Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.,wir sind ja die Poggenpuhls', damit machen wir uns bloß bedrücklich, und zuletzt sind wir Querulanten, was ich doch nicht erleben möchte." "Davon sind wir weitab, Mama." "Nicht so weit, wie du denkst. Onkel Eberhard, der ein sehr feiner und sehr gütiger Mann ist, ich muß ihn wirklich einen echten Edelmann nennen, wird allmählich auch reserviert und ungeduldig. Er sagt es nicht gerade heraus, weil er eben gütig ist, aber es steht doch leise zwischen den Zeilen." "Ja, der Onkel, der alte Streitpunkt. Jch bitte dich, Mama, er thut aber doch auch wirklich zu wenig und alles so bloß um Gottes willen, und er müßte doch eigentlich denken: ,Jch habe meine Zeit gehabt, nun sind die andern dran.' Er giebt wohl dann und wann, gewiß, aber was er so auf dem Familienaltar opfert, steht in keinem rechten Verhältnis, weder zu seinen Einnahmen, noch zu seinen Ermahnungen. Er könnte sich kürzer fassen und mehr geben. Hat er doch ein riesiges Glück gehabt und sitzt nun über ein Dutzend Jahre schon in der Wolle, oder wie manche sagen, in einer guten Assiette." "Daß du nicht davon abzubringen bist und nicht wissen willst, wie's mit dem Onkel eigentlich liegt. Er hat die reiche Witwe geheiratet und wohnt in einem Schloß, und wenn seine Frau den Prinzen ‚wir sind ja die Poggenpuhls‘, damit machen wir uns bloß bedrücklich, und zuletzt sind wir Querulanten, was ich doch nicht erleben möchte.“ „Davon sind wir weitab, Mama.“ „Nicht so weit, wie du denkst. Onkel Eberhard, der ein sehr feiner und sehr gütiger Mann ist, ich muß ihn wirklich einen echten Edelmann nennen, wird allmählich auch reserviert und ungeduldig. Er sagt es nicht gerade heraus, weil er eben gütig ist, aber es steht doch leise zwischen den Zeilen.“ „Ja, der Onkel, der alte Streitpunkt. Jch bitte dich, Mama, er thut aber doch auch wirklich zu wenig und alles so bloß um Gottes willen, und er müßte doch eigentlich denken: ‚Jch habe meine Zeit gehabt, nun sind die andern dran.‘ Er giebt wohl dann und wann, gewiß, aber was er so auf dem Familienaltar opfert, steht in keinem rechten Verhältnis, weder zu seinen Einnahmen, noch zu seinen Ermahnungen. Er könnte sich kürzer fassen und mehr geben. Hat er doch ein riesiges Glück gehabt und sitzt nun über ein Dutzend Jahre schon in der Wolle, oder wie manche sagen, in einer guten Assiette.“ „Daß du nicht davon abzubringen bist und nicht wissen willst, wie’s mit dem Onkel eigentlich liegt. Er hat die reiche Witwe geheiratet und wohnt in einem Schloß, und wenn seine Frau den Prinzen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0045" n="38"/> ‚wir sind ja die Poggenpuhls‘, damit machen wir uns bloß bedrücklich, und zuletzt sind wir Querulanten, was ich doch nicht erleben möchte.“</p><lb/> <p>„Davon sind wir weitab, Mama.“</p><lb/> <p>„Nicht so weit, wie du denkst. Onkel Eberhard, der ein sehr feiner und sehr gütiger Mann ist, ich muß ihn wirklich einen echten Edelmann nennen, wird allmählich auch reserviert und ungeduldig. Er sagt es nicht gerade heraus, weil er eben gütig ist, aber es steht doch leise zwischen den Zeilen.“</p><lb/> <p>„Ja, der Onkel, der alte Streitpunkt. Jch bitte dich, Mama, er thut aber doch auch wirklich zu wenig und alles so bloß um Gottes willen, und er müßte doch eigentlich denken: ‚<hi rendition="#g">Jch</hi> habe meine Zeit gehabt, nun sind die andern dran.‘ Er giebt wohl dann und wann, gewiß, aber was er so auf dem Familienaltar opfert, steht in keinem rechten Verhältnis, weder zu seinen Einnahmen, noch zu seinen Ermahnungen. Er könnte sich kürzer fassen und mehr geben. Hat er doch ein riesiges Glück gehabt und sitzt nun über ein Dutzend Jahre schon in der Wolle, oder wie manche sagen, in einer <choice><sic>gnten</sic><corr>guten</corr></choice> Assiette.“</p><lb/> <p>„Daß du nicht davon abzubringen bist und nicht wissen willst, wie’s mit dem Onkel eigentlich liegt. Er hat die reiche Witwe geheiratet und wohnt in einem Schloß, und wenn seine Frau den Prinzen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0045]
‚wir sind ja die Poggenpuhls‘, damit machen wir uns bloß bedrücklich, und zuletzt sind wir Querulanten, was ich doch nicht erleben möchte.“
„Davon sind wir weitab, Mama.“
„Nicht so weit, wie du denkst. Onkel Eberhard, der ein sehr feiner und sehr gütiger Mann ist, ich muß ihn wirklich einen echten Edelmann nennen, wird allmählich auch reserviert und ungeduldig. Er sagt es nicht gerade heraus, weil er eben gütig ist, aber es steht doch leise zwischen den Zeilen.“
„Ja, der Onkel, der alte Streitpunkt. Jch bitte dich, Mama, er thut aber doch auch wirklich zu wenig und alles so bloß um Gottes willen, und er müßte doch eigentlich denken: ‚Jch habe meine Zeit gehabt, nun sind die andern dran.‘ Er giebt wohl dann und wann, gewiß, aber was er so auf dem Familienaltar opfert, steht in keinem rechten Verhältnis, weder zu seinen Einnahmen, noch zu seinen Ermahnungen. Er könnte sich kürzer fassen und mehr geben. Hat er doch ein riesiges Glück gehabt und sitzt nun über ein Dutzend Jahre schon in der Wolle, oder wie manche sagen, in einer guten Assiette.“
„Daß du nicht davon abzubringen bist und nicht wissen willst, wie’s mit dem Onkel eigentlich liegt. Er hat die reiche Witwe geheiratet und wohnt in einem Schloß, und wenn seine Frau den Prinzen
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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