Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.sprach er jetzt hastig und in sich überstürzender Weise All dies wurde sehr freundlich gesprochen, aber Den Tag nach diesem Besuche kam Tante Mar¬ "Nun Tante Marguerite," fragte Victoire, "wie "Gut, liebe Victoire. Denn es berührt doch den "Welchen meinst Du, liebe Tante." "Nun den von der chrüstlichen Ehe." 8*
ſprach er jetzt haſtig und in ſich überſtürzender Weiſe All dies wurde ſehr freundlich geſprochen, aber Den Tag nach dieſem Beſuche kam Tante Mar¬ „Nun Tante Marguerite,“ fragte Victoire, „wie „Gut, liebe Victoire. Denn es berührt doch den „Welchen meinſt Du, liebe Tante.“ „Nun den von der chrüſtlichen Ehe.“ 8*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0127" n="115"/> ſprach er jetzt haſtig und in ſich überſtürzender Weiſe<lb/> von einer Parodie, die vorbereitet werde, von einem<lb/> angekündigten Proteſte der lutheriſchen Geiſtlichkeit,<lb/> vom Hofe, von Iffland, vom Dichter ſelbſt, und<lb/> ſchloß endlich mit einer übertriebenen Lobpreiſung der<lb/> eingelegten Lieder und Kompoſitionen. Er hoffe, daß<lb/> Fräulein Victoire noch den Abend in Erinnerung habe,<lb/> wo er dieſe Lieder am Klavier begleiten durfte.</p><lb/> <p>All dies wurde ſehr freundlich geſprochen, aber<lb/> ſo freundlich es klang, ſo fremd klang es auch,<lb/> und Victoire hörte mit feinem Ohr heraus, daß es<lb/> nicht <hi rendition="#g">die</hi> Sprache war, die ſie fordern durfte. Sie<lb/> war bemüht ihm unbefangen zu antworten, aber es<lb/> blieb ein äußerliches Geſpräch bis er ging.</p><lb/> <p>Den Tag nach dieſem Beſuche kam Tante Mar¬<lb/> guerite. Sie hatte bei Hofe von dem ſchönen Stücke<lb/> gehört, „das ſo ſchön ſei, wie noch gar keins,“ und<lb/> ſo wollte ſies gerne ſehn. Frau von Carayon war ihr<lb/> zu Willen, nahm ſie mit in die zweite Vorſtellung,<lb/> und da wirklich ſehr gekürzt worden war, blieb auch<lb/> noch Zeit daheim eine halbe Stunde zu plaudern.</p><lb/> <p>„Nun Tante Marguerite,“ fragte Victoire, „wie<lb/> hat es Dir gefallen?“</p><lb/> <p>„Gut, liebe Victoire. Denn es berührt doch den<lb/> Hauptpunkt in unſrer gereinigten Kürche.“</p><lb/> <p>„Welchen meinſt Du, liebe Tante.“</p><lb/> <p>„Nun <hi rendition="#g">den</hi> von der chrüſtlichen Ehe.“<lb/></p> <fw place="bottom" type="sig">8*<lb/></fw> </div> </body> </text> </TEI> [115/0127]
ſprach er jetzt haſtig und in ſich überſtürzender Weiſe
von einer Parodie, die vorbereitet werde, von einem
angekündigten Proteſte der lutheriſchen Geiſtlichkeit,
vom Hofe, von Iffland, vom Dichter ſelbſt, und
ſchloß endlich mit einer übertriebenen Lobpreiſung der
eingelegten Lieder und Kompoſitionen. Er hoffe, daß
Fräulein Victoire noch den Abend in Erinnerung habe,
wo er dieſe Lieder am Klavier begleiten durfte.
All dies wurde ſehr freundlich geſprochen, aber
ſo freundlich es klang, ſo fremd klang es auch,
und Victoire hörte mit feinem Ohr heraus, daß es
nicht die Sprache war, die ſie fordern durfte. Sie
war bemüht ihm unbefangen zu antworten, aber es
blieb ein äußerliches Geſpräch bis er ging.
Den Tag nach dieſem Beſuche kam Tante Mar¬
guerite. Sie hatte bei Hofe von dem ſchönen Stücke
gehört, „das ſo ſchön ſei, wie noch gar keins,“ und
ſo wollte ſies gerne ſehn. Frau von Carayon war ihr
zu Willen, nahm ſie mit in die zweite Vorſtellung,
und da wirklich ſehr gekürzt worden war, blieb auch
noch Zeit daheim eine halbe Stunde zu plaudern.
„Nun Tante Marguerite,“ fragte Victoire, „wie
hat es Dir gefallen?“
„Gut, liebe Victoire. Denn es berührt doch den
Hauptpunkt in unſrer gereinigten Kürche.“
„Welchen meinſt Du, liebe Tante.“
„Nun den von der chrüſtlichen Ehe.“
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