Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.ihre Janitscharenmusik vorauf. Ihnen folgte die Victoire hatte sich auf dem Tempelhofer Felde ihre Janitſcharenmuſik vorauf. Ihnen folgte die Victoire hatte ſich auf dem Tempelhofer Felde <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0112" n="100"/> ihre Janitſcharenmuſik vorauf. Ihnen folgte die<lb/> Kavallerie: Garde du Corps, Gensdarmes und Leib¬<lb/> huſaren, bis ganz zuletzt in einer immer dicker werdenden<lb/> Staubwolke die Sechs- und Zwölfpfünder heran¬<lb/> raſſelten und klapperten, die zum Teil ſchon bei Prag<lb/> und Leuthen und neuerdings wieder bei Valmy und<lb/> Pirmaſens gedonnert hatten. Enthuſiaſtiſcher Jubel<lb/> begleitete den Anmarſch, und wahrlich, wer ſie ſo<lb/> heranziehen ſah, dem mußte das Herz in patriotiſch<lb/> ſtolzer Erregung höher ſchlagen. Auch die Carayons<lb/> teilten das allgemeine Gefühl, und nahmen es als<lb/> bloße Verſtimmung oder Altersängſtlichkeit, als der<lb/> alte Herr v. d. Recke ſich vorbog und mit bewegter<lb/> Stimme ſagte: „Prägen wir uns dieſen Anblick ein,<lb/> meine Damen. Denn glauben Sie der Vorahnung<lb/> eines alten Mannes, wir werden dieſe Pracht nicht<lb/> wiederſehen. Es iſt die Abſchiedsrevue der friederi¬<lb/> cianiſchen Armee.“</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Victoire hatte ſich auf dem Tempelhofer Felde<lb/> leicht erkältet und blieb in ihrer Wohnung zurück,<lb/> als die Mama gegen Abend ins Schauſpiel fuhr, ein<lb/> Vergnügen, das ſie jederzeit geliebt hatte, zu keiner<lb/> Zeit aber mehr als damals, wo ſich zu der künſtleriſchen<lb/> Anregung auch noch etwas von wohlthuender politiſcher<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [100/0112]
ihre Janitſcharenmuſik vorauf. Ihnen folgte die
Kavallerie: Garde du Corps, Gensdarmes und Leib¬
huſaren, bis ganz zuletzt in einer immer dicker werdenden
Staubwolke die Sechs- und Zwölfpfünder heran¬
raſſelten und klapperten, die zum Teil ſchon bei Prag
und Leuthen und neuerdings wieder bei Valmy und
Pirmaſens gedonnert hatten. Enthuſiaſtiſcher Jubel
begleitete den Anmarſch, und wahrlich, wer ſie ſo
heranziehen ſah, dem mußte das Herz in patriotiſch
ſtolzer Erregung höher ſchlagen. Auch die Carayons
teilten das allgemeine Gefühl, und nahmen es als
bloße Verſtimmung oder Altersängſtlichkeit, als der
alte Herr v. d. Recke ſich vorbog und mit bewegter
Stimme ſagte: „Prägen wir uns dieſen Anblick ein,
meine Damen. Denn glauben Sie der Vorahnung
eines alten Mannes, wir werden dieſe Pracht nicht
wiederſehen. Es iſt die Abſchiedsrevue der friederi¬
cianiſchen Armee.“
Victoire hatte ſich auf dem Tempelhofer Felde
leicht erkältet und blieb in ihrer Wohnung zurück,
als die Mama gegen Abend ins Schauſpiel fuhr, ein
Vergnügen, das ſie jederzeit geliebt hatte, zu keiner
Zeit aber mehr als damals, wo ſich zu der künſtleriſchen
Anregung auch noch etwas von wohlthuender politiſcher
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