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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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"Aber Melusine, was das nun wieder soll! Und
wenn man so klug ist wie du ... Verliebt. Das ist
ja gar nichts; etwas verliebt ist man immer."

"Gewiß. Aber in wen? Da beginnen die Fragen
und die Finessen."

In diesem Augenblicke ging die Klingel draußen,
und Armgard horchte.

"Wie du dich verrätst," lachte Melusine. "Du
horchst und willst wissen, wer kommt."

Melusine wollte noch weiter sprechen, aber die
Thür ging bereits auf und Lizzi, die Kammerjungfer
der beiden Schwestern, trat ein, unmittelbar hinter ihr
ein Gersonscher Livreediener mit einem in einen Riemen
geschnallten Karton. "Er bringt die Hüte," sagte die
Kammerjungfer.

"Ah, die Hüte. Ja, Armgard da müssen wir
freilich unsre Frage vertagen. Was doch wohl auch
deine Meinung ist. Bitte, stellen Sie hin. Aber Lizzi,
du, du bleibst und mußt uns helfen; du hast einen
guten Geschmack. Übrigens ist kein Stehspiegel da?"

"Soll ich ihn holen?"

"Nein, nein, laß. Unsre Köpfe, worauf es doch
bloß ankommt, können wir schließlich auch in diesem
Spiegel sehen ... Ich denke, Armgard, du läßt mir
die Vorhand; dieser hier mit dem Heliotrop und den
Stiefmütterchen, der ist natürlich für mich; er hat den
richtigen Frauencharakter, fast schon Witwe."

Unter diesen Worten setzte sie sich den Hut auf und
trat an den Spiegel. "Nun, Lizzi, sprich."

"Ich weiß nicht recht, Frau Gräfin, er scheint mir
nicht modern genug. Der, den Comtesse Armgard eben auf¬
setzt, der würde wohl auch für Frau Gräfin besser passen;
-- die hohen Straußfedern, wie ein Ritterhelm, und
auch die Hutform selbst. Hier ist noch einer, fast ebenso
und beinah noch hübscher."

„Aber Meluſine, was das nun wieder ſoll! Und
wenn man ſo klug iſt wie du ... Verliebt. Das iſt
ja gar nichts; etwas verliebt iſt man immer.“

„Gewiß. Aber in wen? Da beginnen die Fragen
und die Fineſſen.“

In dieſem Augenblicke ging die Klingel draußen,
und Armgard horchte.

„Wie du dich verrätſt,“ lachte Meluſine. „Du
horchſt und willſt wiſſen, wer kommt.“

Meluſine wollte noch weiter ſprechen, aber die
Thür ging bereits auf und Lizzi, die Kammerjungfer
der beiden Schweſtern, trat ein, unmittelbar hinter ihr
ein Gerſonſcher Livreediener mit einem in einen Riemen
geſchnallten Karton. „Er bringt die Hüte,“ ſagte die
Kammerjungfer.

„Ah, die Hüte. Ja, Armgard da müſſen wir
freilich unſre Frage vertagen. Was doch wohl auch
deine Meinung iſt. Bitte, ſtellen Sie hin. Aber Lizzi,
du, du bleibſt und mußt uns helfen; du haſt einen
guten Geſchmack. Übrigens iſt kein Stehſpiegel da?“

„Soll ich ihn holen?“

„Nein, nein, laß. Unſre Köpfe, worauf es doch
bloß ankommt, können wir ſchließlich auch in dieſem
Spiegel ſehen ... Ich denke, Armgard, du läßt mir
die Vorhand; dieſer hier mit dem Heliotrop und den
Stiefmütterchen, der iſt natürlich für mich; er hat den
richtigen Frauencharakter, faſt ſchon Witwe.“

Unter dieſen Worten ſetzte ſie ſich den Hut auf und
trat an den Spiegel. „Nun, Lizzi, ſprich.“

„Ich weiß nicht recht, Frau Gräfin, er ſcheint mir
nicht modern genug. Der, den Comteſſe Armgard eben auf¬
ſetzt, der würde wohl auch für Frau Gräfin beſſer paſſen;
— die hohen Straußfedern, wie ein Ritterhelm, und
auch die Hutform ſelbſt. Hier iſt noch einer, faſt ebenſo
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[142/0149] „Aber Meluſine, was das nun wieder ſoll! Und wenn man ſo klug iſt wie du ... Verliebt. Das iſt ja gar nichts; etwas verliebt iſt man immer.“ „Gewiß. Aber in wen? Da beginnen die Fragen und die Fineſſen.“ In dieſem Augenblicke ging die Klingel draußen, und Armgard horchte. „Wie du dich verrätſt,“ lachte Meluſine. „Du horchſt und willſt wiſſen, wer kommt.“ Meluſine wollte noch weiter ſprechen, aber die Thür ging bereits auf und Lizzi, die Kammerjungfer der beiden Schweſtern, trat ein, unmittelbar hinter ihr ein Gerſonſcher Livreediener mit einem in einen Riemen geſchnallten Karton. „Er bringt die Hüte,“ ſagte die Kammerjungfer. „Ah, die Hüte. Ja, Armgard da müſſen wir freilich unſre Frage vertagen. Was doch wohl auch deine Meinung iſt. Bitte, ſtellen Sie hin. Aber Lizzi, du, du bleibſt und mußt uns helfen; du haſt einen guten Geſchmack. Übrigens iſt kein Stehſpiegel da?“ „Soll ich ihn holen?“ „Nein, nein, laß. Unſre Köpfe, worauf es doch bloß ankommt, können wir ſchließlich auch in dieſem Spiegel ſehen ... Ich denke, Armgard, du läßt mir die Vorhand; dieſer hier mit dem Heliotrop und den Stiefmütterchen, der iſt natürlich für mich; er hat den richtigen Frauencharakter, faſt ſchon Witwe.“ Unter dieſen Worten ſetzte ſie ſich den Hut auf und trat an den Spiegel. „Nun, Lizzi, ſprich.“ „Ich weiß nicht recht, Frau Gräfin, er ſcheint mir nicht modern genug. Der, den Comteſſe Armgard eben auf¬ ſetzt, der würde wohl auch für Frau Gräfin beſſer paſſen; — die hohen Straußfedern, wie ein Ritterhelm, und auch die Hutform ſelbſt. Hier iſt noch einer, faſt ebenſo und beinah noch hübſcher.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/149>, abgerufen am 21.11.2024.