmodisch und ganz überholt. Unser Kronprinz ist Kronprinz und trägt auch des Königs Rock, und wenn er noch nicht bei Bartensteins war, so war er doch wo anders. Aber ebenso."

"Nun, wir werden ja sehen," sagte Therese, die zwar kritisch zu den Bartensteins stand, aber schließlich auch froh war, daß sie existierten.



„Was schließlich auch nichts thäte,“ fuhr Manon beschwichtigend fort. „Dann schenken uns Bartensteins eine neue; Frau Bartenstein sagte mir noch neulich: ‚Liebe Manon, haben Sie denn gar keinen Wunsch?‘ Ja, Mama, so liegt es, Gott sei Dank, und ich bin nur traurig, daß ich heute abend, wenn Leo kaum angekommen ist, auf die Polterabendprobe muß. Aber am Ende könnt’ ich ihn mitnehmen. Jch habe schon lange meine Gedanken darüber und möchte mich verwetten, daß Flora sich aufrichtig freuen würde.“

„Du vergißt immer, daß er des Königs Rock trägt.“

„Ach, Therese, das ist ja kleinlich und altmodisch und ganz überholt. Unser Kronprinz ist Kronprinz und trägt auch des Königs Rock, und wenn er noch nicht bei Bartensteins war, so war er doch wo anders. Aber ebenso.“

„Nun, wir werden ja sehen,“ sagte Therese, die zwar kritisch zu den Bartensteins stand, aber schließlich auch froh war, daß sie existierten.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0031" n="24"/>
        <p>&#x201E;Was schließlich auch nichts thäte,&#x201C; fuhr Manon beschwichtigend fort. &#x201E;Dann                      schenken uns Bartensteins eine neue; Frau Bartenstein sagte mir noch neulich:                      &#x201A;Liebe Manon, haben Sie denn gar keinen Wunsch?&#x2018; Ja, Mama, so liegt es, Gott sei                      Dank, und ich bin nur traurig, daß ich heute abend, wenn Leo kaum angekommen                      ist, auf die Polterabendprobe muß. Aber am Ende könnt&#x2019; ich ihn mitnehmen. Jch                      habe schon lange meine Gedanken darüber und möchte mich verwetten, daß Flora                      sich aufrichtig freuen würde.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Du vergißt immer, daß er des Königs Rock trägt.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ach, Therese, das ist ja kleinlich und altmodisch und ganz überholt. Unser                      Kronprinz ist Kronprinz und trägt auch des Königs Rock, und wenn er noch nicht                      bei Bartensteins war, so war er doch wo anders. Aber ebenso.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun, wir werden ja sehen,&#x201C; sagte Therese, die zwar kritisch zu den Bartensteins                      stand, aber schließlich auch froh war, daß sie existierten.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0031] „Was schließlich auch nichts thäte,“ fuhr Manon beschwichtigend fort. „Dann schenken uns Bartensteins eine neue; Frau Bartenstein sagte mir noch neulich: ‚Liebe Manon, haben Sie denn gar keinen Wunsch?‘ Ja, Mama, so liegt es, Gott sei Dank, und ich bin nur traurig, daß ich heute abend, wenn Leo kaum angekommen ist, auf die Polterabendprobe muß. Aber am Ende könnt’ ich ihn mitnehmen. Jch habe schon lange meine Gedanken darüber und möchte mich verwetten, daß Flora sich aufrichtig freuen würde.“ „Du vergißt immer, daß er des Königs Rock trägt.“ „Ach, Therese, das ist ja kleinlich und altmodisch und ganz überholt. Unser Kronprinz ist Kronprinz und trägt auch des Königs Rock, und wenn er noch nicht bei Bartensteins war, so war er doch wo anders. Aber ebenso.“ „Nun, wir werden ja sehen,“ sagte Therese, die zwar kritisch zu den Bartensteins stand, aber schließlich auch froh war, daß sie existierten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T11:03:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T11:03:16Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/31
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/31>, abgerufen am 03.12.2024.