Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.Albrecht oder einen von den Karolaths einladen will, dann ist das ein großes Wesen, und der halbe niederschlesische Adel sitzt dann mit zu Tisch und es sieht dann aus, als gäbe Onkel Eberhard das Fest. Aber er giebt es nicht, sie giebt es; er giebt nur den Namen dazu her und auch das kaum, denn viele, wenn sie hinter dem Rücken der Tante sprechen, nennen sie noch immer bei dem Namen ihres ersten Mannes. Der war schlesisch und ein sehr vornehmer Mann, vornehmer als die Poggenpuhls ... das müßt ihr euch nun schon gefallen lassen, daß es noch Vornehmere giebt ... Jch sage dir, so gut sie ist, sie hält ihn trotzdem knapp, und er hat nicht viel mehr als seine Generalspension, von der er noch alte Schulden bezahlen muß ..." "... Alte Schulden! Siehst du, Mama, da sagst du's nun selbst. Auch der also. Und ist doch General geworden und hat nun eine reiche Frau ..." "... Wovon er alte Schulden bezahlen muß," wiederholte die Mama, ohne seiner Zwischenrede weiter zu achten. "Und da bleibt ihm nur ein Taschengeld." "Aber ein gutes ..." "Vielleicht, oder sagen wir gewiß. Und wenn er trotzdem damit zu Rate hält, so liegt es wohl auch daran, daß er dir mißtraut oder, wenn nicht er, daß die Frau dir mißtraut und daß deren Einfluß ihn bestimmt." Albrecht oder einen von den Karolaths einladen will, dann ist das ein großes Wesen, und der halbe niederschlesische Adel sitzt dann mit zu Tisch und es sieht dann aus, als gäbe Onkel Eberhard das Fest. Aber er giebt es nicht, sie giebt es; er giebt nur den Namen dazu her und auch das kaum, denn viele, wenn sie hinter dem Rücken der Tante sprechen, nennen sie noch immer bei dem Namen ihres ersten Mannes. Der war schlesisch und ein sehr vornehmer Mann, vornehmer als die Poggenpuhls … das müßt ihr euch nun schon gefallen lassen, daß es noch Vornehmere giebt … Jch sage dir, so gut sie ist, sie hält ihn trotzdem knapp, und er hat nicht viel mehr als seine Generalspension, von der er noch alte Schulden bezahlen muß …“ „… Alte Schulden! Siehst du, Mama, da sagst du’s nun selbst. Auch der also. Und ist doch General geworden und hat nun eine reiche Frau …“ „… Wovon er alte Schulden bezahlen muß,“ wiederholte die Mama, ohne seiner Zwischenrede weiter zu achten. „Und da bleibt ihm nur ein Taschengeld.“ „Aber ein gutes …“ „Vielleicht, oder sagen wir gewiß. Und wenn er trotzdem damit zu Rate hält, so liegt es wohl auch daran, daß er dir mißtraut oder, wenn nicht er, daß die Frau dir mißtraut und daß deren Einfluß ihn bestimmt.“ <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0046" n="39"/> Albrecht oder einen von den Karolaths einladen will, dann ist das ein großes Wesen, und der halbe niederschlesische Adel sitzt dann mit zu Tisch und es sieht dann aus, als gäbe Onkel Eberhard das Fest. Aber <hi rendition="#g">er</hi> giebt es nicht, <hi rendition="#g">sie</hi> giebt es; er giebt nur den Namen dazu her und auch das kaum, denn viele, wenn sie hinter dem Rücken der Tante sprechen, nennen sie noch immer bei dem Namen ihres ersten Mannes. Der war schlesisch und ein sehr vornehmer Mann, vornehmer als die Poggenpuhls … das müßt ihr euch nun schon gefallen lassen, daß es noch Vornehmere giebt … Jch sage dir, so gut sie ist, sie hält ihn trotzdem knapp, und er hat nicht viel mehr als seine Generalspension, von der er noch alte Schulden bezahlen muß …“</p><lb/> <p>„… Alte Schulden! Siehst du, Mama, da sagst du’s nun selbst. Auch <hi rendition="#g">der</hi> also. Und ist doch General geworden und hat nun eine reiche Frau …“</p><lb/> <p>„… Wovon er alte Schulden bezahlen muß,“ wiederholte die Mama, ohne seiner Zwischenrede weiter zu achten. „Und da bleibt ihm nur ein Taschengeld.“</p><lb/> <p>„Aber ein gutes …“</p><lb/> <p>„Vielleicht, oder sagen wir gewiß. Und wenn er trotzdem damit zu Rate hält, so liegt es wohl auch daran, daß er dir mißtraut oder, wenn nicht er, daß die Frau dir mißtraut und daß deren Einfluß ihn bestimmt.“ </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [39/0046]
Albrecht oder einen von den Karolaths einladen will, dann ist das ein großes Wesen, und der halbe niederschlesische Adel sitzt dann mit zu Tisch und es sieht dann aus, als gäbe Onkel Eberhard das Fest. Aber er giebt es nicht, sie giebt es; er giebt nur den Namen dazu her und auch das kaum, denn viele, wenn sie hinter dem Rücken der Tante sprechen, nennen sie noch immer bei dem Namen ihres ersten Mannes. Der war schlesisch und ein sehr vornehmer Mann, vornehmer als die Poggenpuhls … das müßt ihr euch nun schon gefallen lassen, daß es noch Vornehmere giebt … Jch sage dir, so gut sie ist, sie hält ihn trotzdem knapp, und er hat nicht viel mehr als seine Generalspension, von der er noch alte Schulden bezahlen muß …“
„… Alte Schulden! Siehst du, Mama, da sagst du’s nun selbst. Auch der also. Und ist doch General geworden und hat nun eine reiche Frau …“
„… Wovon er alte Schulden bezahlen muß,“ wiederholte die Mama, ohne seiner Zwischenrede weiter zu achten. „Und da bleibt ihm nur ein Taschengeld.“
„Aber ein gutes …“
„Vielleicht, oder sagen wir gewiß. Und wenn er trotzdem damit zu Rate hält, so liegt es wohl auch daran, daß er dir mißtraut oder, wenn nicht er, daß die Frau dir mißtraut und daß deren Einfluß ihn bestimmt.“
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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