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Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

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Dutzend Galgen war über Nacht errichtet worden, an dem höchsten hing Cochrane, Graf von Mar, Archibald Douglas aber hieß von dem Tage an: Archibald Bell the Cat.

Jakob III. selbst war endlich dem Zorn seiner Barone unterlegen; sein eigener Sohn hatte sich den Aufständischen zugesellt und der Tag von Sauchieburn hatte dem "Fiedlerkönig", wie man ihn hieß, Thron und Leben gekostet. Jakob IV. herrschte jetzt, Ritterlichkeit stand wieder im Preise, der beste Ritter im Lande aber hieß - Bell the Cat. Er war nicht jung mehr, nah an funfzig, als sich Folgendes zutrug.

Einer der tapfersten Männer an Jakobs Hofe war Spens von Kilspendie. Der König gab eine Festlichkeit in Stirling-Castle; beim Weine flogen die Worte hin und her. Man sprach auch von Bell the Cat, der zufällig oder absichtlich nicht zugegen war, da die wachsende Macht des Hauses Douglas allerhand Furcht und Neid erzeugt hatte, selbst im Herzen des Königs. Man sprach von der Kraft und dem Muth des Abwesenden; der König selbst fügte hinzu: "Kein besserer Mann, denn Angus." Spens von Kilspendie lächelte und sagte dann laut: "wenn Alles was lang ist auch tapfer ist, dann ist er der Tapferste." Das wurde von guten Freunden dem Angus hinterbracht. Monate waren vorüber; die Sache schien vergessen. Eines Tages als Angus auf die Jagd ritt, nur von einem einzigen Diener begleitet, begegnete er dem Spens nahe am Walde von Borthwick

Dutzend Galgen war über Nacht errichtet worden, an dem höchsten hing Cochrane, Graf von Mar, Archibald Douglas aber hieß von dem Tage an: Archibald Bell the Cat.

Jakob III. selbst war endlich dem Zorn seiner Barone unterlegen; sein eigener Sohn hatte sich den Aufständischen zugesellt und der Tag von Sauchieburn hatte dem „Fiedlerkönig“, wie man ihn hieß, Thron und Leben gekostet. Jakob IV. herrschte jetzt, Ritterlichkeit stand wieder im Preise, der beste Ritter im Lande aber hieß – Bell the Cat. Er war nicht jung mehr, nah an funfzig, als sich Folgendes zutrug.

Einer der tapfersten Männer an Jakobs Hofe war Spens von Kilspendie. Der König gab eine Festlichkeit in Stirling-Castle; beim Weine flogen die Worte hin und her. Man sprach auch von Bell the Cat, der zufällig oder absichtlich nicht zugegen war, da die wachsende Macht des Hauses Douglas allerhand Furcht und Neid erzeugt hatte, selbst im Herzen des Königs. Man sprach von der Kraft und dem Muth des Abwesenden; der König selbst fügte hinzu: „Kein besserer Mann, denn Angus.“ Spens von Kilspendie lächelte und sagte dann laut: „wenn Alles was lang ist auch tapfer ist, dann ist er der Tapferste.“ Das wurde von guten Freunden dem Angus hinterbracht. Monate waren vorüber; die Sache schien vergessen. Eines Tages als Angus auf die Jagd ritt, nur von einem einzigen Diener begleitet, begegnete er dem Spens nahe am Walde von Borthwick

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[81/0095] Dutzend Galgen war über Nacht errichtet worden, an dem höchsten hing Cochrane, Graf von Mar, Archibald Douglas aber hieß von dem Tage an: Archibald Bell the Cat. Jakob III. selbst war endlich dem Zorn seiner Barone unterlegen; sein eigener Sohn hatte sich den Aufständischen zugesellt und der Tag von Sauchieburn hatte dem „Fiedlerkönig“, wie man ihn hieß, Thron und Leben gekostet. Jakob IV. herrschte jetzt, Ritterlichkeit stand wieder im Preise, der beste Ritter im Lande aber hieß – Bell the Cat. Er war nicht jung mehr, nah an funfzig, als sich Folgendes zutrug. Einer der tapfersten Männer an Jakobs Hofe war Spens von Kilspendie. Der König gab eine Festlichkeit in Stirling-Castle; beim Weine flogen die Worte hin und her. Man sprach auch von Bell the Cat, der zufällig oder absichtlich nicht zugegen war, da die wachsende Macht des Hauses Douglas allerhand Furcht und Neid erzeugt hatte, selbst im Herzen des Königs. Man sprach von der Kraft und dem Muth des Abwesenden; der König selbst fügte hinzu: „Kein besserer Mann, denn Angus.“ Spens von Kilspendie lächelte und sagte dann laut: „wenn Alles was lang ist auch tapfer ist, dann ist er der Tapferste.“ Das wurde von guten Freunden dem Angus hinterbracht. Monate waren vorüber; die Sache schien vergessen. Eines Tages als Angus auf die Jagd ritt, nur von einem einzigen Diener begleitet, begegnete er dem Spens nahe am Walde von Borthwick

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/95>, abgerufen am 23.11.2024.