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Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

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ein altes Volks- und Spottlied existirt, worin es von den Melroser Mönchen heißt:

Und sie hatten vom besten schottischen Kohl
Alle Freitag auf ihrem Teller,
Und thaten an Braten und Bier sich wohl
Aus ihrer Nachbarn Keller.

Mehr aber als selbst die gelungensten Capitell-Ornamente der schönen Abteiruine nehmen die unscheinbaren, halb weggetretenen Grabsteine unsere Aufmerksamkeit in Anspruch, die sich im hohen Chor der Kirche, zum Theil in unmittelbarer Nähe des Altars befinden. An der wenig beglaubigten Gruft König Alexander's II. schreiten wir vorüber, jener Stelle zu, wo verschiedene Mitglieder der Familie Douglas, besonders Graf Jakob und Lord William Douglas begraben liegen. Nicht die verwitterten Steine fesseln uns, aber die Männer, die unter ihnen ruhen. Wir treten zunächst an das Grab des Grafen Jakob.

Es ist dies derselbe Jakob, Graf von Douglas, der in der berühmten Chevy-Chase-Ballade die Ehre höchster Tapferkeit mit dem Grafen Percy von Northumberland theilt; zwei Namen, die fortleben und einen Zauberklang für Ohr und Herz behalten werden, so lange noch ein Vogel im Walde singt und die Menschen sich freuen, wenn der Frühling kommt. Die alte Ballade (von der übrigens eine sehr abweichende schottische Version existirt, die den geschichtlichen Hergang um vieles genauer wiedergiebt) erzählt bekanntlich von einem Jagdzug, den Graf

ein altes Volks- und Spottlied existirt, worin es von den Melroser Mönchen heißt:

Und sie hatten vom besten schottischen Kohl
Alle Freitag auf ihrem Teller,
Und thaten an Braten und Bier sich wohl
Aus ihrer Nachbarn Keller.

Mehr aber als selbst die gelungensten Capitell-Ornamente der schönen Abteiruine nehmen die unscheinbaren, halb weggetretenen Grabsteine unsere Aufmerksamkeit in Anspruch, die sich im hohen Chor der Kirche, zum Theil in unmittelbarer Nähe des Altars befinden. An der wenig beglaubigten Gruft König Alexander’s II. schreiten wir vorüber, jener Stelle zu, wo verschiedene Mitglieder der Familie Douglas, besonders Graf Jakob und Lord William Douglas begraben liegen. Nicht die verwitterten Steine fesseln uns, aber die Männer, die unter ihnen ruhen. Wir treten zunächst an das Grab des Grafen Jakob.

Es ist dies derselbe Jakob, Graf von Douglas, der in der berühmten Chevy-Chase-Ballade die Ehre höchster Tapferkeit mit dem Grafen Percy von Northumberland theilt; zwei Namen, die fortleben und einen Zauberklang für Ohr und Herz behalten werden, so lange noch ein Vogel im Walde singt und die Menschen sich freuen, wenn der Frühling kommt. Die alte Ballade (von der übrigens eine sehr abweichende schottische Version existirt, die den geschichtlichen Hergang um vieles genauer wiedergiebt) erzählt bekanntlich von einem Jagdzug, den Graf

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[322/0339] ein altes Volks- und Spottlied existirt, worin es von den Melroser Mönchen heißt: Und sie hatten vom besten schottischen Kohl Alle Freitag auf ihrem Teller, Und thaten an Braten und Bier sich wohl Aus ihrer Nachbarn Keller. Mehr aber als selbst die gelungensten Capitell-Ornamente der schönen Abteiruine nehmen die unscheinbaren, halb weggetretenen Grabsteine unsere Aufmerksamkeit in Anspruch, die sich im hohen Chor der Kirche, zum Theil in unmittelbarer Nähe des Altars befinden. An der wenig beglaubigten Gruft König Alexander’s II. schreiten wir vorüber, jener Stelle zu, wo verschiedene Mitglieder der Familie Douglas, besonders Graf Jakob und Lord William Douglas begraben liegen. Nicht die verwitterten Steine fesseln uns, aber die Männer, die unter ihnen ruhen. Wir treten zunächst an das Grab des Grafen Jakob. Es ist dies derselbe Jakob, Graf von Douglas, der in der berühmten Chevy-Chase-Ballade die Ehre höchster Tapferkeit mit dem Grafen Percy von Northumberland theilt; zwei Namen, die fortleben und einen Zauberklang für Ohr und Herz behalten werden, so lange noch ein Vogel im Walde singt und die Menschen sich freuen, wenn der Frühling kommt. Die alte Ballade (von der übrigens eine sehr abweichende schottische Version existirt, die den geschichtlichen Hergang um vieles genauer wiedergiebt) erzählt bekanntlich von einem Jagdzug, den Graf

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/339>, abgerufen am 22.11.2024.