Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.Nordamerika, die etwa um dieselbe Zeit (in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts) gegen die Ueberfälle der Sioux und Chippeway-Indianer errichtet wurden. Waren doch auch die wilden Hochländer jener Epoche kaum etwas anderes als jene Indianerhorden, gleich arm, gleich roh, gleich kriegerisch, der Jagd und dem Whisky mit gleicher Ausschließlichkeit ergeben und voll gleichen Hasses gegen den Sachsen, "den weißen Mann". Fort Augustus hatte während der verschiedenen Jacobitenaufstände seine Bedeutung und hielt sich siegreich gegen die Aufständischen; jetzt ist es ein gleichgültiger Stationsort, ein Wachthaus, eine Duodezkaserne, wo sechs Gemeine und ein Unteroffizier ein friedliches und vergessenes Leben führen. Loch Oich, der sehr klein ist, ist schnell passirt, und mit Hülfe von einigen Schleusen steigen wir jetzt in Loch Lochy hinab. Dieser, etwa halb so groß wie der Loch Neß, gleicht dem letzteren in allem übrigen wie ein Ei dem andern. Schon von der Mitte des Sees aus gewahrt man den Ben Nevis, den höchsten Berg Schottlands, in aller Deutlichkeit und hat nun auf drei, vier Stunden hin den ernst, massig und unwirthlich daliegenden Felsenkegel desselben als beständigen Begleiter. Von der Südwestspitze Loch Lochy's bis zur nächsten Meeresbucht (deren der atlantische Ocean hier unzählige bildet), ist noch eine Strecke von zehn englischen Meilen. Man passirt keinen See mehr, sondern nur die gerade schmale Nordamerika, die etwa um dieselbe Zeit (in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts) gegen die Ueberfälle der Sioux und Chippeway-Indianer errichtet wurden. Waren doch auch die wilden Hochländer jener Epoche kaum etwas anderes als jene Indianerhorden, gleich arm, gleich roh, gleich kriegerisch, der Jagd und dem Whisky mit gleicher Ausschließlichkeit ergeben und voll gleichen Hasses gegen den Sachsen, „den weißen Mann“. Fort Augustus hatte während der verschiedenen Jacobitenaufstände seine Bedeutung und hielt sich siegreich gegen die Aufständischen; jetzt ist es ein gleichgültiger Stationsort, ein Wachthaus, eine Duodezkaserne, wo sechs Gemeine und ein Unteroffizier ein friedliches und vergessenes Leben führen. Loch Oich, der sehr klein ist, ist schnell passirt, und mit Hülfe von einigen Schleusen steigen wir jetzt in Loch Lochy hinab. Dieser, etwa halb so groß wie der Loch Neß, gleicht dem letzteren in allem übrigen wie ein Ei dem andern. Schon von der Mitte des Sees aus gewahrt man den Ben Nevis, den höchsten Berg Schottlands, in aller Deutlichkeit und hat nun auf drei, vier Stunden hin den ernst, massig und unwirthlich daliegenden Felsenkegel desselben als beständigen Begleiter. Von der Südwestspitze Loch Lochy’s bis zur nächsten Meeresbucht (deren der atlantische Ocean hier unzählige bildet), ist noch eine Strecke von zehn englischen Meilen. Man passirt keinen See mehr, sondern nur die gerade schmale <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0278" n="264"/> Nordamerika, die etwa um dieselbe Zeit (in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts) gegen die Ueberfälle der Sioux und Chippeway-Indianer errichtet wurden. Waren doch auch die wilden Hochländer jener Epoche kaum etwas anderes als jene Indianerhorden, gleich arm, gleich roh, gleich kriegerisch, der Jagd und dem Whisky mit gleicher Ausschließlichkeit ergeben und voll gleichen Hasses gegen den Sachsen, „den weißen Mann“. Fort Augustus hatte während der verschiedenen Jacobiten<choice><sic> </sic><corr>auf</corr></choice>stände seine Bedeutung und hielt sich siegreich gegen die Aufständischen; jetzt ist es ein gleichgültiger Stationsort, ein Wachthaus, eine Duodezkaserne, wo sechs Gemeine und ein Unteroffizier ein friedliches und vergessenes Leben führen.</p><lb/> <p>Loch Oich, der sehr klein ist, ist schnell passirt, und mit Hülfe von einigen Schleusen steigen wir jetzt in Loch Lochy hinab. Dieser, etwa halb so groß wie der Loch Neß, gleicht dem letzteren in allem übrigen wie ein Ei dem andern. Schon von der Mitte des Sees aus gewahrt man den Ben Nevis, den höchsten Berg Schottlands, in aller Deutlichkeit und hat nun auf drei, vier Stunden hin den ernst, massig und unwirthlich daliegenden Felsenkegel desselben als beständigen Begleiter. Von der Südwestspitze Loch Lochy’s bis zur nächsten Meeresbucht (deren der atlantische Ocean hier unzählige bildet), ist noch eine Strecke von zehn englischen Meilen. Man passirt keinen See mehr, sondern nur die gerade schmale<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [264/0278]
Nordamerika, die etwa um dieselbe Zeit (in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts) gegen die Ueberfälle der Sioux und Chippeway-Indianer errichtet wurden. Waren doch auch die wilden Hochländer jener Epoche kaum etwas anderes als jene Indianerhorden, gleich arm, gleich roh, gleich kriegerisch, der Jagd und dem Whisky mit gleicher Ausschließlichkeit ergeben und voll gleichen Hasses gegen den Sachsen, „den weißen Mann“. Fort Augustus hatte während der verschiedenen Jacobitenaufstände seine Bedeutung und hielt sich siegreich gegen die Aufständischen; jetzt ist es ein gleichgültiger Stationsort, ein Wachthaus, eine Duodezkaserne, wo sechs Gemeine und ein Unteroffizier ein friedliches und vergessenes Leben führen.
Loch Oich, der sehr klein ist, ist schnell passirt, und mit Hülfe von einigen Schleusen steigen wir jetzt in Loch Lochy hinab. Dieser, etwa halb so groß wie der Loch Neß, gleicht dem letzteren in allem übrigen wie ein Ei dem andern. Schon von der Mitte des Sees aus gewahrt man den Ben Nevis, den höchsten Berg Schottlands, in aller Deutlichkeit und hat nun auf drei, vier Stunden hin den ernst, massig und unwirthlich daliegenden Felsenkegel desselben als beständigen Begleiter. Von der Südwestspitze Loch Lochy’s bis zur nächsten Meeresbucht (deren der atlantische Ocean hier unzählige bildet), ist noch eine Strecke von zehn englischen Meilen. Man passirt keinen See mehr, sondern nur die gerade schmale
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(2018-07-25T15:22:45Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T15:22:45Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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