Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.speare in Frage steht. Jn eben diesem Heinrich dem Vierten begegnen wir Personen und Namen, einer Witwe Hurtig beispielsweise ... Nun, diese Witwe selbst möchte vielleicht noch gehn, aber neben ihr waltet auch ein blondes Dorchen seines Amtes, ein junges Mädchen mit einem Zunamen ..." "O, ich weiß, ich weiß," lachte Manon. "Du weißt es nicht," sagte Therese mit dem ganzen Ernst einer älteren Schwester, die den Schul- und Erziehungsgang der jüngeren überwacht und daraufhin eine Verantwortlichkeit übernommen hat. "Doch, doch, und Leo kann es bezeugen. Und er muß es sogar, damit der Aermste 'mal wieder zu Worte kommt. Er ist ja ganz in bewunderndem Zuhören aufgegangen und ich wette, er hat die ganze Zeit über überlegt, welche Rollen ihm am besten passen würden." Sophie legte den Finger auf den Mund. Aber Manon sah es nicht oder wollte es nicht sehen und fuhr fort: "Und wir erleben es auch noch, daß wir nach dem Vorbilde von ,Manfred ... Herr Manfred' auf dem Theaterzettel lesen: ,Leo ... Herr Leo'. Der von ihm zu Spielende muß aber natürlich ein Papst sein, unter dem thu' ich es nicht. Ja, Leo, das ist mein Ernst. Und ich würde mich vielleicht auch freuen, dich auf der Bühne zu sehn. Warum speare in Frage steht. Jn eben diesem Heinrich dem Vierten begegnen wir Personen und Namen, einer Witwe Hurtig beispielsweise … Nun, diese Witwe selbst möchte vielleicht noch gehn, aber neben ihr waltet auch ein blondes Dorchen seines Amtes, ein junges Mädchen mit einem Zunamen …“ „O, ich weiß, ich weiß,“ lachte Manon. „Du weißt es nicht,“ sagte Therese mit dem ganzen Ernst einer älteren Schwester, die den Schul- und Erziehungsgang der jüngeren überwacht und daraufhin eine Verantwortlichkeit übernommen hat. „Doch, doch, und Leo kann es bezeugen. Und er muß es sogar, damit der Aermste ’mal wieder zu Worte kommt. Er ist ja ganz in bewunderndem Zuhören aufgegangen und ich wette, er hat die ganze Zeit über überlegt, welche Rollen ihm am besten passen würden.“ Sophie legte den Finger auf den Mund. Aber Manon sah es nicht oder wollte es nicht sehen und fuhr fort: „Und wir erleben es auch noch, daß wir nach dem Vorbilde von ‚Manfred … Herr Manfred‘ auf dem Theaterzettel lesen: ‚Leo … Herr Leo‘. Der von ihm zu Spielende muß aber natürlich ein Papst sein, unter dem thu’ ich es nicht. Ja, Leo, das ist mein Ernst. Und ich würde mich vielleicht auch freuen, dich auf der Bühne zu sehn. Warum <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0085" n="78"/> speare in Frage steht. Jn eben diesem Heinrich <choice><sic>den</sic><corr>dem</corr></choice> Vierten begegnen wir Personen und Namen, einer Witwe Hurtig beispielsweise … Nun, diese Witwe selbst möchte vielleicht noch gehn, aber neben ihr waltet auch ein blondes Dorchen seines Amtes, ein junges Mädchen mit einem Zunamen …“</p><lb/> <p>„O, ich weiß, ich weiß,“ lachte Manon.</p><lb/> <p>„Du weißt es <hi rendition="#g">nicht,</hi>“ sagte Therese mit dem ganzen Ernst einer älteren Schwester, die den Schul- und Erziehungsgang der jüngeren überwacht und daraufhin eine Verantwortlichkeit übernommen hat.</p><lb/> <p>„Doch, doch, und Leo kann es bezeugen. Und er <hi rendition="#g">muß</hi> es sogar, damit der Aermste ’mal wieder zu Worte kommt. Er ist ja ganz in bewunderndem Zuhören aufgegangen und ich wette, er hat die ganze Zeit über überlegt, welche Rollen ihm am besten passen würden.“</p><lb/> <p>Sophie legte den Finger auf den Mund. Aber Manon sah es nicht oder wollte es nicht sehen und fuhr fort: „Und wir erleben es auch noch, daß wir nach dem Vorbilde von ‚Manfred … Herr Manfred‘ auf dem Theaterzettel lesen: ‚Leo … Herr Leo‘. Der von ihm zu Spielende muß aber natürlich ein Papst sein, unter dem thu’ ich es nicht. Ja, Leo, das ist mein Ernst. Und ich würde mich vielleicht auch freuen, dich auf der Bühne zu sehn. Warum<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [78/0085]
speare in Frage steht. Jn eben diesem Heinrich dem Vierten begegnen wir Personen und Namen, einer Witwe Hurtig beispielsweise … Nun, diese Witwe selbst möchte vielleicht noch gehn, aber neben ihr waltet auch ein blondes Dorchen seines Amtes, ein junges Mädchen mit einem Zunamen …“
„O, ich weiß, ich weiß,“ lachte Manon.
„Du weißt es nicht,“ sagte Therese mit dem ganzen Ernst einer älteren Schwester, die den Schul- und Erziehungsgang der jüngeren überwacht und daraufhin eine Verantwortlichkeit übernommen hat.
„Doch, doch, und Leo kann es bezeugen. Und er muß es sogar, damit der Aermste ’mal wieder zu Worte kommt. Er ist ja ganz in bewunderndem Zuhören aufgegangen und ich wette, er hat die ganze Zeit über überlegt, welche Rollen ihm am besten passen würden.“
Sophie legte den Finger auf den Mund. Aber Manon sah es nicht oder wollte es nicht sehen und fuhr fort: „Und wir erleben es auch noch, daß wir nach dem Vorbilde von ‚Manfred … Herr Manfred‘ auf dem Theaterzettel lesen: ‚Leo … Herr Leo‘. Der von ihm zu Spielende muß aber natürlich ein Papst sein, unter dem thu’ ich es nicht. Ja, Leo, das ist mein Ernst. Und ich würde mich vielleicht auch freuen, dich auf der Bühne zu sehn. Warum
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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