Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.cen gegen sich hatte; die Sache ist aber die, daß die ganze Insurrection bereits in ein Stadium getreten war, wo nichts so sehr fehlte, als ruhige Anordnung und Ueberlegung. Man folgte den Eingebungen des Moments und floh und focht, wie es die Stimmung des Augenblicks mit sich führte. Noch andres kam hinzu. Die tapfersten und zuverlässigsten Clane, die sich um die Fahne des Prätendenten geschaart hatten, die Frazer's und Mac-Donald's, die Mac-Pherson's und Mac-Intosh, waren eben hier zwischen Aberdeen und Inverneß zu Hause, und zeigten sich wenig geneigt, Weib und Kind dem nachrückenden Feinde ohne Schwertstreich zu überlassen. So entspann sich die Schlacht. Der Ausgang derselben war von Anfang an wenig zweifelhaft; zwei Umstände aber vervollständigten die Niederlage der Hochländer. Zunächst das unerwartet frühzeitige Eintreffen des Herzogs von Cumberland, dann die Haltung der Mac-Donald's, die jede Theilnahme am Kampf ablehnten, weil ihnen die Ehrenstellung am rechten Flügel, die sie beanspruchten, versagt worden war. Dazu kam das Terrain, das flach und hart wie eine Tenne, der überlegenen Englischen Reiterei alle nur möglichen Chancen bot. Alle Tapferkeit der einzelnen Clane war umsonst. In wenigen Stunden war die Niederlage vollendet. Gegen 800 Hochländer lagen todt auf der Haide. Die dem Norden angehörigen Clane flohen über Inverneß hinaus; die andern hielten sich südwestlich und trafen andern Tages cen gegen sich hatte; die Sache ist aber die, daß die ganze Insurrection bereits in ein Stadium getreten war, wo nichts so sehr fehlte, als ruhige Anordnung und Ueberlegung. Man folgte den Eingebungen des Moments und floh und focht, wie es die Stimmung des Augenblicks mit sich führte. Noch andres kam hinzu. Die tapfersten und zuverlässigsten Clane, die sich um die Fahne des Prätendenten geschaart hatten, die Frazer’s und Mac-Donald’s, die Mac-Pherson’s und Mac-Intosh, waren eben hier zwischen Aberdeen und Inverneß zu Hause, und zeigten sich wenig geneigt, Weib und Kind dem nachrückenden Feinde ohne Schwertstreich zu überlassen. So entspann sich die Schlacht. Der Ausgang derselben war von Anfang an wenig zweifelhaft; zwei Umstände aber vervollständigten die Niederlage der Hochländer. Zunächst das unerwartet frühzeitige Eintreffen des Herzogs von Cumberland, dann die Haltung der Mac-Donald’s, die jede Theilnahme am Kampf ablehnten, weil ihnen die Ehrenstellung am rechten Flügel, die sie beanspruchten, versagt worden war. Dazu kam das Terrain, das flach und hart wie eine Tenne, der überlegenen Englischen Reiterei alle nur möglichen Chancen bot. Alle Tapferkeit der einzelnen Clane war umsonst. In wenigen Stunden war die Niederlage vollendet. Gegen 800 Hochländer lagen todt auf der Haide. Die dem Norden angehörigen Clane flohen über Inverneß hinaus; die andern hielten sich südwestlich und trafen andern Tages <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0252" n="238"/> cen gegen sich hatte; die Sache ist aber die, daß die ganze Insurrection bereits in ein Stadium getreten war, wo nichts so sehr fehlte, als ruhige Anordnung und Ueberlegung. Man folgte den Eingebungen des Moments und floh und focht, wie es die Stimmung des Augenblicks mit sich führte. Noch andres kam hinzu. Die tapfersten und zuverlässigsten Clane, die sich um die Fahne des Prätendenten geschaart hatten, die Frazer’s und Mac-Donald’s, die Mac-Pherson’s und Mac-Intosh, waren eben hier zwischen Aberdeen und Inverneß zu Hause, und zeigten sich wenig geneigt, Weib und Kind dem nachrückenden Feinde ohne Schwertstreich zu überlassen. So entspann sich die Schlacht. Der Ausgang derselben war von Anfang an wenig zweifelhaft; zwei Umstände aber vervollständigten die Niederlage der Hochländer. Zunächst das unerwartet frühzeitige Eintreffen des Herzogs von Cumberland, dann die Haltung der Mac-Donald’s, die jede Theilnahme am Kampf ablehnten, weil ihnen die Ehrenstellung am rechten Flügel, die sie beanspruchten, versagt worden war. Dazu kam das Terrain, das flach und hart wie eine Tenne, der überlegenen Englischen Reiterei alle nur möglichen Chancen bot. Alle Tapferkeit der einzelnen Clane war umsonst. In wenigen Stunden war die Niederlage vollendet. Gegen 800 Hochländer lagen todt auf der Haide. Die dem Norden angehörigen Clane flohen über Inverneß hinaus; die andern hielten sich südwestlich und trafen andern Tages<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [238/0252]
cen gegen sich hatte; die Sache ist aber die, daß die ganze Insurrection bereits in ein Stadium getreten war, wo nichts so sehr fehlte, als ruhige Anordnung und Ueberlegung. Man folgte den Eingebungen des Moments und floh und focht, wie es die Stimmung des Augenblicks mit sich führte. Noch andres kam hinzu. Die tapfersten und zuverlässigsten Clane, die sich um die Fahne des Prätendenten geschaart hatten, die Frazer’s und Mac-Donald’s, die Mac-Pherson’s und Mac-Intosh, waren eben hier zwischen Aberdeen und Inverneß zu Hause, und zeigten sich wenig geneigt, Weib und Kind dem nachrückenden Feinde ohne Schwertstreich zu überlassen. So entspann sich die Schlacht. Der Ausgang derselben war von Anfang an wenig zweifelhaft; zwei Umstände aber vervollständigten die Niederlage der Hochländer. Zunächst das unerwartet frühzeitige Eintreffen des Herzogs von Cumberland, dann die Haltung der Mac-Donald’s, die jede Theilnahme am Kampf ablehnten, weil ihnen die Ehrenstellung am rechten Flügel, die sie beanspruchten, versagt worden war. Dazu kam das Terrain, das flach und hart wie eine Tenne, der überlegenen Englischen Reiterei alle nur möglichen Chancen bot. Alle Tapferkeit der einzelnen Clane war umsonst. In wenigen Stunden war die Niederlage vollendet. Gegen 800 Hochländer lagen todt auf der Haide. Die dem Norden angehörigen Clane flohen über Inverneß hinaus; die andern hielten sich südwestlich und trafen andern Tages
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(2018-07-25T15:22:45Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T15:22:45Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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