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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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Prinzessin als Sklavin in einem Harem; da muß denn
doch ganz anders vorgegangen werden. Wir reden jetzt
so viel von ,großen Mitteln'. Ja, meine Herren, auch
hier war nur mit großen Mitteln was auszurichten."

"Igni et ferro," bestätigte der Rektor.

"Und," fuhr der alte Zühlen fort, "so viel wird
jedem einleuchten, um den Teufel auszutreiben (als den
ich diesen Nachbarfürsten und seine That durchaus an¬
sehe), dazu mußte was Besonderes geschehn, etwas Beel¬
zebubartiges. Und das war eben das Blut dieser drei
Büffel. Ich find' es nicht zu viel."

Thormeyer hob sein Glas, um mit dem alten Zühlen
anzustoßen. "Es ist genau so, wie Herr von Zühlen
sagt. Und zuletzt geschah denn auch glücklicherweise das,
was unsre mehr auf Schönheit gerichteten Wünsche --
denn wir leben nun mal in einer Welt der Schönheit --
zufrieden stellen konnte. Direkt aus der Porphyrwanne
stieg die Prinzessin in die Marmorwanne, drin alle
Wohlgerüche Arabiens ihre Heimstätte hatten, und alle
Priester traten mit ihren Schöpfkellen aufs neue heran,
und in Kaskaden ergoß es sich über die Prinzessin, und
man sah ordentlich, wie die Schwermut von ihr abfiel
und wie all das wieder aufblühte, was ihr der räuberische
Nachbarfürst genommen. Und zuletzt schlugen die
Dienerinnen ihre Herrin in schneeweiße Gewänder und
führten sie bis an ein Lager und fächelten sie hier mit
Pfauenwedeln, bis sie den Kopf still neigte und ent¬
schlief. Und ist nichts zurückgeblieben, und ist später die
Gattin des Königs von Annam geworden. Er soll aller¬
dings sehr aufgeklärt gewesen sein, weil Frankreich schon
seit einiger Zeit in seinem Lande herrschte."

"Hoffen wir, daß Lillis Vetter auch ein Einsehen hat."

"Er wird, er wird."

Darauf stieß man an und alles brach auf. Die
Wagen waren bereits vorgefahren und standen in langer

Prinzeſſin als Sklavin in einem Harem; da muß denn
doch ganz anders vorgegangen werden. Wir reden jetzt
ſo viel von ‚großen Mitteln‘. Ja, meine Herren, auch
hier war nur mit großen Mitteln was auszurichten.“

„Igni et ferro,“ beſtätigte der Rektor.

„Und,“ fuhr der alte Zühlen fort, „ſo viel wird
jedem einleuchten, um den Teufel auszutreiben (als den
ich dieſen Nachbarfürſten und ſeine That durchaus an¬
ſehe), dazu mußte was Beſonderes geſchehn, etwas Beel¬
zebubartiges. Und das war eben das Blut dieſer drei
Büffel. Ich find' es nicht zu viel.“

Thormeyer hob ſein Glas, um mit dem alten Zühlen
anzuſtoßen. „Es iſt genau ſo, wie Herr von Zühlen
ſagt. Und zuletzt geſchah denn auch glücklicherweiſe das,
was unſre mehr auf Schönheit gerichteten Wünſche —
denn wir leben nun mal in einer Welt der Schönheit —
zufrieden ſtellen konnte. Direkt aus der Porphyrwanne
ſtieg die Prinzeſſin in die Marmorwanne, drin alle
Wohlgerüche Arabiens ihre Heimſtätte hatten, und alle
Prieſter traten mit ihren Schöpfkellen aufs neue heran,
und in Kaskaden ergoß es ſich über die Prinzeſſin, und
man ſah ordentlich, wie die Schwermut von ihr abfiel
und wie all das wieder aufblühte, was ihr der räuberiſche
Nachbarfürſt genommen. Und zuletzt ſchlugen die
Dienerinnen ihre Herrin in ſchneeweiße Gewänder und
führten ſie bis an ein Lager und fächelten ſie hier mit
Pfauenwedeln, bis ſie den Kopf ſtill neigte und ent¬
ſchlief. Und iſt nichts zurückgeblieben, und iſt ſpäter die
Gattin des Königs von Annam geworden. Er ſoll aller¬
dings ſehr aufgeklärt geweſen ſein, weil Frankreich ſchon
ſeit einiger Zeit in ſeinem Lande herrſchte.“

„Hoffen wir, daß Lillis Vetter auch ein Einſehen hat.“

„Er wird, er wird.“

Darauf ſtieß man an und alles brach auf. Die
Wagen waren bereits vorgefahren und ſtanden in langer

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[258/0265] Prinzeſſin als Sklavin in einem Harem; da muß denn doch ganz anders vorgegangen werden. Wir reden jetzt ſo viel von ‚großen Mitteln‘. Ja, meine Herren, auch hier war nur mit großen Mitteln was auszurichten.“ „Igni et ferro,“ beſtätigte der Rektor. „Und,“ fuhr der alte Zühlen fort, „ſo viel wird jedem einleuchten, um den Teufel auszutreiben (als den ich dieſen Nachbarfürſten und ſeine That durchaus an¬ ſehe), dazu mußte was Beſonderes geſchehn, etwas Beel¬ zebubartiges. Und das war eben das Blut dieſer drei Büffel. Ich find' es nicht zu viel.“ Thormeyer hob ſein Glas, um mit dem alten Zühlen anzuſtoßen. „Es iſt genau ſo, wie Herr von Zühlen ſagt. Und zuletzt geſchah denn auch glücklicherweiſe das, was unſre mehr auf Schönheit gerichteten Wünſche — denn wir leben nun mal in einer Welt der Schönheit — zufrieden ſtellen konnte. Direkt aus der Porphyrwanne ſtieg die Prinzeſſin in die Marmorwanne, drin alle Wohlgerüche Arabiens ihre Heimſtätte hatten, und alle Prieſter traten mit ihren Schöpfkellen aufs neue heran, und in Kaskaden ergoß es ſich über die Prinzeſſin, und man ſah ordentlich, wie die Schwermut von ihr abfiel und wie all das wieder aufblühte, was ihr der räuberiſche Nachbarfürſt genommen. Und zuletzt ſchlugen die Dienerinnen ihre Herrin in ſchneeweiße Gewänder und führten ſie bis an ein Lager und fächelten ſie hier mit Pfauenwedeln, bis ſie den Kopf ſtill neigte und ent¬ ſchlief. Und iſt nichts zurückgeblieben, und iſt ſpäter die Gattin des Königs von Annam geworden. Er ſoll aller¬ dings ſehr aufgeklärt geweſen ſein, weil Frankreich ſchon ſeit einiger Zeit in ſeinem Lande herrſchte.“ „Hoffen wir, daß Lillis Vetter auch ein Einſehen hat.“ „Er wird, er wird.“ Darauf ſtieß man an und alles brach auf. Die Wagen waren bereits vorgefahren und ſtanden in langer

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/265>, abgerufen am 22.11.2024.