Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.von seinem Platz und ging auf den jungen Herrn zu, von dem der Onkel eben gesprochen. Es war unschwer zu sehen, daß beide gleichmäßig verwundert waren, sich hier zu finden, und nachdem sie, wie's schien, ein paar orientierende Fragen ausgetauscht hatten, führte Leo den hier so unerwartet Wiedergefundenen an den Poggenpuhlschen Tisch und sagte: "Lieber Onkel, erlaube mir, daß ich dir Herrn von Klessentin vorstelle. Alter Kamerad von mir, noch von den Kadetten her ... Meine drei Schwestern ..." Herr von Klessentin, sehr gewandt und von typischer Leutnantshaltung, verbeugte sich gegen den General und die jungen Damen und bemerkte dann, daß er sich des Herrn Generals, der 'mal zum Besuch draußen in Lichterfelde gewesen sei, sehr wohl noch erinnere. "Trifft zu, Herr von Klessentin. Jch war öfter draußen, mußte doch dann und wann nach dem Rechten sehn." Und dabei wies er auf Leo. "Hat freilich nicht viel geholfen. Aber wollen Sie nicht bei uns einrücken? Dies ist der beste Tisch hier, etwas abgetrennt von den übrigen, und kein Zug." Klessentin verbeugte sich, holte sein Seidel und nahm den Platz zwischen dem General und Therese. "Wir haben uns hier seßhaft gemacht," fuhr der von seinem Platz und ging auf den jungen Herrn zu, von dem der Onkel eben gesprochen. Es war unschwer zu sehen, daß beide gleichmäßig verwundert waren, sich hier zu finden, und nachdem sie, wie’s schien, ein paar orientierende Fragen ausgetauscht hatten, führte Leo den hier so unerwartet Wiedergefundenen an den Poggenpuhlschen Tisch und sagte: „Lieber Onkel, erlaube mir, daß ich dir Herrn von Klessentin vorstelle. Alter Kamerad von mir, noch von den Kadetten her … Meine drei Schwestern …“ Herr von Klessentin, sehr gewandt und von typischer Leutnantshaltung, verbeugte sich gegen den General und die jungen Damen und bemerkte dann, daß er sich des Herrn Generals, der ’mal zum Besuch draußen in Lichterfelde gewesen sei, sehr wohl noch erinnere. „Trifft zu, Herr von Klessentin. Jch war öfter draußen, mußte doch dann und wann nach dem Rechten sehn.“ Und dabei wies er auf Leo. „Hat freilich nicht viel geholfen. Aber wollen Sie nicht bei uns einrücken? Dies ist der beste Tisch hier, etwas abgetrennt von den übrigen, und kein Zug.“ Klessentin verbeugte sich, holte sein Seidel und nahm den Platz zwischen dem General und Therese. „Wir haben uns hier seßhaft gemacht,“ fuhr der <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0076" n="69"/> von seinem Platz und ging auf den jungen Herrn zu, von dem der Onkel eben gesprochen. Es war unschwer zu sehen, daß beide gleichmäßig verwundert waren, sich hier zu finden, und nachdem sie, wie’s schien, ein paar orientierende Fragen ausgetauscht hatten, führte Leo den hier so unerwartet Wiedergefundenen an den Poggenpuhlschen Tisch und sagte: „Lieber Onkel, erlaube mir, daß ich dir Herrn von Klessentin vorstelle. Alter Kamerad von mir, noch von den Kadetten her … Meine drei Schwestern …“</p><lb/> <p>Herr von Klessentin, sehr gewandt und von typischer Leutnantshaltung, verbeugte sich gegen den General und die jungen Damen und bemerkte dann, daß er sich des Herrn Generals, der ’mal zum Besuch draußen in Lichterfelde gewesen sei, sehr wohl noch erinnere.</p><lb/> <p>„Trifft zu, Herr von Klessentin. Jch war öfter draußen, mußte doch dann und wann nach dem Rechten sehn.“ Und dabei wies er auf Leo. „Hat freilich nicht viel geholfen. Aber wollen Sie nicht bei uns einrücken? Dies ist der beste Tisch hier, etwas abgetrennt von den übrigen, und kein Zug.“</p><lb/> <p>Klessentin verbeugte sich, holte sein Seidel und nahm den Platz zwischen dem General und Therese.</p><lb/> <p>„Wir haben uns hier seßhaft gemacht,“ fuhr der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [69/0076]
von seinem Platz und ging auf den jungen Herrn zu, von dem der Onkel eben gesprochen. Es war unschwer zu sehen, daß beide gleichmäßig verwundert waren, sich hier zu finden, und nachdem sie, wie’s schien, ein paar orientierende Fragen ausgetauscht hatten, führte Leo den hier so unerwartet Wiedergefundenen an den Poggenpuhlschen Tisch und sagte: „Lieber Onkel, erlaube mir, daß ich dir Herrn von Klessentin vorstelle. Alter Kamerad von mir, noch von den Kadetten her … Meine drei Schwestern …“
Herr von Klessentin, sehr gewandt und von typischer Leutnantshaltung, verbeugte sich gegen den General und die jungen Damen und bemerkte dann, daß er sich des Herrn Generals, der ’mal zum Besuch draußen in Lichterfelde gewesen sei, sehr wohl noch erinnere.
„Trifft zu, Herr von Klessentin. Jch war öfter draußen, mußte doch dann und wann nach dem Rechten sehn.“ Und dabei wies er auf Leo. „Hat freilich nicht viel geholfen. Aber wollen Sie nicht bei uns einrücken? Dies ist der beste Tisch hier, etwas abgetrennt von den übrigen, und kein Zug.“
Klessentin verbeugte sich, holte sein Seidel und nahm den Platz zwischen dem General und Therese.
„Wir haben uns hier seßhaft gemacht,“ fuhr der
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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