Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.dem Zettel steht Bannerträger; richtiger wäre vielleicht ,Quitzowscher Milchbruder' gewesen, aber diese Bezeichnung unterließ man wohl aus Delikatesse - dieser Dietrich Schwalbe bin ich." Therese bog ein wenig nach links hin aus, während die beiden jüngeren Mädchen noch mehr aufhorchten als vorher, und auf den wiedergefundenen Freund ihres Bruders mit einem rasch sich steigernden Jnteresse blickten. Leo selbst schien immer noch etwas unsicher und war froh, als der Onkel mit großer Jovialität fortfuhr: "Freut mich, Herr von Klessentin. Man kann seinem König an jeder Stelle dienen; nur auf die Treue des Dienstes kommt es an ..." Klessentin verbeugte sich. "Aber was mich überrascht, ich habe den Zettel wenigstens dreimal durchstudiert und bin Jhrem Namen nicht begegnet ..." "Er fehlt auch, Herr General. Auf dem Zettel heiße ich einfach Herr Manfred, nach meinem Vornamen. Es ist das so Sitte. Manfred ist mein nom de guerre." "Nom de guerre," lachte der Alte. "Vorzüglich. Ein Klessentin tritt aus der Armee und wird Schauspieler, und im selben Augenblick, wo er dem Kriegshandwerk entsagt, kriegt er einen nom de guerre. dem Zettel steht Bannerträger; richtiger wäre vielleicht ‚Quitzowscher Milchbruder‘ gewesen, aber diese Bezeichnung unterließ man wohl aus Delikatesse – dieser Dietrich Schwalbe bin ich.“ Therese bog ein wenig nach links hin aus, während die beiden jüngeren Mädchen noch mehr aufhorchten als vorher, und auf den wiedergefundenen Freund ihres Bruders mit einem rasch sich steigernden Jnteresse blickten. Leo selbst schien immer noch etwas unsicher und war froh, als der Onkel mit großer Jovialität fortfuhr: „Freut mich, Herr von Klessentin. Man kann seinem König an jeder Stelle dienen; nur auf die Treue des Dienstes kommt es an …“ Klessentin verbeugte sich. „Aber was mich überrascht, ich habe den Zettel wenigstens dreimal durchstudiert und bin Jhrem Namen nicht begegnet …“ „Er fehlt auch, Herr General. Auf dem Zettel heiße ich einfach Herr Manfred, nach meinem Vornamen. Es ist das so Sitte. Manfred ist mein nom de guerre.“ „Nom de guerre,“ lachte der Alte. „Vorzüglich. Ein Klessentin tritt aus der Armee und wird Schauspieler, und im selben Augenblick, wo er dem Kriegshandwerk entsagt, kriegt er einen nom de guerre. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0078" n="71"/> dem Zettel steht Bannerträger; richtiger wäre vielleicht ‚Quitzowscher Milchbruder‘ gewesen, aber diese Bezeichnung unterließ man wohl aus Delikatesse – dieser Dietrich Schwalbe bin ich.“</p><lb/> <p>Therese bog ein wenig nach links hin aus, während die beiden jüngeren Mädchen noch mehr aufhorchten als vorher, und auf den wiedergefundenen Freund ihres Bruders mit einem rasch sich steigernden Jnteresse blickten. Leo selbst schien immer noch etwas unsicher und war froh, als der Onkel mit großer Jovialität fortfuhr: „Freut mich, Herr von Klessentin. Man kann seinem König an jeder Stelle dienen; nur auf die Treue des Dienstes kommt es an …“</p><lb/> <p>Klessentin verbeugte sich.</p><lb/> <p>„Aber was mich überrascht, ich habe den Zettel wenigstens dreimal durchstudiert und bin Jhrem Namen nicht begegnet …“</p><lb/> <p>„Er fehlt auch, Herr General. Auf dem Zettel heiße ich einfach Herr Manfred, nach meinem Vornamen. Es ist das so Sitte. Manfred ist mein nom de guerre.“</p><lb/> <p>„Nom de guerre,“ lachte der Alte. „Vorzüglich. Ein Klessentin tritt aus der Armee und wird Schauspieler, und im selben Augenblick, wo er dem Kriegshandwerk entsagt, kriegt er einen nom de guerre.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [71/0078]
dem Zettel steht Bannerträger; richtiger wäre vielleicht ‚Quitzowscher Milchbruder‘ gewesen, aber diese Bezeichnung unterließ man wohl aus Delikatesse – dieser Dietrich Schwalbe bin ich.“
Therese bog ein wenig nach links hin aus, während die beiden jüngeren Mädchen noch mehr aufhorchten als vorher, und auf den wiedergefundenen Freund ihres Bruders mit einem rasch sich steigernden Jnteresse blickten. Leo selbst schien immer noch etwas unsicher und war froh, als der Onkel mit großer Jovialität fortfuhr: „Freut mich, Herr von Klessentin. Man kann seinem König an jeder Stelle dienen; nur auf die Treue des Dienstes kommt es an …“
Klessentin verbeugte sich.
„Aber was mich überrascht, ich habe den Zettel wenigstens dreimal durchstudiert und bin Jhrem Namen nicht begegnet …“
„Er fehlt auch, Herr General. Auf dem Zettel heiße ich einfach Herr Manfred, nach meinem Vornamen. Es ist das so Sitte. Manfred ist mein nom de guerre.“
„Nom de guerre,“ lachte der Alte. „Vorzüglich. Ein Klessentin tritt aus der Armee und wird Schauspieler, und im selben Augenblick, wo er dem Kriegshandwerk entsagt, kriegt er einen nom de guerre.
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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