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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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tur der Zeit' nennen. Haben Sie den Ausdruck schon
gehört, Uncke?"

"Zu Befehl, Herr Major."

"Und die Sozialdemokratie will auch hoch 'raus
und so zu Pferde sitzen wie Pyterke, bloß noch viel
höher. Aber das geht nicht gleich so. Gut Ding will
Weile haben. Und Torgelow, wenn er auch vielleicht
reden kann, reiten kann er noch lange nicht. Sagen
Sie, was macht er denn eigentlich? Ich meine Torge¬
low. Sind denn unsre kleinen Leute jetzt mehr zufrieden
mit ihm?"

"Nein, Herr Major, sie sind immer noch nicht
zufrieden mit ihm. Er wollte da neulich in Berlin
reden und hat auch wirklich was zu Graf Posa¬
dowsky gesagt. Und das is so dumm gewesen, daß
es die andern geniert hat. Und da haben sie ihn be¬
deutet: ,Torgelow, nu bist du still; so geht das hier
nich'."

"Ja," lachte Dubslav, "und wo der nu steht, da
sollte ich eigentlich stehen. Aber es is doch besser so.
Nu kann Torgelow zeigen, daß er nichts kann. Und
die andern auch. Und wenn sie's alle gezeigt haben,
na, dann sind wir vielleicht wieder dran und kommen
noch mal oben auf, und jeder kriegt Zulage. Sie auch,
Uncke, und Pyterke natürlich auch."

Uncke schmunzelte und legte seine zwei Dienstfinger
an die Schläfe.

"... Vorläufig aber müssen wir abwarten und
den sogenannten ,Ausbruch' verhüten und dafür sorgen,
daß unsere Globsower zufrieden sind. Und wenn wir
klug sind, glückt es vielleicht auch. Glauben Sie nicht
auch, Uncke, daß es kleine Mittel giebt?"

"Zu Befehl, Herr Major, kleine Mittel giebt es.
Es hat's schon."

"Und welche meinen Sie?"

tur der Zeit‘ nennen. Haben Sie den Ausdruck ſchon
gehört, Uncke?“

„Zu Befehl, Herr Major.“

„Und die Sozialdemokratie will auch hoch 'raus
und ſo zu Pferde ſitzen wie Pyterke, bloß noch viel
höher. Aber das geht nicht gleich ſo. Gut Ding will
Weile haben. Und Torgelow, wenn er auch vielleicht
reden kann, reiten kann er noch lange nicht. Sagen
Sie, was macht er denn eigentlich? Ich meine Torge¬
low. Sind denn unſre kleinen Leute jetzt mehr zufrieden
mit ihm?“

„Nein, Herr Major, ſie ſind immer noch nicht
zufrieden mit ihm. Er wollte da neulich in Berlin
reden und hat auch wirklich was zu Graf Poſa¬
dowsky geſagt. Und das is ſo dumm geweſen, daß
es die andern geniert hat. Und da haben ſie ihn be¬
deutet: ‚Torgelow, nu biſt du ſtill; ſo geht das hier
nich'.“

„Ja,“ lachte Dubslav, „und wo der nu ſteht, da
ſollte ich eigentlich ſtehen. Aber es is doch beſſer ſo.
Nu kann Torgelow zeigen, daß er nichts kann. Und
die andern auch. Und wenn ſie's alle gezeigt haben,
na, dann ſind wir vielleicht wieder dran und kommen
noch mal oben auf, und jeder kriegt Zulage. Sie auch,
Uncke, und Pyterke natürlich auch.“

Uncke ſchmunzelte und legte ſeine zwei Dienſtfinger
an die Schläfe.

„... Vorläufig aber müſſen wir abwarten und
den ſogenannten ‚Ausbruch‘ verhüten und dafür ſorgen,
daß unſere Globſower zufrieden ſind. Und wenn wir
klug ſind, glückt es vielleicht auch. Glauben Sie nicht
auch, Uncke, daß es kleine Mittel giebt?“

„Zu Befehl, Herr Major, kleine Mittel giebt es.
Es hat's ſchon.“

„Und welche meinen Sie?“

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[484/0491] tur der Zeit‘ nennen. Haben Sie den Ausdruck ſchon gehört, Uncke?“ „Zu Befehl, Herr Major.“ „Und die Sozialdemokratie will auch hoch 'raus und ſo zu Pferde ſitzen wie Pyterke, bloß noch viel höher. Aber das geht nicht gleich ſo. Gut Ding will Weile haben. Und Torgelow, wenn er auch vielleicht reden kann, reiten kann er noch lange nicht. Sagen Sie, was macht er denn eigentlich? Ich meine Torge¬ low. Sind denn unſre kleinen Leute jetzt mehr zufrieden mit ihm?“ „Nein, Herr Major, ſie ſind immer noch nicht zufrieden mit ihm. Er wollte da neulich in Berlin reden und hat auch wirklich was zu Graf Poſa¬ dowsky geſagt. Und das is ſo dumm geweſen, daß es die andern geniert hat. Und da haben ſie ihn be¬ deutet: ‚Torgelow, nu biſt du ſtill; ſo geht das hier nich'.“ „Ja,“ lachte Dubslav, „und wo der nu ſteht, da ſollte ich eigentlich ſtehen. Aber es is doch beſſer ſo. Nu kann Torgelow zeigen, daß er nichts kann. Und die andern auch. Und wenn ſie's alle gezeigt haben, na, dann ſind wir vielleicht wieder dran und kommen noch mal oben auf, und jeder kriegt Zulage. Sie auch, Uncke, und Pyterke natürlich auch.“ Uncke ſchmunzelte und legte ſeine zwei Dienſtfinger an die Schläfe. „... Vorläufig aber müſſen wir abwarten und den ſogenannten ‚Ausbruch‘ verhüten und dafür ſorgen, daß unſere Globſower zufrieden ſind. Und wenn wir klug ſind, glückt es vielleicht auch. Glauben Sie nicht auch, Uncke, daß es kleine Mittel giebt?“ „Zu Befehl, Herr Major, kleine Mittel giebt es. Es hat's ſchon.“ „Und welche meinen Sie?“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/491>, abgerufen am 22.11.2024.