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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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Bald danach hatte sich der Kirchhof geleert, und
alles, was in der Grafschaft wohnte, war auf dem
Heimwege. Nur die von Berlin her erschienenen Gäste,
die den nächsten, an Gransee vorüberkommenden Rostocker
Zug abzuwarten hatten, waren in das Herrenhaus zu¬
rückgekehrt, wo mittlerweile für einen Imbiß Sorge ge¬
tragen war. Rex und Czako, desgleichen auch die Berchtes¬
gadens, nahmen erst ein Glas Wein und dann eine
Tasse Kaffee. Zwischen dem alten Grafen und Adelheid
knüpfte sich ein mäßig belebtes Gespräch an, wobei der
Graf der Vorzüge des Verstorbenen gedachte. Da
Schwester Adelheid jedoch, wie so viele Schwestern,
allerlei Zweifel und Bedenken hinsichtlich des Thuns
und Treibens ihres Bruders hegte, so ging man bald
zu den Kindern über und beklagte, daß sie bei einer so
schönen Feier nicht hätten zugegen sein können. Da¬
zwischen wurde dann freilich das fast entgegengesetzt
klingende Bedauern laut, daß das junge Paar seinen
Aufenthalt im Süden wohl werde abbrechen müssen.
Der alte Graf in seiner Güte fand alles, was Adelheid
sagte, sehr verständig, während sich Adelheids Gefühle
mit der Anerkennung begnügten, daß sie sich den Alten
eigentlich schlimmer gedacht habe.


Bald danach hatte ſich der Kirchhof geleert, und
alles, was in der Grafſchaft wohnte, war auf dem
Heimwege. Nur die von Berlin her erſchienenen Gäſte,
die den nächſten, an Granſee vorüberkommenden Roſtocker
Zug abzuwarten hatten, waren in das Herrenhaus zu¬
rückgekehrt, wo mittlerweile für einen Imbiß Sorge ge¬
tragen war. Rex und Czako, desgleichen auch die Berchtes¬
gadens, nahmen erſt ein Glas Wein und dann eine
Taſſe Kaffee. Zwiſchen dem alten Grafen und Adelheid
knüpfte ſich ein mäßig belebtes Geſpräch an, wobei der
Graf der Vorzüge des Verſtorbenen gedachte. Da
Schweſter Adelheid jedoch, wie ſo viele Schweſtern,
allerlei Zweifel und Bedenken hinſichtlich des Thuns
und Treibens ihres Bruders hegte, ſo ging man bald
zu den Kindern über und beklagte, daß ſie bei einer ſo
ſchönen Feier nicht hätten zugegen ſein können. Da¬
zwiſchen wurde dann freilich das faſt entgegengeſetzt
klingende Bedauern laut, daß das junge Paar ſeinen
Aufenthalt im Süden wohl werde abbrechen müſſen.
Der alte Graf in ſeiner Güte fand alles, was Adelheid
ſagte, ſehr verſtändig, während ſich Adelheids Gefühle
mit der Anerkennung begnügten, daß ſie ſich den Alten
eigentlich ſchlimmer gedacht habe.


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[504/0511] Bald danach hatte ſich der Kirchhof geleert, und alles, was in der Grafſchaft wohnte, war auf dem Heimwege. Nur die von Berlin her erſchienenen Gäſte, die den nächſten, an Granſee vorüberkommenden Roſtocker Zug abzuwarten hatten, waren in das Herrenhaus zu¬ rückgekehrt, wo mittlerweile für einen Imbiß Sorge ge¬ tragen war. Rex und Czako, desgleichen auch die Berchtes¬ gadens, nahmen erſt ein Glas Wein und dann eine Taſſe Kaffee. Zwiſchen dem alten Grafen und Adelheid knüpfte ſich ein mäßig belebtes Geſpräch an, wobei der Graf der Vorzüge des Verſtorbenen gedachte. Da Schweſter Adelheid jedoch, wie ſo viele Schweſtern, allerlei Zweifel und Bedenken hinſichtlich des Thuns und Treibens ihres Bruders hegte, ſo ging man bald zu den Kindern über und beklagte, daß ſie bei einer ſo ſchönen Feier nicht hätten zugegen ſein können. Da¬ zwiſchen wurde dann freilich das faſt entgegengeſetzt klingende Bedauern laut, daß das junge Paar ſeinen Aufenthalt im Süden wohl werde abbrechen müſſen. Der alte Graf in ſeiner Güte fand alles, was Adelheid ſagte, ſehr verſtändig, während ſich Adelheids Gefühle mit der Anerkennung begnügten, daß ſie ſich den Alten eigentlich ſchlimmer gedacht habe.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/511>, abgerufen am 24.11.2024.