"... Und wäre das verdammte Geld nicht, so hätt' ich den Kopf noch weniger hängen lassen, als ich gethan. Aber das Geld. Da war, noch unter Friedrich Wilhelm III., der alte General von der Marwitz auf Friedersdorf, von dem Sie gewiß mal gehört haben, der hat in seinen Memoiren irgendwo gesagt: ,er hätte sich aus dem Dienst gern schon früher zurück¬ gezogen und sei bloß geblieben um des Schlechtesten willen, was es überhaupt gäbe, um des Geldes willen' -- und das hat damals, als ich es las, einen großen Eindruck auf mich gemacht. Denn es gehört was dazu, das so ruhig auszusprechen. Die Menschen sind in allen Stücken so verlogen und unehrlich, auch in Geldsachen, fast noch mehr als in Tugend. Und das will was sagen. Ja, Lorenzen, so ist es ... Na, lassen wir's, Sie wissen ja auch Bescheid. Und dann sind das schlie߬ lich auch keine Betrachtungen für heute, wo ich gewählt werden und den Triumphator spielen soll. Übrigens geh' ich einem totalen Kladderadatsch entgegen. Ich werde nicht gewählt."
Lorenzen wurde verlegen, denn was Dubslav da zuletzt sagte, das stimmte nur zu sehr mit seiner eignen Meinung. Aber er mußte wohl oder übel, so schwer es ihm wurde, das Gegenteil versichern. "Ihre Wahl, Herr von Stechlin, steht, glaub' ich, fest; in unsrer Gegend wenigstens. Die Globsower und Dagower gehen mit gutem Beispiel voran. Lauter gute Leute."
"Vielleicht. Aber schlechte Musikanten. Alle Menschen sind Wetterfahnen, ein bißchen mehr, ein bißchen weniger. Und wir selber machen's auch so. Schwapp, sind wir auf der andern Seite."
"Ja, schwach ist jeder, und ich mag mich auch nicht für all und jeden verbürgen. Aber in diesem speziellen Falle ... Selbst Koseleger schien mir voll Zuversicht
„... Und wäre das verdammte Geld nicht, ſo hätt' ich den Kopf noch weniger hängen laſſen, als ich gethan. Aber das Geld. Da war, noch unter Friedrich Wilhelm III., der alte General von der Marwitz auf Friedersdorf, von dem Sie gewiß mal gehört haben, der hat in ſeinen Memoiren irgendwo geſagt: ‚er hätte ſich aus dem Dienſt gern ſchon früher zurück¬ gezogen und ſei bloß geblieben um des Schlechteſten willen, was es überhaupt gäbe, um des Geldes willen‘ — und das hat damals, als ich es las, einen großen Eindruck auf mich gemacht. Denn es gehört was dazu, das ſo ruhig auszuſprechen. Die Menſchen ſind in allen Stücken ſo verlogen und unehrlich, auch in Geldſachen, faſt noch mehr als in Tugend. Und das will was ſagen. Ja, Lorenzen, ſo iſt es ... Na, laſſen wir's, Sie wiſſen ja auch Beſcheid. Und dann ſind das ſchlie߬ lich auch keine Betrachtungen für heute, wo ich gewählt werden und den Triumphator ſpielen ſoll. Übrigens geh' ich einem totalen Kladderadatſch entgegen. Ich werde nicht gewählt.“
Lorenzen wurde verlegen, denn was Dubslav da zuletzt ſagte, das ſtimmte nur zu ſehr mit ſeiner eignen Meinung. Aber er mußte wohl oder übel, ſo ſchwer es ihm wurde, das Gegenteil verſichern. „Ihre Wahl, Herr von Stechlin, ſteht, glaub' ich, feſt; in unſrer Gegend wenigſtens. Die Globſower und Dagower gehen mit gutem Beiſpiel voran. Lauter gute Leute.“
„Vielleicht. Aber ſchlechte Muſikanten. Alle Menſchen ſind Wetterfahnen, ein bißchen mehr, ein bißchen weniger. Und wir ſelber machen's auch ſo. Schwapp, ſind wir auf der andern Seite.“
„Ja, ſchwach iſt jeder, und ich mag mich auch nicht für all und jeden verbürgen. Aber in dieſem ſpeziellen Falle ... Selbſt Koſeleger ſchien mir voll Zuverſicht
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„... Und wäre das verdammte Geld nicht, ſo
hätt' ich den Kopf noch weniger hängen laſſen, als ich
gethan. Aber das Geld. Da war, noch unter Friedrich
Wilhelm III., der alte General von der Marwitz auf
Friedersdorf, von dem Sie gewiß mal gehört haben,
der hat in ſeinen Memoiren irgendwo geſagt: ‚er
hätte ſich aus dem Dienſt gern ſchon früher zurück¬
gezogen und ſei bloß geblieben um des Schlechteſten
willen, was es überhaupt gäbe, um des Geldes willen‘
— und das hat damals, als ich es las, einen großen
Eindruck auf mich gemacht. Denn es gehört was dazu,
das ſo ruhig auszuſprechen. Die Menſchen ſind in allen
Stücken ſo verlogen und unehrlich, auch in Geldſachen,
faſt noch mehr als in Tugend. Und das will was
ſagen. Ja, Lorenzen, ſo iſt es ... Na, laſſen wir's,
Sie wiſſen ja auch Beſcheid. Und dann ſind das ſchlie߬
lich auch keine Betrachtungen für heute, wo ich gewählt
werden und den Triumphator ſpielen ſoll. Übrigens
geh' ich einem totalen Kladderadatſch entgegen. Ich
werde nicht gewählt.“
Lorenzen wurde verlegen, denn was Dubslav da
zuletzt ſagte, das ſtimmte nur zu ſehr mit ſeiner eignen
Meinung. Aber er mußte wohl oder übel, ſo ſchwer es
ihm wurde, das Gegenteil verſichern. „Ihre Wahl, Herr
von Stechlin, ſteht, glaub' ich, feſt; in unſrer Gegend
wenigſtens. Die Globſower und Dagower gehen mit
gutem Beiſpiel voran. Lauter gute Leute.“
„Vielleicht. Aber ſchlechte Muſikanten. Alle Menſchen
ſind Wetterfahnen, ein bißchen mehr, ein bißchen weniger.
Und wir ſelber machen's auch ſo. Schwapp, ſind wir
auf der andern Seite.“
„Ja, ſchwach iſt jeder, und ich mag mich auch nicht
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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/239>, abgerufen am 21.11.2024.
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