Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite

Unter denen, die sich meldeten, war auch Lieute¬
nant von Zieten.

"Ich gebe den Lieutenant von Zieten das Wort."

Dieser erhob sich und sagte, während er sich leicht
auf der Stuhllehne wiegte: "Was ich vorzuschlagen
habe, heißt Schlittenfahrt."

Alle sahen einander an, Einige lachten.

"Im Juli?"

"Im Juli," wiederholte Zieten. "Unter den Lin¬
den wird Salz gestreut, und über diesen Schnee hin,
geht unsre Fahrt. Erst ein paar aufgelöste Nonnen;
in dem großen Hauptschlitten aber, der die Mitte des
Zuges bildet, paradieren Luther und sein Famu¬
lus, jeder mit einer Flöte, während Katharinchen auf
der Pritsche reitet. Ad libitum mit Fackel oder
Schlittenpeitsche. Vorreiter eröffnen den Zug. Ko¬
stüme werden dem Theater entnommen oder ange¬
fertigt. Ich habe gesprochen."

Ein ungeheurer Lärm antwortete, bis der Ruhe
gebietende Nostitz endlich durchdrang. "Ich nehme
diesen Lärm einfach als Zustimmung, und beglück¬
wünsche Kamerad Zieten, mit einem einzigen und ersten
Meisterschuß gleich ins Schwarze getroffen zu haben.
Also Schlittenfahrt. Angenommen?"

"Ja, ja."

"So bleibt nur noch Rollenverteilung. Wer giebt
den Luther?"

Unter denen, die ſich meldeten, war auch Lieute¬
nant von Zieten.

„Ich gebe den Lieutenant von Zieten das Wort.“

Dieſer erhob ſich und ſagte, während er ſich leicht
auf der Stuhllehne wiegte: „Was ich vorzuſchlagen
habe, heißt Schlittenfahrt.“

Alle ſahen einander an, Einige lachten.

„Im Juli?“

„Im Juli,“ wiederholte Zieten. „Unter den Lin¬
den wird Salz geſtreut, und über dieſen Schnee hin,
geht unſre Fahrt. Erſt ein paar aufgelöſte Nonnen;
in dem großen Hauptſchlitten aber, der die Mitte des
Zuges bildet, paradieren Luther und ſein Famu¬
lus, jeder mit einer Flöte, während Katharinchen auf
der Pritſche reitet. Ad libitum mit Fackel oder
Schlittenpeitſche. Vorreiter eröffnen den Zug. Ko¬
ſtüme werden dem Theater entnommen oder ange¬
fertigt. Ich habe geſprochen.“

Ein ungeheurer Lärm antwortete, bis der Ruhe
gebietende Noſtitz endlich durchdrang. „Ich nehme
dieſen Lärm einfach als Zuſtimmung, und beglück¬
wünſche Kamerad Zieten, mit einem einzigen und erſten
Meiſterſchuß gleich ins Schwarze getroffen zu haben.
Alſo Schlittenfahrt. Angenommen?“

„Ja, ja.“

„So bleibt nur noch Rollenverteilung. Wer giebt
den Luther?“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0133" n="121"/>
        <p>Unter denen, die &#x017F;ich meldeten, war auch Lieute¬<lb/>
nant von Zieten.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich gebe den Lieutenant von Zieten das Wort.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;er erhob &#x017F;ich und &#x017F;agte, während er &#x017F;ich leicht<lb/>
auf der Stuhllehne wiegte: &#x201E;Was ich vorzu&#x017F;chlagen<lb/>
habe, heißt <hi rendition="#g">Schlittenfahrt</hi>.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Alle &#x017F;ahen einander an, Einige lachten.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Im Juli?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Im Juli,&#x201C; wiederholte Zieten. &#x201E;Unter den Lin¬<lb/>
den wird Salz ge&#x017F;treut, und über die&#x017F;en Schnee hin,<lb/>
geht un&#x017F;re Fahrt. Er&#x017F;t ein paar aufgelö&#x017F;te Nonnen;<lb/>
in dem großen Haupt&#x017F;chlitten aber, der die Mitte des<lb/>
Zuges bildet, paradieren Luther und &#x017F;ein Famu¬<lb/>
lus, jeder mit einer Flöte, während Katharinchen auf<lb/>
der Prit&#x017F;che reitet. <hi rendition="#aq">Ad libitum</hi> mit Fackel oder<lb/>
Schlittenpeit&#x017F;che. Vorreiter eröffnen den Zug. Ko¬<lb/>
&#x017F;tüme werden dem Theater entnommen oder ange¬<lb/>
fertigt. Ich habe ge&#x017F;prochen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Ein ungeheurer Lärm antwortete, bis der Ruhe<lb/>
gebietende No&#x017F;titz endlich durchdrang. &#x201E;Ich nehme<lb/>
die&#x017F;en Lärm einfach als Zu&#x017F;timmung, und beglück¬<lb/>
wün&#x017F;che Kamerad Zieten, mit einem einzigen und er&#x017F;ten<lb/>
Mei&#x017F;ter&#x017F;chuß gleich ins Schwarze getroffen zu haben.<lb/>
Al&#x017F;o Schlittenfahrt. Angenommen?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ja, ja.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;So bleibt nur noch Rollenverteilung. Wer giebt<lb/>
den Luther?&#x201C;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0133] Unter denen, die ſich meldeten, war auch Lieute¬ nant von Zieten. „Ich gebe den Lieutenant von Zieten das Wort.“ Dieſer erhob ſich und ſagte, während er ſich leicht auf der Stuhllehne wiegte: „Was ich vorzuſchlagen habe, heißt Schlittenfahrt.“ Alle ſahen einander an, Einige lachten. „Im Juli?“ „Im Juli,“ wiederholte Zieten. „Unter den Lin¬ den wird Salz geſtreut, und über dieſen Schnee hin, geht unſre Fahrt. Erſt ein paar aufgelöſte Nonnen; in dem großen Hauptſchlitten aber, der die Mitte des Zuges bildet, paradieren Luther und ſein Famu¬ lus, jeder mit einer Flöte, während Katharinchen auf der Pritſche reitet. Ad libitum mit Fackel oder Schlittenpeitſche. Vorreiter eröffnen den Zug. Ko¬ ſtüme werden dem Theater entnommen oder ange¬ fertigt. Ich habe geſprochen.“ Ein ungeheurer Lärm antwortete, bis der Ruhe gebietende Noſtitz endlich durchdrang. „Ich nehme dieſen Lärm einfach als Zuſtimmung, und beglück¬ wünſche Kamerad Zieten, mit einem einzigen und erſten Meiſterſchuß gleich ins Schwarze getroffen zu haben. Alſo Schlittenfahrt. Angenommen?“ „Ja, ja.“ „So bleibt nur noch Rollenverteilung. Wer giebt den Luther?“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/133
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/133>, abgerufen am 24.11.2024.