Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894."Ich möchte" hob dieser an "eine Geschichte von einem Karrenschieber erzählen und zwar, damit das Kind vom Anfang an einen Namen hat, die Geschichte vom Karrenschieber von Grisselsbrunn. Nun Grisselsbrunn, vordem eine nicht unberühmte Heilquelle, war seit Anfang dieses Jahrhunderts nebenher auch noch ein großer Kaffeegarten geworden, unmittelbar vor der Stadt L., und als diese, wie Sie wissen, im Laufe der 70er Jahre sich auszudehnen und alle Vorörter und Nachbardörfer in sich aufzunehmen begann, kam auch Grisselsbrunn an die Reihe. Kaum daß man die immer noch in Ehren gehaltene Quelle respektierte. Die ringsherum stehenden Pavillons und Buden aber fielen sofort und die Platanen und Ahornbäume schließlich auch, - alles um einem großen Hotelbau, samt einem Bazar im Erdgeschoß, Platz zu machen. Ich wurde, nach Gutheißung meiner Pläne, mit der Oberleitung des Ganzen betraut und überzeugte mich, gleich beim ersten Spatenstich, daß bei der meist sumpfigen Terrainbeschaffenheit, vor allem ein fester Untergrund geschaffen werden müsse. Damit ging ich denn auch vor und gab einem Bauführer und einem alten Polier, der uns als Ortsangehöriger gute Dienste leistete, die nötigen „Ich möchte“ hob dieser an „eine Geschichte von einem Karrenschieber erzählen und zwar, damit das Kind vom Anfang an einen Namen hat, die Geschichte vom Karrenschieber von Grisselsbrunn. Nun Grisselsbrunn, vordem eine nicht unberühmte Heilquelle, war seit Anfang dieses Jahrhunderts nebenher auch noch ein großer Kaffeegarten geworden, unmittelbar vor der Stadt L., und als diese, wie Sie wissen, im Laufe der 70er Jahre sich auszudehnen und alle Vorörter und Nachbardörfer in sich aufzunehmen begann, kam auch Grisselsbrunn an die Reihe. Kaum daß man die immer noch in Ehren gehaltene Quelle respektierte. Die ringsherum stehenden Pavillons und Buden aber fielen sofort und die Platanen und Ahornbäume schließlich auch, – alles um einem großen Hotelbau, samt einem Bazar im Erdgeschoß, Platz zu machen. Ich wurde, nach Gutheißung meiner Pläne, mit der Oberleitung des Ganzen betraut und überzeugte mich, gleich beim ersten Spatenstich, daß bei der meist sumpfigen Terrainbeschaffenheit, vor allem ein fester Untergrund geschaffen werden müsse. Damit ging ich denn auch vor und gab einem Bauführer und einem alten Polier, der uns als Ortsangehöriger gute Dienste leistete, die nötigen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0060" n="58"/> <p>„Ich möchte“ hob dieser an „eine Geschichte von einem Karrenschieber erzählen und zwar, damit das Kind vom Anfang an einen Namen hat, die Geschichte vom <hi rendition="#g">Karrenschieber von Grisselsbrunn.</hi> </p><lb/> <p>Nun Grisselsbrunn, vordem eine nicht unberühmte Heilquelle, war seit Anfang dieses Jahrhunderts nebenher auch noch ein großer Kaffeegarten geworden, unmittelbar vor der Stadt L., und als diese, wie Sie wissen, im Laufe der 70er Jahre sich auszudehnen und alle Vorörter und Nachbardörfer in sich aufzunehmen begann, kam auch Grisselsbrunn an die Reihe. Kaum daß man die immer noch in Ehren gehaltene Quelle respektierte. Die ringsherum stehenden Pavillons und Buden aber fielen sofort und die Platanen und Ahornbäume schließlich auch, – alles um einem großen Hotelbau, samt einem Bazar im Erdgeschoß, Platz zu machen. Ich wurde, nach Gutheißung meiner Pläne, mit der Oberleitung des Ganzen betraut und überzeugte mich, gleich beim ersten Spatenstich, daß bei der meist sumpfigen Terrainbeschaffenheit, vor allem ein fester Untergrund geschaffen werden müsse. Damit ging ich denn auch vor und gab einem Bauführer und einem alten Polier, der uns als Ortsangehöriger gute Dienste leistete, die nötigen </p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0060]
„Ich möchte“ hob dieser an „eine Geschichte von einem Karrenschieber erzählen und zwar, damit das Kind vom Anfang an einen Namen hat, die Geschichte vom Karrenschieber von Grisselsbrunn.
Nun Grisselsbrunn, vordem eine nicht unberühmte Heilquelle, war seit Anfang dieses Jahrhunderts nebenher auch noch ein großer Kaffeegarten geworden, unmittelbar vor der Stadt L., und als diese, wie Sie wissen, im Laufe der 70er Jahre sich auszudehnen und alle Vorörter und Nachbardörfer in sich aufzunehmen begann, kam auch Grisselsbrunn an die Reihe. Kaum daß man die immer noch in Ehren gehaltene Quelle respektierte. Die ringsherum stehenden Pavillons und Buden aber fielen sofort und die Platanen und Ahornbäume schließlich auch, – alles um einem großen Hotelbau, samt einem Bazar im Erdgeschoß, Platz zu machen. Ich wurde, nach Gutheißung meiner Pläne, mit der Oberleitung des Ganzen betraut und überzeugte mich, gleich beim ersten Spatenstich, daß bei der meist sumpfigen Terrainbeschaffenheit, vor allem ein fester Untergrund geschaffen werden müsse. Damit ging ich denn auch vor und gab einem Bauführer und einem alten Polier, der uns als Ortsangehöriger gute Dienste leistete, die nötigen
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(2014-01-22T15:28:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-22T15:28:28Z)
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(2014-01-22T15:28:28Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Anmerkungen zur Transkription:
Auslassungszeichen im Text werden einheitlich als U+2026 <…> (HORIZONTAL ELLIPSIS) wiedergegeben.
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