Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.

Bild:
<< vorherige Seite

General fort, "weil es so nahe beim Theater ist ... Sie waren drüben auch zugegen ..."

"Zu Befehl, Herr General."

"... und ich möchte beinahe wetten, Sie links im Parkett bemerkt zu haben, sechste oder siebente Reihe."

"Bedaure, Herr General; ich war dem Aktionsfeld um ein gut Teil näher ..."

"Weiter vor?"

"Ja, Herr General. Auf der Bühne selbst."

Alle (Leo mit eingeschlossen) fuhren neugierig, aber doch auch ein wenig schreckhaft zusammen und man war froh, als der Onkel in einem heiteren Tone sagte: "Da hat man Sie zu beglückwünschen, Herr von Klessentin. Hinter den Coulissen; a la bonne heure, so gut trifft es nicht jeder. Aber andrerseits, Pardon, bin ich doch auch wieder erstaunt, etwas derartiges unter der jetzigen Verwaltung - die, soviel ich weiß, auf sittliche Strenge hält - sich überhaupt ermöglichen zu sehn. Oder sind es persönliche Beziehungen zum Graf Hochbergschen Hause?"

"Leider nicht, Herr General. Es handelt sich auch nicht um besondere, mich auszeichnende persönliche Beziehungen. Jch bin nämlich einfach Bühnenmitglied. Der Dietrich Schwalbe, dessen Sie sich vielleicht aus dem letzten Akt her entsinnen - auf

General fort, „weil es so nahe beim Theater ist … Sie waren drüben auch zugegen …“

„Zu Befehl, Herr General.“

„… und ich möchte beinahe wetten, Sie links im Parkett bemerkt zu haben, sechste oder siebente Reihe.“

„Bedaure, Herr General; ich war dem Aktionsfeld um ein gut Teil näher …“

„Weiter vor?“

„Ja, Herr General. Auf der Bühne selbst.“

Alle (Leo mit eingeschlossen) fuhren neugierig, aber doch auch ein wenig schreckhaft zusammen und man war froh, als der Onkel in einem heiteren Tone sagte: „Da hat man Sie zu beglückwünschen, Herr von Klessentin. Hinter den Coulissen; à la bonne heure, so gut trifft es nicht jeder. Aber andrerseits, Pardon, bin ich doch auch wieder erstaunt, etwas derartiges unter der jetzigen Verwaltung – die, soviel ich weiß, auf sittliche Strenge hält – sich überhaupt ermöglichen zu sehn. Oder sind es persönliche Beziehungen zum Graf Hochbergschen Hause?“

„Leider nicht, Herr General. Es handelt sich auch nicht um besondere, mich auszeichnende persönliche Beziehungen. Jch bin nämlich einfach Bühnenmitglied. Der Dietrich Schwalbe, dessen Sie sich vielleicht aus dem letzten Akt her entsinnen – auf

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0077" n="70"/>
General fort, &#x201E;weil es so nahe beim Theater ist &#x2026; Sie                      waren drüben auch zugegen &#x2026;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Zu Befehl, Herr General.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;&#x2026; und ich möchte beinahe wetten, Sie links im Parkett bemerkt zu haben, sechste                      oder siebente Reihe.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Bedaure, Herr General; ich war dem Aktionsfeld um ein gut Teil näher &#x2026;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Weiter vor?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ja, Herr General. Auf der Bühne selbst.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Alle (Leo mit eingeschlossen) fuhren neugierig, aber doch auch ein wenig                      schreckhaft zusammen und man war froh, als der Onkel in einem heiteren Tone                      sagte: &#x201E;Da hat man Sie zu beglückwünschen, Herr von Klessentin. Hinter den                      Coulissen; à la bonne heure, so gut trifft es nicht jeder. Aber andrerseits,                      Pardon, bin ich doch auch wieder erstaunt, etwas derartiges unter der jetzigen                      Verwaltung &#x2013; die, soviel ich weiß, auf sittliche Strenge hält &#x2013; sich überhaupt                      ermöglichen zu sehn. Oder sind es persönliche Beziehungen zum Graf Hochbergschen                      Hause?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Leider nicht, Herr General. Es handelt sich auch nicht um besondere, mich                      auszeichnende persönliche Beziehungen. Jch bin nämlich einfach Bühnenmitglied.                      Der Dietrich Schwalbe, dessen Sie sich vielleicht aus dem letzten Akt her                      entsinnen &#x2013; auf<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0077] General fort, „weil es so nahe beim Theater ist … Sie waren drüben auch zugegen …“ „Zu Befehl, Herr General.“ „… und ich möchte beinahe wetten, Sie links im Parkett bemerkt zu haben, sechste oder siebente Reihe.“ „Bedaure, Herr General; ich war dem Aktionsfeld um ein gut Teil näher …“ „Weiter vor?“ „Ja, Herr General. Auf der Bühne selbst.“ Alle (Leo mit eingeschlossen) fuhren neugierig, aber doch auch ein wenig schreckhaft zusammen und man war froh, als der Onkel in einem heiteren Tone sagte: „Da hat man Sie zu beglückwünschen, Herr von Klessentin. Hinter den Coulissen; à la bonne heure, so gut trifft es nicht jeder. Aber andrerseits, Pardon, bin ich doch auch wieder erstaunt, etwas derartiges unter der jetzigen Verwaltung – die, soviel ich weiß, auf sittliche Strenge hält – sich überhaupt ermöglichen zu sehn. Oder sind es persönliche Beziehungen zum Graf Hochbergschen Hause?“ „Leider nicht, Herr General. Es handelt sich auch nicht um besondere, mich auszeichnende persönliche Beziehungen. Jch bin nämlich einfach Bühnenmitglied. Der Dietrich Schwalbe, dessen Sie sich vielleicht aus dem letzten Akt her entsinnen – auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T11:03:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T11:03:16Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/77
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/77>, abgerufen am 25.11.2024.