Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.

Bild:
<< vorherige Seite

ich hab' es immer so kalt. Und die Primel und noch dazu mit einem Spruch." Und sie nahm den Zettel und las: ",Eine Primel, von deinem ...' Ja, ja, Leo, das bist du; du hast das Wort nicht ausgeschrieben, aber das war auch nicht nötig. Na, der liebe Gott meint es ja gut mit uns allen und vielleicht hilft er dir auch noch."

"Natürlich, Mutter," sagte Therese, "du darfst ihn nicht so herabstimmen. Er muß sein Selbstgefühl behalten und sich sagen, daß ein Pommerscher von Adel immer seinen Platz findet. Jch bin guten Muts."

"Und übernimmst auch Bürgschaft?"

"Nein, Leo; Bürgschaft übernimmst du selbst. Und wenn du sie richtig übernimmst, wie es einem Poggenpuhl geziemt und worin dir Wendelin ein Vorbild sein kann, so wirst du gute Tage haben. Wir haben einen Stern im Wappen."

"Jch wollte, ich hätte erst einen auf der Achselklappe."

"Kommt Zeit, kommt Rat. Aber nun nimm Mamas Arm und führe sie."



Man blieb wohl eine Stunde beim Kaffee. Leo hatte von seinem Thorner Leben zu berichten, am

ich hab’ es immer so kalt. Und die Primel und noch dazu mit einem Spruch.“ Und sie nahm den Zettel und las: „‚Eine Primel, von deinem …‘ Ja, ja, Leo, das bist du; du hast das Wort nicht ausgeschrieben, aber das war auch nicht nötig. Na, der liebe Gott meint es ja gut mit uns allen und vielleicht hilft er dir auch noch.“

„Natürlich, Mutter,“ sagte Therese, „du darfst ihn nicht so herabstimmen. Er muß sein Selbstgefühl behalten und sich sagen, daß ein Pommerscher von Adel immer seinen Platz findet. Jch bin guten Muts.“

„Und übernimmst auch Bürgschaft?“

„Nein, Leo; Bürgschaft übernimmst du selbst. Und wenn du sie richtig übernimmst, wie es einem Poggenpuhl geziemt und worin dir Wendelin ein Vorbild sein kann, so wirst du gute Tage haben. Wir haben einen Stern im Wappen.“

„Jch wollte, ich hätte erst einen auf der Achselklappe.“

„Kommt Zeit, kommt Rat. Aber nun nimm Mamas Arm und führe sie.“



Man blieb wohl eine Stunde beim Kaffee. Leo hatte von seinem Thorner Leben zu berichten, am

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0061" n="54"/>
ich hab&#x2019; es immer so kalt. Und die Primel und noch                      dazu mit einem Spruch.&#x201C; Und sie nahm den Zettel und las: &#x201E;&#x201A;Eine Primel, von                      deinem &#x2026;&#x2018; Ja, ja, Leo, das bist du; du hast das Wort nicht ausgeschrieben, aber                      das war auch nicht nötig. Na, der liebe Gott meint es ja gut mit uns allen und                      vielleicht hilft er dir auch noch.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Natürlich, Mutter,&#x201C; sagte Therese, &#x201E;du darfst ihn nicht so herabstimmen. Er muß                      sein Selbstgefühl behalten und sich sagen, daß ein Pommerscher von Adel immer                      seinen Platz findet. Jch bin guten Muts.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Und übernimmst auch Bürgschaft?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nein, Leo; Bürgschaft übernimmst du selbst. Und wenn du sie richtig übernimmst,                      wie es einem Poggenpuhl geziemt und worin dir Wendelin ein Vorbild sein kann, so                      wirst du gute Tage haben. Wir haben einen Stern im Wappen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Jch wollte, ich hätte erst einen auf der Achselklappe.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Kommt Zeit, kommt Rat. Aber nun nimm Mamas Arm und führe sie.&#x201C;</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Man blieb wohl eine Stunde beim Kaffee. Leo hatte von seinem Thorner Leben zu                      berichten, am<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0061] ich hab’ es immer so kalt. Und die Primel und noch dazu mit einem Spruch.“ Und sie nahm den Zettel und las: „‚Eine Primel, von deinem …‘ Ja, ja, Leo, das bist du; du hast das Wort nicht ausgeschrieben, aber das war auch nicht nötig. Na, der liebe Gott meint es ja gut mit uns allen und vielleicht hilft er dir auch noch.“ „Natürlich, Mutter,“ sagte Therese, „du darfst ihn nicht so herabstimmen. Er muß sein Selbstgefühl behalten und sich sagen, daß ein Pommerscher von Adel immer seinen Platz findet. Jch bin guten Muts.“ „Und übernimmst auch Bürgschaft?“ „Nein, Leo; Bürgschaft übernimmst du selbst. Und wenn du sie richtig übernimmst, wie es einem Poggenpuhl geziemt und worin dir Wendelin ein Vorbild sein kann, so wirst du gute Tage haben. Wir haben einen Stern im Wappen.“ „Jch wollte, ich hätte erst einen auf der Achselklappe.“ „Kommt Zeit, kommt Rat. Aber nun nimm Mamas Arm und führe sie.“ Man blieb wohl eine Stunde beim Kaffee. Leo hatte von seinem Thorner Leben zu berichten, am

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T11:03:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T11:03:16Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/61
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/61>, abgerufen am 18.05.2024.