Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.Unter vierzehn Tagen thun wir's nicht und wenn es uns gefällt, legen wir noch eine Woche zu!' So berichtete mir Meddelhammer, während wir im munteren Geplauder in der Fensternische saßen, bis er plötzlich die Uhr zog und zum Aufbruch mahnte. ,Wir sind nämlich jetzt regelmäßig von drei bis vier bei Kranzler,' nahm er wieder das Wort, ,um etwas Eis oder eine Flasche Sodawasser zu nehmen und in jener Pedanterie, die mir, so zu sagen, von Standes wegen zukommt (und er lächelte hierbei), möcht ich auch heute keine Ausnahme machen.' Und siehe da, eine halbe Stunde später saßen wir, ich mit, wirklich bei Kranzler, jeder bei seinem Panache. Glücklicher Weise kam auch ein Blumenmädchen und ich war in der angenehmen Lage, der Frau Schulrätin, einer übrigens allerliebsten Frau, die mehr an eine Rittergutsbesitzerin als an eine Schulregentin erinnerte, ein Bouquet überreichen zu können. Sie nahm es auch freundlich an und sagte, daß sie's bei Tische tragen würde. Dabei wies sie nach dem Hotel de Rome hinüber und gleich danach trennten wir uns. Und nun, meine gnädigste Frau Leontine, was sagen Sie zu solchem Schulrat und zu so vorbildlicher Reiseweisheit?" Leontine schwieg, James jubelte: "Ich votiere, daß diesem Schulrat ein Denkmal errichtet werde, Unter vierzehn Tagen thun wir’s nicht und wenn es uns gefällt, legen wir noch eine Woche zu!‘ So berichtete mir Meddelhammer, während wir im munteren Geplauder in der Fensternische saßen, bis er plötzlich die Uhr zog und zum Aufbruch mahnte. ‚Wir sind nämlich jetzt regelmäßig von drei bis vier bei Kranzler,‘ nahm er wieder das Wort, ‚um etwas Eis oder eine Flasche Sodawasser zu nehmen und in jener Pedanterie, die mir, so zu sagen, von Standes wegen zukommt (und er lächelte hierbei), möcht ich auch heute keine Ausnahme machen.‘ Und siehe da, eine halbe Stunde später saßen wir, ich mit, wirklich bei Kranzler, jeder bei seinem Panaché. Glücklicher Weise kam auch ein Blumenmädchen und ich war in der angenehmen Lage, der Frau Schulrätin, einer übrigens allerliebsten Frau, die mehr an eine Rittergutsbesitzerin als an eine Schulregentin erinnerte, ein Bouquet überreichen zu können. Sie nahm es auch freundlich an und sagte, daß sie’s bei Tische tragen würde. Dabei wies sie nach dem Hotel de Rome hinüber und gleich danach trennten wir uns. Und nun, meine gnädigste Frau Leontine, was sagen Sie zu solchem Schulrat und zu so vorbildlicher Reiseweisheit?“ Leontine schwieg, James jubelte: „Ich votiere, daß diesem Schulrat ein Denkmal errichtet werde, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0154" n="152"/> Unter vierzehn Tagen thun wir’s nicht und wenn es uns gefällt, legen wir noch eine Woche zu!‘ So berichtete mir Meddelhammer, während wir im munteren Geplauder in der Fensternische saßen, bis er plötzlich die Uhr zog und zum Aufbruch mahnte. ‚Wir sind nämlich jetzt regelmäßig von drei bis vier bei Kranzler,‘ nahm er wieder das Wort, ‚um etwas Eis oder eine Flasche Sodawasser zu nehmen und in jener Pedanterie, die mir, so zu sagen, von Standes wegen zukommt (und er lächelte hierbei), möcht ich auch heute keine Ausnahme machen.‘ Und siehe da, eine halbe Stunde später saßen wir, ich mit, wirklich bei Kranzler, jeder bei seinem Panaché. Glücklicher Weise kam auch ein Blumenmädchen und ich war in der angenehmen Lage, der Frau Schulrätin, einer übrigens allerliebsten Frau, die mehr an eine Rittergutsbesitzerin als an eine Schulregentin erinnerte, ein Bouquet überreichen zu können. Sie nahm es auch freundlich an und sagte, daß sie’s bei Tische tragen würde. Dabei wies sie nach dem Hotel de Rome hinüber und gleich danach trennten wir uns. Und nun, meine gnädigste Frau Leontine, was sagen Sie zu solchem Schulrat und zu so vorbildlicher Reiseweisheit?“</p><lb/> <p>Leontine schwieg, James jubelte: „Ich votiere, daß diesem Schulrat ein Denkmal errichtet werde, </p> </div> </body> </text> </TEI> [152/0154]
Unter vierzehn Tagen thun wir’s nicht und wenn es uns gefällt, legen wir noch eine Woche zu!‘ So berichtete mir Meddelhammer, während wir im munteren Geplauder in der Fensternische saßen, bis er plötzlich die Uhr zog und zum Aufbruch mahnte. ‚Wir sind nämlich jetzt regelmäßig von drei bis vier bei Kranzler,‘ nahm er wieder das Wort, ‚um etwas Eis oder eine Flasche Sodawasser zu nehmen und in jener Pedanterie, die mir, so zu sagen, von Standes wegen zukommt (und er lächelte hierbei), möcht ich auch heute keine Ausnahme machen.‘ Und siehe da, eine halbe Stunde später saßen wir, ich mit, wirklich bei Kranzler, jeder bei seinem Panaché. Glücklicher Weise kam auch ein Blumenmädchen und ich war in der angenehmen Lage, der Frau Schulrätin, einer übrigens allerliebsten Frau, die mehr an eine Rittergutsbesitzerin als an eine Schulregentin erinnerte, ein Bouquet überreichen zu können. Sie nahm es auch freundlich an und sagte, daß sie’s bei Tische tragen würde. Dabei wies sie nach dem Hotel de Rome hinüber und gleich danach trennten wir uns. Und nun, meine gnädigste Frau Leontine, was sagen Sie zu solchem Schulrat und zu so vorbildlicher Reiseweisheit?“
Leontine schwieg, James jubelte: „Ich votiere, daß diesem Schulrat ein Denkmal errichtet werde,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/154 |
Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/154>, abgerufen am 17.02.2025. |