Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.Der Sommer hatte mich nach Norderney geführt, nicht um zu baden, sondern lediglich um mal wieder die See zu sehen und bei der Gelegenheit ein Rendezvous mit ein paar alten Freunden zu haben, die regelmäßig ihre Ferien auf der, ohne schön zu sein, doch so reizvollen Nordsee-Insel zubrachten. Diese Regelmäßigkeit des Besuchs hatte auch zur Herrichtung eines Stammtisches geführt, in einem ziemlich abgelegenen Lokal, unmittelbar am Strande. Wir hätten, von seiner Höhe her, unseren Becher mit Leichtigkeit ins Meer werfen können, ganz wie der König von Thule. Statt dessen zogen wir es aber vor, über altes und neues zu plaudern, ja, verstiegen uns eines Abends bis zu dem Vorschlag, jeder solle, der Reihe nach, eine Geschichte zum besten geben, aber es müsse Selbsterlebtes sein. Das war Bedingung. Der letzte, der das Wort nahm, war Baurat Oldermann. Der Sommer hatte mich nach Norderney geführt, nicht um zu baden, sondern lediglich um mal wieder die See zu sehen und bei der Gelegenheit ein Rendezvous mit ein paar alten Freunden zu haben, die regelmäßig ihre Ferien auf der, ohne schön zu sein, doch so reizvollen Nordsee-Insel zubrachten. Diese Regelmäßigkeit des Besuchs hatte auch zur Herrichtung eines Stammtisches geführt, in einem ziemlich abgelegenen Lokal, unmittelbar am Strande. Wir hätten, von seiner Höhe her, unseren Becher mit Leichtigkeit ins Meer werfen können, ganz wie der König von Thule. Statt dessen zogen wir es aber vor, über altes und neues zu plaudern, ja, verstiegen uns eines Abends bis zu dem Vorschlag, jeder solle, der Reihe nach, eine Geschichte zum besten geben, aber es müsse Selbsterlebtes sein. Das war Bedingung. Der letzte, der das Wort nahm, war Baurat Oldermann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0059" n="57"/> <p>Der Sommer hatte mich nach Norderney geführt, nicht um zu baden, sondern lediglich um mal wieder die See zu sehen und bei der Gelegenheit ein Rendezvous mit ein paar alten Freunden zu haben, die regelmäßig ihre Ferien auf der, ohne schön zu sein, doch so reizvollen Nordsee-Insel zubrachten. Diese Regelmäßigkeit des Besuchs hatte auch zur Herrichtung eines Stammtisches geführt, in einem ziemlich abgelegenen Lokal, unmittelbar am Strande. Wir hätten, von seiner Höhe her, unseren Becher mit Leichtigkeit ins Meer werfen können, ganz wie der König von Thule. Statt dessen zogen wir es aber vor, über altes und neues zu plaudern, ja, verstiegen uns eines Abends bis zu dem Vorschlag, jeder solle, der Reihe nach, eine Geschichte zum besten geben, aber es müsse Selbsterlebtes sein. <hi rendition="#g">Das</hi> war Bedingung. Der letzte, der das Wort nahm, war Baurat Oldermann.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [57/0059]
Der Sommer hatte mich nach Norderney geführt, nicht um zu baden, sondern lediglich um mal wieder die See zu sehen und bei der Gelegenheit ein Rendezvous mit ein paar alten Freunden zu haben, die regelmäßig ihre Ferien auf der, ohne schön zu sein, doch so reizvollen Nordsee-Insel zubrachten. Diese Regelmäßigkeit des Besuchs hatte auch zur Herrichtung eines Stammtisches geführt, in einem ziemlich abgelegenen Lokal, unmittelbar am Strande. Wir hätten, von seiner Höhe her, unseren Becher mit Leichtigkeit ins Meer werfen können, ganz wie der König von Thule. Statt dessen zogen wir es aber vor, über altes und neues zu plaudern, ja, verstiegen uns eines Abends bis zu dem Vorschlag, jeder solle, der Reihe nach, eine Geschichte zum besten geben, aber es müsse Selbsterlebtes sein. Das war Bedingung. Der letzte, der das Wort nahm, war Baurat Oldermann.
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/59>, abgerufen am 28.07.2024. |