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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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wiederholt mit Czako an. "Noch einmal, auf Ihr Wohl.
Und auf Ihres, Herr von Rex. Und dann auf das Wohl
meiner Globsower, oder wenigstens meiner Globsower
Jungens, die sich nicht bloß um Fehrbellin kümmern und
um Leipzig, sondern, wie wir gesehen haben, auch selber
ihre Schlachten schlagen. Ich ärgere mich nur immer,
wenn ich diese riesigen Ballons da zwischen meinen Glob¬
sowern sehe. Und hinter dem ersten Fabrikhof (ich wollte
Sie nur nicht weiter damit behelligen), da ist noch ein
zweiter Hof, der sieht noch schlimmer aus. Da stehen
nämlich wahre Glasungeheuer, auch Ballons, aber mit
langem Hals dran, und die heißen dann Retorten."

"Aber Papa," sagte Woldemar, "daß du dich über
die paar Retorten und Ballons nie beruhigen kannst. So
lang ich nur denken kann, eiferst du dagegen. Es ist doch
ein wahres Glück, daß so viel davon in die Welt geht
und den armen Fabrikleuten einen guten Lohn sichert.
So was wie Streik kommt hier ja gar nicht vor und in
diesem Punkt ist unsre Stechliner Gegend doch wirklich
noch wie ein Paradies."

Lorenzen lachte.

"Ja, Lorenzen, Sie lachen," warf Dubslav hier ein.
"Aber bei Lichte besehen hat Woldemar doch recht, was,
(und Sie wissen auch warum,) eigentlich nicht oft vorkommt.
Es ist genau so, wie er sagt. Natürlich bleibt uns Eva
und die Schlange; das ist uralte Erbschaft. Aber so viel
noch von guter alter Zeit in dieser Welt zu finden ist, so
viel findet sich hier, hier in unsrer lieben alten Graf¬
schaft. Und in dies Bild richtiger Gliederung, oder meinet¬
wegen auch richtiger Unterordnung (denn ich erschrecke vor
solchem Worte nicht), in dieses Bild des Friedens paßt
mir diese ganze Globsower Retortenbläserei nicht hinein.
Und wenn ich nicht fürchten müßte, für einen Querkopf
gehalten zu werden, so hätt' ich bei hoher Behörde schon
lange meine Vorschläge wegen dieser Retorten und Ballons

Fontane, Der Stechlin. 6

wiederholt mit Czako an. „Noch einmal, auf Ihr Wohl.
Und auf Ihres, Herr von Rex. Und dann auf das Wohl
meiner Globſower, oder wenigſtens meiner Globſower
Jungens, die ſich nicht bloß um Fehrbellin kümmern und
um Leipzig, ſondern, wie wir geſehen haben, auch ſelber
ihre Schlachten ſchlagen. Ich ärgere mich nur immer,
wenn ich dieſe rieſigen Ballons da zwiſchen meinen Glob¬
ſowern ſehe. Und hinter dem erſten Fabrikhof (ich wollte
Sie nur nicht weiter damit behelligen), da iſt noch ein
zweiter Hof, der ſieht noch ſchlimmer aus. Da ſtehen
nämlich wahre Glasungeheuer, auch Ballons, aber mit
langem Hals dran, und die heißen dann Retorten.“

„Aber Papa,“ ſagte Woldemar, „daß du dich über
die paar Retorten und Ballons nie beruhigen kannſt. So
lang ich nur denken kann, eiferſt du dagegen. Es iſt doch
ein wahres Glück, daß ſo viel davon in die Welt geht
und den armen Fabrikleuten einen guten Lohn ſichert.
So was wie Streik kommt hier ja gar nicht vor und in
dieſem Punkt iſt unſre Stechliner Gegend doch wirklich
noch wie ein Paradies.“

Lorenzen lachte.

„Ja, Lorenzen, Sie lachen,“ warf Dubslav hier ein.
„Aber bei Lichte beſehen hat Woldemar doch recht, was,
(und Sie wiſſen auch warum,) eigentlich nicht oft vorkommt.
Es iſt genau ſo, wie er ſagt. Natürlich bleibt uns Eva
und die Schlange; das iſt uralte Erbſchaft. Aber ſo viel
noch von guter alter Zeit in dieſer Welt zu finden iſt, ſo
viel findet ſich hier, hier in unſrer lieben alten Graf¬
ſchaft. Und in dies Bild richtiger Gliederung, oder meinet¬
wegen auch richtiger Unterordnung (denn ich erſchrecke vor
ſolchem Worte nicht), in dieſes Bild des Friedens paßt
mir dieſe ganze Globſower Retortenbläſerei nicht hinein.
Und wenn ich nicht fürchten müßte, für einen Querkopf
gehalten zu werden, ſo hätt' ich bei hoher Behörde ſchon
lange meine Vorſchläge wegen dieſer Retorten und Ballons

Fontane, Der Stechlin. 6
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[81/0088] wiederholt mit Czako an. „Noch einmal, auf Ihr Wohl. Und auf Ihres, Herr von Rex. Und dann auf das Wohl meiner Globſower, oder wenigſtens meiner Globſower Jungens, die ſich nicht bloß um Fehrbellin kümmern und um Leipzig, ſondern, wie wir geſehen haben, auch ſelber ihre Schlachten ſchlagen. Ich ärgere mich nur immer, wenn ich dieſe rieſigen Ballons da zwiſchen meinen Glob¬ ſowern ſehe. Und hinter dem erſten Fabrikhof (ich wollte Sie nur nicht weiter damit behelligen), da iſt noch ein zweiter Hof, der ſieht noch ſchlimmer aus. Da ſtehen nämlich wahre Glasungeheuer, auch Ballons, aber mit langem Hals dran, und die heißen dann Retorten.“ „Aber Papa,“ ſagte Woldemar, „daß du dich über die paar Retorten und Ballons nie beruhigen kannſt. So lang ich nur denken kann, eiferſt du dagegen. Es iſt doch ein wahres Glück, daß ſo viel davon in die Welt geht und den armen Fabrikleuten einen guten Lohn ſichert. So was wie Streik kommt hier ja gar nicht vor und in dieſem Punkt iſt unſre Stechliner Gegend doch wirklich noch wie ein Paradies.“ Lorenzen lachte. „Ja, Lorenzen, Sie lachen,“ warf Dubslav hier ein. „Aber bei Lichte beſehen hat Woldemar doch recht, was, (und Sie wiſſen auch warum,) eigentlich nicht oft vorkommt. Es iſt genau ſo, wie er ſagt. Natürlich bleibt uns Eva und die Schlange; das iſt uralte Erbſchaft. Aber ſo viel noch von guter alter Zeit in dieſer Welt zu finden iſt, ſo viel findet ſich hier, hier in unſrer lieben alten Graf¬ ſchaft. Und in dies Bild richtiger Gliederung, oder meinet¬ wegen auch richtiger Unterordnung (denn ich erſchrecke vor ſolchem Worte nicht), in dieſes Bild des Friedens paßt mir dieſe ganze Globſower Retortenbläſerei nicht hinein. Und wenn ich nicht fürchten müßte, für einen Querkopf gehalten zu werden, ſo hätt' ich bei hoher Behörde ſchon lange meine Vorſchläge wegen dieſer Retorten und Ballons Fontane, Der Stechlin. 6

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/88>, abgerufen am 21.11.2024.