Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.In solcher Stimmung sah man dem Revuetage Das Bild, das die Stadt vom frühen Morgen an Für elf Uhr war das Eintreffen des Königs 7*
In ſolcher Stimmung ſah man dem Revuetage Das Bild, das die Stadt vom frühen Morgen an Für elf Uhr war das Eintreffen des Königs 7*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0111" n="99"/> <p>In ſolcher Stimmung ſah man dem Revuetage<lb/> der ein Sonnabend war, entgegen.</p><lb/> <p>Das Bild, das die Stadt vom frühen Morgen an<lb/> darbot, entſprach der Aufregung, die herrſchte. Tauſende<lb/> ſtrömten hinaus, und bedeckten vom Halleſchen Thor<lb/> an die berganſteigende Straße, zu deren beiden Seiten<lb/> ſich die „Knapphänſe“, dieſe bekannten Zivilmarketen¬<lb/> der, mit ihren Körben und Flaſchen etabliert hatten.<lb/> Bald danach erſchienen auch die Equipagen der vor¬<lb/> nehmen Welt, unter dieſen <hi rendition="#g">die</hi> Schachs, die für den<lb/> heutigen Tag den Carayonſchen Damen zur Dispo¬<lb/> ſition geſtellt worden war. Im ſelben Wagen mit<lb/> ihnen befand ſich ein alter Herr v. d. Recke, früher<lb/> Offizier, der, als naher Anverwandter Schachs, die<lb/> Honneurs und zugleich den militäriſchen Interpreten<lb/> machte. Frau v. Carayon trug ein ſtahlgraues Sei¬<lb/> denkleid und eine Mantille von gleicher Farbe, während<lb/> von Victoirens breitrandigem Italienerhut ein blauer<lb/> Schleier im Winde flatterte. Neben dem Kutſcher<lb/> ſaß der Groom und erfreute ſich der Huld beider<lb/> Damen, ganz beſonders auch der ziemlich willkürlich<lb/> accentuierten engliſchen Worte, die Victoire von Zeit<lb/> zu Zeit an ihn richtete.</p><lb/> <p>Für elf Uhr war das Eintreffen des Königs<lb/> angemeldet worden, aber lange vorher ſchon erſchienen<lb/> die zur Revue befohlenen, altberühmten Infanterie¬<lb/> regimenter Alt Lariſch, v. Arnim und Möllendorff,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">7*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [99/0111]
In ſolcher Stimmung ſah man dem Revuetage
der ein Sonnabend war, entgegen.
Das Bild, das die Stadt vom frühen Morgen an
darbot, entſprach der Aufregung, die herrſchte. Tauſende
ſtrömten hinaus, und bedeckten vom Halleſchen Thor
an die berganſteigende Straße, zu deren beiden Seiten
ſich die „Knapphänſe“, dieſe bekannten Zivilmarketen¬
der, mit ihren Körben und Flaſchen etabliert hatten.
Bald danach erſchienen auch die Equipagen der vor¬
nehmen Welt, unter dieſen die Schachs, die für den
heutigen Tag den Carayonſchen Damen zur Dispo¬
ſition geſtellt worden war. Im ſelben Wagen mit
ihnen befand ſich ein alter Herr v. d. Recke, früher
Offizier, der, als naher Anverwandter Schachs, die
Honneurs und zugleich den militäriſchen Interpreten
machte. Frau v. Carayon trug ein ſtahlgraues Sei¬
denkleid und eine Mantille von gleicher Farbe, während
von Victoirens breitrandigem Italienerhut ein blauer
Schleier im Winde flatterte. Neben dem Kutſcher
ſaß der Groom und erfreute ſich der Huld beider
Damen, ganz beſonders auch der ziemlich willkürlich
accentuierten engliſchen Worte, die Victoire von Zeit
zu Zeit an ihn richtete.
Für elf Uhr war das Eintreffen des Königs
angemeldet worden, aber lange vorher ſchon erſchienen
die zur Revue befohlenen, altberühmten Infanterie¬
regimenter Alt Lariſch, v. Arnim und Möllendorff,
7*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |