Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.von Cumberland von seiner Höhe aus die Bewegungen der Schlacht leitete. Es wird auch erzählt, daß er nach einem rasch gewonnenen Ueberblick, der ihm vielleicht die ganze Rath- und Hülflosigkeit der Gegner verrathen haben mochte, den Wunsch äußerte, vor Beginn der Schlacht ein Frühstück einzunehmen. Seine Officiere aber baten ihn auf's Dringendste, vor jeder sorglosen Ueberschätzung seiner Gegner auf der Huth zu sein, da diesen "Teufels von Hochländern" nie zu trauen sei. So begann denn die Schlacht unmittelbar, und eh' zwei Stunden vorüber waren, war Alles entschieden. Wir erkletterten den Stein nicht ohne Mühe. Man sieht von seiner Höhe aus etwas weiter in's Land hinein und wird des Moraybusens ansichtig, dessen blauer Streifen sich nordöstlich zieht; sonst verändert sich das landschaftliche Bild in nichts, da es eben nur kahle Fläche ist, was hier auf Meilen hinaus nach allen Seiten sich dehnt. - Der Tag war grau, und der Himmel drohte mit Regen, so traten wir, nachdem wir den Herzog von Cumberland aus dem Felde geschlagen und auf seinem eigenen Stein das Frühstück eingenommen hatten, das ihm unterm Zwang der Umstände versagt geblieben war, unsern Rückzug an. Als wir die eingefriedigte Stelle wieder passirten, wo wir nunmehr zur Rechten den wirren Steinhaufen und zur Linken die Gräber hatten, kniete ich nieder, um einen vollen Ginsterbusch von dem Grabe der Frazer's und einen Büschel Haidekraut von dem der von Cumberland von seiner Höhe aus die Bewegungen der Schlacht leitete. Es wird auch erzählt, daß er nach einem rasch gewonnenen Ueberblick, der ihm vielleicht die ganze Rath- und Hülflosigkeit der Gegner verrathen haben mochte, den Wunsch äußerte, vor Beginn der Schlacht ein Frühstück einzunehmen. Seine Officiere aber baten ihn auf’s Dringendste, vor jeder sorglosen Ueberschätzung seiner Gegner auf der Huth zu sein, da diesen „Teufels von Hochländern“ nie zu trauen sei. So begann denn die Schlacht unmittelbar, und eh’ zwei Stunden vorüber waren, war Alles entschieden. Wir erkletterten den Stein nicht ohne Mühe. Man sieht von seiner Höhe aus etwas weiter in’s Land hinein und wird des Moraybusens ansichtig, dessen blauer Streifen sich nordöstlich zieht; sonst verändert sich das landschaftliche Bild in nichts, da es eben nur kahle Fläche ist, was hier auf Meilen hinaus nach allen Seiten sich dehnt. – Der Tag war grau, und der Himmel drohte mit Regen, so traten wir, nachdem wir den Herzog von Cumberland aus dem Felde geschlagen und auf seinem eigenen Stein das Frühstück eingenommen hatten, das ihm unterm Zwang der Umstände versagt geblieben war, unsern Rückzug an. Als wir die eingefriedigte Stelle wieder passirten, wo wir nunmehr zur Rechten den wirren Steinhaufen und zur Linken die Gräber hatten, kniete ich nieder, um einen vollen Ginsterbusch von dem Grabe der Frazer’s und einen Büschel Haidekraut von dem der <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0261" n="247"/> von Cumberland von seiner Höhe aus die Bewegungen der Schlacht leitete. Es wird auch erzählt, daß er nach einem rasch gewonnenen Ueberblick, der ihm vielleicht die ganze Rath- und Hülflosigkeit der Gegner verrathen haben mochte, den Wunsch äußerte, vor Beginn der Schlacht ein Frühstück einzunehmen. Seine Officiere aber baten ihn auf’s Dringendste, vor jeder sorglosen Ueberschätzung seiner Gegner auf der Huth zu sein, da diesen „Teufels von Hochländern“ nie zu trauen sei. So begann denn die Schlacht unmittelbar, und eh’ zwei Stunden vorüber waren, war Alles entschieden. </p><lb/> <p>Wir erkletterten den Stein nicht ohne Mühe. Man sieht von seiner Höhe aus etwas weiter in’s Land hinein und wird des Moraybusens ansichtig, dessen blauer Streifen sich nordöstlich zieht; sonst verändert sich das landschaftliche Bild in nichts, da es eben nur kahle Fläche ist, was hier auf Meilen hinaus nach allen Seiten sich dehnt. –</p><lb/> <p>Der Tag war grau, und der Himmel drohte mit Regen, so traten wir, nachdem wir den Herzog von Cumberland aus dem Felde geschlagen und auf seinem eigenen Stein das Frühstück eingenommen hatten, das ihm unterm Zwang der Umstände versagt geblieben war, unsern Rückzug an. Als wir die eingefriedigte Stelle wieder passirten, wo wir nunmehr zur Rechten den wirren Steinhaufen und zur Linken die Gräber hatten, kniete ich nieder, um einen vollen Ginsterbusch von dem Grabe der Frazer’s und einen Büschel Haidekraut von dem der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [247/0261]
von Cumberland von seiner Höhe aus die Bewegungen der Schlacht leitete. Es wird auch erzählt, daß er nach einem rasch gewonnenen Ueberblick, der ihm vielleicht die ganze Rath- und Hülflosigkeit der Gegner verrathen haben mochte, den Wunsch äußerte, vor Beginn der Schlacht ein Frühstück einzunehmen. Seine Officiere aber baten ihn auf’s Dringendste, vor jeder sorglosen Ueberschätzung seiner Gegner auf der Huth zu sein, da diesen „Teufels von Hochländern“ nie zu trauen sei. So begann denn die Schlacht unmittelbar, und eh’ zwei Stunden vorüber waren, war Alles entschieden.
Wir erkletterten den Stein nicht ohne Mühe. Man sieht von seiner Höhe aus etwas weiter in’s Land hinein und wird des Moraybusens ansichtig, dessen blauer Streifen sich nordöstlich zieht; sonst verändert sich das landschaftliche Bild in nichts, da es eben nur kahle Fläche ist, was hier auf Meilen hinaus nach allen Seiten sich dehnt. –
Der Tag war grau, und der Himmel drohte mit Regen, so traten wir, nachdem wir den Herzog von Cumberland aus dem Felde geschlagen und auf seinem eigenen Stein das Frühstück eingenommen hatten, das ihm unterm Zwang der Umstände versagt geblieben war, unsern Rückzug an. Als wir die eingefriedigte Stelle wieder passirten, wo wir nunmehr zur Rechten den wirren Steinhaufen und zur Linken die Gräber hatten, kniete ich nieder, um einen vollen Ginsterbusch von dem Grabe der Frazer’s und einen Büschel Haidekraut von dem der
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(2018-07-25T15:22:45Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T15:22:45Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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